Wenn man schonmal im Reich der Beduinen unterwegs ist, muss man natürlich auch in die Wüste. Ich hatte beim letzten Mal in diesen Gefilden eine kleine Wüstentour mit meiner Gastschwester gemacht, aber was eindeutig noch gefehlt hat, war ein bisschen mehr Zeit bei den Kamelen. Und Julia musste ich nicht lang überzeugen, dass sie mich zum Kamelreiten begleitete.
Um zu den Kamelen hinzukommen, mussten wir erstmal ein bisschen raus aus Abu Dhabi in die Wüste vor der Stadt. Die arabische Wüste ist eine der größten der Welt und eine der trockensten. Man kommt recht leicht hin: unser Fahrer brauchte nicht mal eine Stunde, bis er die Schnellstraße verließ und dem Straßenschild in Richtung der „Farm-Zufahrten“ folgte. Da draußen sind Kamelfarmen genauso wie Anbaugebiete zum Beispiel von Dattelpalmen zu finden und die Straße hört sehr schnell auf befestigt zu sein, also kommt man ohne Allradantrieb nicht weit. Schon bei unserer kleinen Spritztour über die Dünen will man nicht wirklich weiter draußen in der Wüste sein – schon da, wo wir wussten, die Straße ist höchstens zwei Kilometer weg, hatten wir keine Ahnung in welche Richtung wir hätten gehen müssen, denn es sieht einfach alles gleich aus, aber wunderschön. Rauf und runter ging es über die Dünen und schließlich kamen wir zu einem Camp im Sand, wo unser Kamel Jamal schon wartete.
Wenn ein Kamel nur einen Höcker hat, spricht man üblicherweise von einem Dromedar. Hat es zwei Höcker, ist es ein Trampeltier. Kamel ist also alles, nur irgendwie bekommen wir das als Kinder ein bisschen nicht richtig vermittelt. Auf einem Höcker sitzt es sich denkbar schlecht, deswegen gibt es spezielle Sättel, die es einem ermöglichen, trotzdem vorn und hinten eine kleine Stütze zu haben um nicht runterzufallen. Das ist gar nicht so einfach, denn es wackelt ganz schön auf so einem Ding. Zwar haben Kamele keine richtigen Hufe sondern superweiche Polster unter den Füßen, die die Schritte dämpfen und ihr Gewicht so verteilen, dass sie nicht im Sand einsinken, aber sie laufen ganz komisch – jedenfalls komisch für alle, die wissen, wie ein Pferd seine Beine bewegt, nämlich immer ein rechtes und ein linkes zusammen. Kamele bewegen gleichzeitig beide rechten Beine oder beide linken, deswegen schaukelt es ganz ungemein. Und deswegen werden die lieben Riesen auch Wüstenschiffe genannt, weil man sich fast fühlt wie bei Seegang wenn man drauf sitzt.
Kamele können es superlang in der Hitze aushalten. Ich hab mal recherchiert und es heißt, sie können um die 200 Liter Wasser in nur 15 Minuten aufnehmen. Schon beeindruckend, aber das
faszinierendste finde ich tatsächlich die seltsamen Beine. Die Hinterbeine haben zwei Knie sozusagen, also zwei Gelenke zwischen Fuß und Becken. Wenn sie sich hinsetzen schauen unter dem Popo die
unteren Knie raus und das sieht immer richtig unbequem aus, aber ich glaube sie genießen es, einfach in der Gegend rumzusitzen und zu schauen. Wenn man ihre Gesichter sieht, schauen sie
jedenfalls immer sehr genießerisch drein, vor allem wenn sie kauen. Youtubt mal nach „Kamel kaut“ wenn ihr mir nicht glaubt.
So viel gekaut hat Jamal aber nicht, denn er musste ja mit uns über die Dünen klettern. Das war richtig schön, totale Stille da draußen (wenn man vom Handy unseres Führers mal absieht, das dank
der Nähe zur Stadt immer noch perfekten Empfang hatte) und diese Sandberge, die sich mehrere Dutzend Meter auftürmen. Echt ein schönes Erlebnis, was mir extreme Lust macht auf eine mehrtägige
Kamelsafari irgendwann in der Zukunft.
So ein Kamelrücken ist übrigens unglaublich breit und wir spürten zwei Tage später noch den Sattel in den Oberschenkeln, aber so hatten wir wenigstens noch ein bisschen länger was von unserem kleinen Wüstenabenteuer.
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