Wenn der Himmel tanzt

Es ist eisig kalt und windig und wackelig wenn man nachts vor Island und Grönland unterwegs ist. Die Nacht ist stockfinster so weit weg von allen großen Städten und der Himmel übersäht mit Sternen. Wenn man Glück hat, sieht man eine Sternschnuppe. Wenn man platzt vor Glück, dann gibt es das wohl spektakulärste Naturschauspiel der Welt zu bewundern: Polarlichter.

mit langer Belichtung zeigt sich der Himmel in seiner ganzen Sternenpracht [als Vollbild jedenfalls]
mit langer Belichtung zeigt sich der Himmel in seiner ganzen Sternenpracht [als Vollbild jedenfalls]

Die Neuigkeit verbreitete sich wie Kakerlaken auf einem Kreuzfahrtschiff (wir klopfen täglich auf Holz, damit das nicht passiert), der App-Store verzeichnete hundert Downloads einer gewissen Wetter-App und jedes Besatzungsmitglied war plötzlich ganz besonders freundlich zu denjenigen unter den Kollegen, die eine gute Kamera haben – Nordlichter um Mitternacht! Mal wieder stapelte sich die Crew auf Deck 6, aber immerhin hat jeder eine perfekte Sicht, wenn man nicht nach vorne sondern nach oben schauen muss. Mann, war das kalt! Man erkennt ja nicht mal die Kollegen, wenn es so dunkel ist, also kuschelt man halt mit denen, die am nächsten stehen, bis sich jemand laut fragt, wer du bist. Dann kann man schnell verschwinden, denn es erkennt dich ja niemand.
Der Sternenhimmel allein war schon beeindruckend, aber dann kamen noch richtig viele Sternschnuppen dazu – eine davon so unglaublich hell und langsam, dass ich fast dachte, es wäre eine Seenot-Rakete. Weil sie so plötzlich kam und alle so plötzlich verstummten, hatte ich das Gefühl, den Schweif sogar vorbeistreifen zu hören.

das entspricht ungefähr dem, was wir mit bloßem Auge sehen konnten
das entspricht ungefähr dem, was wir mit bloßem Auge sehen konnten

Als die Augen schon eine Weile an die Schwärze gewöhnt waren, ging es los mit den „Ooohs“ und „Aaahs“, denn ganz feine graue Schleier schienen über den Himmel zu ziehen. Ganz langsam erst, aber zwischendurch auch richtig schnell und flackernd. Die Stärke der Aurora Borealis wird in mehreren Abstufungen angegeben. Stufe 0 und 1 kann man mit dem bloßen Auge gar nicht sehen, Stufe 2 und 3 sieht man üblicherweise nur wie hellgraue Wolken – nur eben nachts, wenn man Wolken eigentlich nicht sehen sollte. Alles was drüber ist, erkennt auch das menschliche Auge als Farbe. Auf unserer Bugkamera im Fernsehen konnten alle, denen es draußen zu kalt war, genau sehen, wenn der Himmel sich zu bewegen schien und kamen rausgerannt. Da der Mensch besonders empfindlich auf grünes Licht reagiert, kann er das am ehesten sehen und so sind die meisten Nordlichter, die man zu sehen bekommt, grün. Es gibt aber auch lila und rote und andersfarbige Polarlichter je nachdem, wie aktiv die Sonnenwinde zu der Zeit sind und in welcher Höhe welche Teilchen wie elektrisch geladen sind.

die Super-Sternschnuppe festgehalten vom Foto-Team
die Super-Sternschnuppe festgehalten vom Foto-Team

Wir hatten Glück. So weit südlich vom Nordpolarkreis ist es ungewöhnlich, starke Nordlichter zu sehen, aber es wurde nachts tatsächlich recht unscharf am Himmel und weil unsere Kameras teilweise viel empfindlichere Linsen haben als unsere Augen sahen wir tatsächlich die grünen Lichtstreifen am Himmel tanzen – wenn auch nur auf dem Kameradisplay.
Das ist also ausnahmsweise mal ein Erlebnis von meiner To-Do-Liste, das ich eigentlich abhaken könnte, es aber nicht tue, denn richtige Nordlichter nördlich vom Polarkreis müssen jetzt natürlich erst recht sein!

 

 

 

 


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