Nach sehr leckerem Bacon ‘n‘ Eggs in unserem Frühstückscafé ging das durch-NYC-Spazieren gleich weiter – es gibt ja soo viel zu sehen. Für den Dienstag hatten wir eigentlich eine Bootsfahrt auf dem Hudson River geplant, uns dann aber umentschieden für eine Circle-Island-Tour, bei der man drei Stunden lang einmal rund um Manhattan schippert.
Das Schiff legte ab am Pier 83 und so kamen wir auch zum ersten Mal an die West Side und zum ersten Mal ans Wasser. Hier sah es fast schon wieder aus, wie in den Vororten der Großstadt – ganz viele Autohäuser, Parkhausanlagen und kleine runtergekommene Läden, deren Angebot eh keiner in der City braucht.
Die Parkhäuser sind hier übrigens sehr komisch. Es gibt solche, wie wir sie kennen – unter den Häusern mit großen Einfahrten an der Straße (natürlich sündhaft teuer in Manhattan) – und dann gibt es aber noch eine ganz coole Erfindung, die eigentlich sehr logisch ist. Wegen dem begrenzten Platz in New Yorks Straßen kann man ja nicht einfach überall einen Parkplatz anlegen, wenn man merkt, dass man mehr Parkplätze braucht. Für Parkhäuser wäre teilweise zwar Platz, aber die Auffahrten bräuchten sehr viel Platz, der dann nicht zum Parken genutzt werden kann. Deswegen gibt es eine Art Aufzüge, die die Autos drei- oder vierfach übereinander stapeln, wo sie dann den ganzen Tag stehen können und niemanden stören. Leider haben wir nie gesehen, wie ein Auto da wieder rauskommt – irgendwie müssten ja dann alle unteren Autos raus um das obere rauszulassen…
Die Piers sind hauptsächlich richtige Anlegestege oder Garagen, Helikopterlandeplätze oder Lagerhallen und an der Westseite der Insel tragen alle Piers ungrade Nummern, während im Osten alle grade sind. Doof, wenn man statt einer drei ausversehen eine acht liest und dann nicht einfach ein paar Piers weitergeht, sondern am ganz anderen Ende der Insel ist. Wir haben aber alles ganz richtig gemacht und waren pünktlich vor 10 Uhr am Pier 83 und bekamen sogar noch ganz gute Plätze auf dem überdachten Außendeck. Ein lustiger Kerl namens Dave machte den Kommentar zur Tour und erzählte knapp drei Stunden lang non-stop, wovon wir allerdings bei weitem nicht alles verstehen konnten, weil eine doofe Frau mit sehr schriller Stimme hinter uns lieber selbst was erzählen wollte.
Bei viel zu niedrigen Temperaturen und einem fiesen kalten Wind schipperten wir also erstmal Richtung Süden entlang des Hudson Rivers und somit immer ungefähr auf der Grenze zwischen den Staaten
New York und New Jersey entlang. Irgendwo entlang des Weges zeigte uns Dave drei Apartmentblöcke am Ufer, die komplett gläsern waren und in denen wohl mal Nicole Kidman mit ihrem Mann Keith Urban
(von dem ich ein kleiner Fan bin) gewohnt haben. Voll cool!
Sehr faszinierend fanden wir besonders Manhattans Querstraßen, an denen man vorbeikommt. Die sind alle sehr grade und führen ja praktisch komplett von einem zum anderen Ende der Insel. Wären wir
also etwas höher, hätten wir wahrscheinlich bis zum East River auf der anderen Seite durch diese Straßenschluchten schauen können.
Bald waren wir so weit südlich, dass wir sozusagen neben dem Wall Street District entlang gefahren sind, wo wir es zu Fuß auch nicht mehr hinschafften. Die riesigen Bankentürme sind schon ziemlich beeindruckend. Das Denkmal zu den Anschlägen vom 11. September sieht man vom Fluss aus nicht, aber dafür haben wir das neue One World Trade Center gesehen, das gerade noch gebaut wird, aber fast fertig ist. Das ist ein gigantisches Gebäude, was komplett verspiegelt und fast 550 Meter hoch ist – damit ist es das höchste Gebäude in den USA und das vierthöchste auf der Welt. Sehr faszinierend, wenn man die 200 Meter-hohen Häuser sieht und denkt „Boah, sind die hoch!“ und daneben aber eins hat, was mehr als doppelt so hoch ist!
Nicht weit von der Südspitze Manhattans entfernt sieht man schon das hübsche rote Steingebäude mit den niedlichen Türmchen – Ellis Island, wo so ziemlich alle (legalen) Einwanderer in die USA
über 60 Jahre lang angekommen sind. Eigentlich sehr spannend – besonders weil wir das Gegenstück in Bremerhaven, das Auswandererhaus, bereits kennen. Die Insel wurde künstlich angelegt und ist
daher von oben echt lustig (schaut mal bei Wiki), nämlich mit genau rechtwinkligen Ecken :D
Auf Ellis Island haben wir es während unseres Aufenthaltes nicht geschafft, aber man muss sich ja auch was fürs nächste Mal aufheben…
Nicht viel weiter auf dem Hudson River und da ist sie endlich – die riesige grüne Frau, die da mitten im Wasser steht und die so ziemlich jeder anschauen muss, der nach New York kommt: Lady Liberty, die Freiheitsstatue! Eine der höchsten Statuen der Welt, wobei die eigentliche Statue (ohne den Unterbau) nur 46 Meter hoch ist. Bissl Verarsche, aber trotzdem sehr imposant. In unserem Reiseführer standen ein paar coole Facts: Länge der Hand 5m, Höhe vom Kopf 5,3m, Breite vom Auge ein Dreiviertelmeter (!) und allein der Zeigefinger ist zweieinhalb Meter lang! Die Tafel, die sie trägt, ist sieben Meter lang…das muss man auch erstmal tragen können…
Vorbei an Governors Island und damit an der südlichsten Spitze Manhattans, und schon waren wir im East River und dann war auch am anderen Ufer nicht mehr New Jersey sondern Brooklyn. Die wohl berühmtesten Brücken New Yorks haben wir jetzt auch gesehen: die Brooklyn und die Manhattan Bridge. Brooklyn Bridge ist da, wo Kate ihren Leopold zurück in die Vergangenheit schickt (wer den Film gesehen hat…) und ist eine der ältesten Hängebrücken in den Staaten. Die ist sogar zweistöckig – unten sechsspurig für Autos und oben für Fußgänger und Radler. 1883 wurde die schon gebaut und war damals mit knapp zwei Kilometern eine der längsten Hängebrücken der Welt! Ich hab mal ein bisschen recherchiert, weil ich das ganz schön spannend finde und habe rausgefunden, dass der Grund dafür, dass es eine Hängebrücke sein musste, ein ganz einfacher war. Der East River ist nämlich gar kein Fluss, sondern eigentlich ein „Auswuchs“ des Atlantiks und hat damit einen ordentlichen Tidenhub, was zu der damaligen Zeit ein ziemliches Problem darstellte. Deswegen hat die Brooklyn Bridge nur zwei Pfeiler und die sind sehr nah am Ufer, sodass die Brücke dazwischen nur von Stützseilen gehalten wird. Die Legende sagt, dass ein Zirkus mit zwei Dutzend Elefanten über die Brücke laufen musste, damit die Bevölkerung überzeugt werden konnte, dass sie sicher ist.
An der Südostseite Manhattans gibt es eigentlich gar nicht soo viel zu sehen. Es gibt ganz viele von oben gesehen kreuzförmige Wohnblocks, die alle gleich aussehen, aber wenigstens haben wir das
Empire State Building vom Wasser aus sehen können, und das ist ja schon was besonderes.
Auf der linken Seite vom Fluss gibt’s aber doch was ganz lustiges, nämlich das Gebäude der United Nations Headquarters. Schiffserzähler Dave erzählte uns eine coole Geschichte. Das Haus ist
ziemlich unspektakulär, nämlich einfach nur ein schmaler Klotz, von dem nur die zwei langen Seiten Fenster haben. Es gilt in den USA meist die Ansicht: je mehr Fenster du in deinem Büro hast,
desto wichtiger bist du im Unternehmen. Weil bei der UNO aber kein Landesvertreter wichtiger sein kann als ein anderer, durfte es in dem Gebäude keine Eckbüros geben. Daher also zwei Seiten mit
Fenstern und zwei Seiten ohne. Sachen gibt’s…
Kurz drauf kommt man mit dem Schiff an Roosevelt Island vorbei, wo früher mal Gefängnisblöcke und Wohnheime für Kranke und Behinderte sowie das New York City Lunatic Asylum und das Smallpox
Hospital für unheilbar Kranke waren, aber die zogen irgendwann alle um und Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die verfallenen Gebäude abgerissen und ein Wohngebiet draus gemacht. Weil die Insel
ohne Autoverkehr bleiben sollte, die U-Bahnverbindung aber zu teuer war, wurde als Überganglösung eine Seilbahn gebaut, die bis heute überlebt hat.
Die Queensboro Bridge, die über Roosevelt Island rüberführt war Dave besonders wichtig, denn ein Teil des ersten Spiderman-Films wurde hier gefilmt. Was man so alles lernt…erstaunlich.
Weiter Richtung Norden kamen wir auch an der Gracie Mansion vorbei, dem Wohnhaus des New Yorker Bürgermeisters. Das muss ein superschönes Anwesen sein, aber leider vom Fluss aus so zugewachsen
mit hohen alten Bäumen, dass man vom Schiff aus nicht wirklich was sehen konnte.
Dafür sieht man aber auf der anderen Seite die Gabelung vom East River. Der rechte Arm führt ins Meer und gilt durch komische Strudel als eine sehr schwer manövrierbare Meerenge, genannt „Hell’s
Gate“. Lustigerweise sieht die Hell’s Gate Bridge, die direkt drüberweg läuft, allen sehr bekannt aus, die schonmal in Sydney waren. Und tatsächlich: irgendwelche Australier sahen die Brücke und
waren so begeistert, dass sie kurz drauf die Sydney Harbour Bridge ziemlich genauso bauen ließen. :D
Der weitere Verlauf der Tour war nicht so spannend, denn es geht nur noch durch eine Art Gewerbegebiet mit vielen vielen leicht heruntergekommenen Brücken (insgesamt 15 bis man wieder am Hudson
rauskommt) und große Wohnbauten am Ufer, die nicht sehr hübsch waren. Aber das Baseballstadion der New York Yankees haben wir gesehen, das ist gigantisch!
Wenn man dann oben um die Ecke fährt – teilweise vorbei an schwenkbaren Brücken –, ist man wieder auf dem Hudson River und da ist es richtig schön – das Westufer besteht aus schroffen
Felsabhängen und viel Grün, sowas hatten wir so nah an Manhattan gar nicht erwartet. Und an der riesigen, vierzehn(!)spurigen und weltweit meistbefahrenen Brücke (die George Washington Bridge)
steht dann sogar ein vergleichsweise winziger roter Leuchtturm unter der Brücke, hihi.
Nach knapp drei Stunden auf dem Boot waren wir dann ordentlich durchgefroren (am nächsten Tag war meine Erkältung dann auch so richtig da…) und mussten uns erstmal in einem Café aufwärmen, wo es
heiße Schoki und dazu auch noch eine leckere Hühnersupper gab.
Auf dem Weg zurück in die Innenstadt schauten wir uns die Grand Central Station an (wo leider so blödes Licht drin ist, dass alle meine Fotos irgendwie seltsam wurden). Ziemlich beeindruckend da
drinnen und soo viele Leute. Wobei ich das coolste in den Bahn- und U-Bahnhöfen ja immer finde, wenn dutzende Menschen mitten im Raum stehen mit verrenkten Hälsen und drauf warten, dass ihr Zug
auf der großen Tafel angezeigt wird :D
Nach dem Debakel am Rockefeller Center mussten wir natürlich eine Alternative für den Punkt „NYC von oben“ finden, also schlappten wir zum Empire State Building. Da ging alles ganz ohne Probleme
– wir konnten unsere Taschen mit jeglichen mörderischen Gegenständen (die wir aber inzwischen natürlich alle im Hotel gelassen hatten) abgeben und alles war gar kein Problem. Die Aussicht war
auch super, denn es war ein toller sonniger Nachmittag – natürlich konnten wir aber das Empire State Building nicht sehen…naja.
Aber direkt umme Ecke ist das Flatiron House, dieses ganz schmale dreieckige Haus, das jeder kennt, wo wir es aber zu Fuß leider nicht mehr hingeschafft haben, aber es jetzt wenigstens von oben
gesehen haben. Die Aussicht war grandios und anders als auf dem Rockefeller Center konnten wir unbegrenzt oben bleiben und hatten keine feste Zeit, wo wir wieder unten sein mussten. Irgendwie
sieht es aber in den Filmen immer anders aus, wenn die sich so knallromantisch oben auf dem Empire State Building verabreden – so kann man sich da eigentlich gar nicht finden, es ist voll und der
Weg außenrum sehr schmal, aber was soll‘s. Cool war’s auf jeden Fall da oben und sehr beeindruckend, wie plötzlich die hohen Häuser wieder aufhören, wenn man mal ein bisschen über Manhattan
rausschaut.
Arg viel Zeit hatten wir danach nicht mehr, also ging es schnell ins Hotel, wir haben uns alle voll schick angezogen und sind dann ein paar Blocks in den Theatre District gelaufen und sind ins Jersey Boys-Musical. Ganz anders als in Deutschland ist das hier eine ziemlich lockere Angelegenheit und wir gehörten mit zu den am schönsten angezogenen Leuten dort. Da, wo man in Deutschland vor dem Musical noch ein Sektchen schlürft, wird man hier von vielen vielen Securitys direkt in den Theatersaal gelotst und es ist alles tierisch hektisch und auch in der Pause ist grade mal Zeit, aufs Klo zu rennen. Das Musical war aber total toll – wir hatten Plätze ganz rechts in der zweiten Reihe von vorne, also konnten wir alles ganz haargenau sehen, was auf der Bühne ablief!
Jersey Boys handelt von der Geschichte eines Sängers, Frankie Valli, und seiner Band The 4 Seasons. Obwohl ich dachte, dass ich die nicht kenne, waren doch einige Lieder, die mir bekannt vorkamen und zum Beispiel haben die auch das Original von „Can’t take my eyes off you“ und das Original von „Beggin‘“ (das was Madcon singen) geschrieben, insgesamt also auf jeden Fall voll meine Musik und gute Stimmung im Saal. Und der Höhepunkt der Aufführung war, als der Sänger mit der tollen Quietschestimme mir zuzwinkerte :D (wobei ich das jetzt einfach mal so annehme – es hätte wohl genausogut die Frau vor mir oder Mama neben mir sein können…)
Kommentar schreiben