Hundeleben in Spitzbergen

Ach, ich hab ja doch einen der coolsten Chefs der Welt. Wenns schon vor meiner Heimreise nix mit dem heiß ersehnten Helikopterflug wird, dann durfte ich doch wenigstens was anderes cooles ausprobieren, was ich noch nie vorher gemacht hab. Wir sind zurück in Spitzbergen, diesem kleinen Stückchen Land, was mich irgendwie nicht wieder loslassen will. Diesem kleinen Stückchen Land, wo man im Winter von einem Ort zum anderen nur mit Schneemobil oder Hundeschlitten kommt.

was guckst du?
was guckst du?

Im Sommer kommt man gar nicht über Land zum nächsten Ort, denn es ist verboten, in der Tundra die Vegetation zu stören. Aber auf den Straßen darf man unterwegs sein und zwar mit den verschiedensten Gefährten, die den Schotter eben so auf Dauer überleben. Zum Beispiel mit Quads, was ich schon mal ausprobiert hab, oder eben mit dem Hundeschlitten, der auf Rädern fährt. Richtig coole Sache und ich wollte es unbedingt auch mal machen. Also schickte Jakob mich als Belohnung für inzwischen über fünf Monate treue Dienste mit. Wir wurden eingekleidet in dicke Thermoanzüge (ich liebe diese Teile einfach) und dicke Stiefel und dicke Handschuhe, dann wurden wir eingewiesen und das ist schon eine Wissenschaft für sich. Man glaubt es nicht unbedingt, wenn man die Hundchen da angeleint sieht, wie viel Power in denen steckt.

die Flotte steht bereit
die Flotte steht bereit

Wir werden oft von unseren Gästen angesprochen, dass das doch Tierquälerei ist, die Hunde da vor den Schlitten gespannt ziehen zu lassen. Das sind üblicherweise die Gäste, die bei jeder Gelegenheit schwärmen von ihrer romantischen Kutschfahrt durch das winterliche New York. In meinen Augen ja sehr viel mehr Tierquälerei so mit den vielen Autos außenrum und absolute Stresssituation für die Pferde. Den Huskys hier tut man einen Gefallen, wenn man sie endlich anspannt und rennen lässt. Erstmal muss man die Schlitten vorbereiten mit dem Geschirr, an das für einen Drei-Personen-Schlitten acht Hunde gespannt werden. Die Hunde wissen genau, was ihre Aufgabe ist, je nach dem wo genau am Geschirr sie positioniert sind. Der eine oder auch die beiden ganz vorne sind die Leithunde, sie sind das Lenkrad und das Gehirn des Teams. Die ganz hinten sind der Motor, dazwischen ist die Gangschaltung, die regelt, wer wie schnell rennt.

schon ganz aufgeregt
schon ganz aufgeregt

Beim Fahren muss man richtig aufpassen, dass die mittlere Leine immer gespannt ist, sonst kommen die Hunde schon mal auf die Idee, spontan den Platz mit ihrem Nachbarn zu wechseln. Das ist prinzipiell kein Problem, aber eben doch mitten auf der Straße und in Fahrt etwas suboptimal. Man lenkt wie auf einem Fahrrad, nur muss man alle Bewegungen sehr ausgeprägt machen, denn so ein Gefährt hat einen gewaltigen Wendekreis und man muss den Hunden zeigen, dass man absolut nicht will, dass sie die Kurven schneiden. Bei mir und meinen Mitfahrern hats ganz gut geklappt. Jede Kurve hat unser Team im Schlaf genommen und offenbar haben alle bei den Trinkpausen genug getrunken, damit sie sich nicht (wie bei unserem Vordermann) von den kleinen Pfützen und Teichen am Rand der Straße haben ablenken lassen.

sieht ja eigentlich ganz schnittig aus
sieht ja eigentlich ganz schnittig aus

Nach anderthalb Stunden unterwegs auf der Schotterstraße von Longyearbyen waren wir zurück an der Hundestation. Hier sind das ausgebildete Schlittenhunde, die jeden Tag für die Touristen rennen. Es gibt solche Stationen aber auch mit Miet-Wohnungen sozusagen. Man darf Schlittenhunde nicht in der Stadt halten, denn die haben so viel Energie, dass die ein ganzes Haus einfach auseinander nehmen können. Daher mietet man sich eine Hütte, in der man den Hund unterstellen kann, wo er gefüttert wird, und wo man auch seinen Schlitten übersommern lassen kann.
Aber unsere Hunde waren gewöhnt an die Tour und erstmal zurück hatte das Bellen plötzlich ein Ende und alle lagen nur noch schlapp in der Gegend rum und schauten erwartungsvoll, ob wir denn nun endlich kommen würden zum Knuddeln.

 

Schöne Sache, sollte man mal ausprobiert haben. Unsere Tour auf den Gletscher haben wir tatsächlich nur bei unserem ersten Anlauf in Spitzbergen angeboten als noch genug Schnee lag, dass man mit dem Kufenschlitten über die schneebedeckte Tundra hoch konnte. Und schon wieder hab ich das Gefühl, ich will nochmal im Winter hier hoch kommen…

 

 

 


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