Weiter am Rhein entlang ging es am Dienstag nicht, dafür aber stets bergauf und bergab durch kleine Dörfer, Wald und Felder. Weil meine Radkarte in so großem Maßstab ist, dass man kaum einzelne Straßen erkennt und natürlich außerdem keine Beschriftungen hat, wusste ich recht bald gar nicht mehr, wo ich eigentlich war. Erst war ich den Wegweisern gefolgt, die dann aufhörten, dann den Autoschildern, die mich auf die Autobahn schickten. Also beschloss ich, ausnahmsweise meinem Handy zu vertrauen und fuhr den Großteil des Weges frei nach Handy-Karte. Das war ein Fehler.
Weil man laut Google Maps als Fußgänger offenbar nicht berechtigt ist, die schön asphaltierten Rad- und Fußwege entlang der Landstraßen zu benutzen, schickte mich mein Handy durch jedes noch so kleine Kaff und suchte dabei natürlich genau jene Sträßchen und Gassen, die besonders ruckelig gepflastert oder mit besonders zahlreichen Schlaglöchern verziert waren und obendrein stetig steil rauf und weniger steil runter gingen. Nun kenne ich also alle Teile der Städte Alfter und Bornheim. Und natürlich kennt jeder dort jetzt mich, die ich so ziemlich jeden einzelnen von ihnen nach dem Weg gefragt habe (und trotzdem nicht ankam wo ich wollte).
Geschätzte 27 Hänge, 13 Hügel und vier Berge ging es rauf bevor ich dann endlich an einer hübsch flachen und geraden Landstraße den Radweg wiederfand, natürlich genau der den Beschreibungen entgegengesetzten Richtung und natürlich mit einem Haufen Gegenwind. Weil die Radwegschilder ja irgendwie zu nix taugten, fuhr ich irgendwann nur noch der Nase nach und entschied spontan, in welcher Richtung es bei einer Kreuzung am schönsten aussah. Erstaunlicherweise kam ich in einem Wald, in dem ich mich an jeder Kreuzung ohne anzuhalten für eine Richtung entschieden hatte, plötzlich an einem Radwegschild raus, das mich direkt nach Erftstadt führte. Ausnahmsweise mal Glück gehabt…
Bei meiner ältesten Freundin Maren und ihrer Familie blieb ich zwei Nächte in Erftstadt. Die zu sehen ist immer toll, also hatte ich eine schöne Zeit dort. Maren kochte ganz lecker und der Hund war freundlich und kroch nicht nachts zu mir ins Bett, sodass ich morgens einigermaßen ausgeschlafen nach Köln aufbrechen konnte. Dort war ich verabredet mit Max, einem Amerikaner aus Vermont, den ich 2010 in Neuseeland in meinem Mietauto mitgenommen hatte.
Lustig, welche freundschaftlichen Folgen das Reisen manchmal hat. Da gibt es diese Leute, mit denen man wochenlang zusammen im Hostelzimmer sitzt und sich blendend versteht – da denkt man sich dann „hey, das könnte eine echt tolle Freundschaft werden“ und man hört nie wieder von ihnen. Und andere, wie zum Beispiel auch Patricia, mit denen man ein paar Tage oder vielleicht eine Woche verbringt, sie sofort als kleine Hostel-Bekanntschaft abstempelt und dann, wie im Falle von Max, noch dreieinhalb Jahre später regelmäßig Kontakt hat, sich spontan auf ein Eis in Köln trifft und noch immer stundenlang quatschen kann.
Das war also echt cool, dass das geklappt hat. Max wohnt seit einem halben Jahr in Köln und lernt Deutsch, also haben wir den ganzen Nachmittag zwischen Englisch und Deutsch abgewechselt – mit
mir kann man sowas machen und ich liebe es!
Abends ging es zurück zu Maren zu leckerem asiatischen Abendessen und einem sehr tollen Film „Miss Pettigrew’s großer Tag“, lustig und sehr zu empfehlen. Natürlich viel gequatscht und eine schöne
Zeit gehabt, bis mich Maren am Freitag früh mit dem Rad mitgenommen hat zum Beginn des Radweges. Der ging eigentlich nur gradeaus durch Wald auf einer Seite und Wald auf der anderen, sodass der
Tag sehr gemütlich begann. Ein kurzer Abstecher zum Bleibtreusee zeigte mir, dass man offenbar an meinem Ende nicht wirklich zum Wasser runterkommt, also blieb ich nicht allzu lang.
Dann ging es weiter an der Bundesstraße entlang und schließlich beschloss ich, mich doch lieber wieder nach meinem Handy zu richten für die letzte Etappe nach Köln.
Tachostand nach Etappe 6: 368km
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