Danach fuhr ich wieder mit üblem Gegenwind weiter nach Limburg, was ja super schön ist und historisch ganz viel zu bieten hat. Leider war aber in der kompletten Altstadt ein riesiges Fest zugange mit Flohmarkt auf den ohnehin engen Gassen und so war mit bepacktem Rad kaum ein Durchkommen. Ganz so gut wie geplant konnte ich Limburg also nicht genießen.
Wenigstens ist der Radweg dort leicht zu finden und geht dann die meiste Zeit ganz idyllisch direkt am Lahnufer entlang. Irgendwo ist ein Stück Radweg, das noch nicht ausgebaut ist und wo man stattdessen die Straße über einen steilen Berg nehmen muss. Ich hatte im Kopf, das wäre erst bei Bad Ems; dort wollte ich dann die Bahn nehmen. Hatte mich aber vertan, was aber nicht weiter schlimm war: Der Weg ging übers Feld, dann hörte die Beschilderung auf, also fuhr ich links den Weg weiter an der Lahn entlang. Stellte sich raus, dass das nur eine Aushilfs-Abkürzung statt der steilen Straße war; es ging extrem eng und ruckelig direkt oberhalb des Ufers entlang. Ganz ungefährlich ist das wohl nicht für Nicht-Mountainbiker, aber für so einen winzigen inoffiziellen Weg war ganz schön viel Verkehr.
Vier Kilometer weiter stehen am anderen Ende des Ruckelweges dutzende Schilder, die warnen "Der Lahnuferradweg ist aber hier nicht ausgebaut! Bitte nutzen Sie die Straße!" Haha…zu spät.
Weil es immer noch arg windig war, setzte ich mich ab Obernhof in die Bahn und war um 20 nach 6 endlich in Koblenz. In der Jugendherberge auf der Festung Ehrenbreitstein war ein Bett für mich reserviert, aber die Rezeption war nur bis 19 Uhr besetzt, aber um 20 nach 6 schon nicht mehr telefonisch erreichbar. Also ging's im Affentempo das Rheinufer lang bis zur Seilbahn über den Rhein. Die Fahrt dauerte für einen gestressten Radler deutlich zu lang, war aber total schön mit Blick über die Stadt und auf die Festung. Einmal quer durch die Burganlage und ganze drei Minuten vor Sieben stand ich schnaufend an der Hostel-Rezeption. Uff.
In Koblenz war es die Nacht tierisch kalt und windig, weshalb ich wegen der nicht anspringen wollenden Heizung schon um halb neun im warmen Bett war. Alles andere war allerdings mehr als zufriedenstellend: Ich war allein im Vierbettzimmer, hatte ein eigenes Bad im Zimmer und ein bequemes Bett mit Betthupferl; und morgens wartete ein riesiges Frühstücksbüffet auf mich, das man locker in ein schickes Hotel hätte packen können. Von dem Hostelflair mit ausgelegenen Matratzen, geteiltem Bad und Toast zum Frühstück nichts zu spüren, dafür aber auch doppelt so teuer.
Mit dem Bauch voll Müsli, Camembertbrötchen und Obstsalat rollte ich dann also wieder ins Tal vorbei an Fahnen, die nur so vor Rückenwind strotzten. Voll guter Dinge schaute ich mir also noch das Deutsche Eck mit dem Reiterdenkmal an, überquerte eine Brücke über die Mosel und war gerade dann am Rhein-Radweg als der Wind um 180° drehte und mir nun wieder volle Pule ins Gesicht pustete.
So viel wie an der Lahn gibt es am Rhein nicht zu sehen und man fährt halt einfach so vor sich hin auf einem schön ebenen geteerten Weg direkt am Ufer. Mindestens bis Remagen wollte ich kommen, aber nicht bevor ich in Bad Beisel in einer Pizzeria am Rheinufer zu Mittag aß, wo mir der geschmolzene Käse von der Pizza geweht wurde.
Als der Wind sich zu einem ordentlichen Sturm auswuchs, stieg ich in Bad Beisel in die Bahn und fuhr bis Bonn-Bad Godesberg, von wo aus ich mir eine flotte Radtour nach Ückesheim erhoffte. Dumm nur, dass mich jeder, den ich nach dem Weg frage, in eine andere Richtung schickte und ausgerechnet der Weg, dem ich folgte, entlang einer Straße verlief, die fünf Kilometer lang stetig steil bergauf ging. Bis ich dann nach einer kleinen Ewigkeit endlich in Ückesheim war, war ich besonders dankbar für die Grillwürstchen, die auf mich warteten. Geschlafen hab ich bei Patricia, die ich von meinen letzten Tagen in Townsville aus dem Hostel kenne. Facebook taugt eben doch und sei es nur um jemanden in der Nähe von Bonn mit einem Extrabett zu finden.
Da fühlte ich mich jedenfalls sehr wohl und als Patricia am Morgen zur Arbeit musste, haben Oma und Mama sich ganz reizend um mich gekümmert bis ich mich wieder auf mein Rad schwang und mich aufmachte in Richtung Norden.
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