Nachdem Heiner am Freitagabend versucht hatte, meine quietschende Federung dazu zu überreden, nicht so einen Lärm zu machen, muss irgendwas passiert sein, denn als ich am folgenden Morgen mein Rad aus der Garage holte, war der hintere Reifen platt. Und zwar so richtig! Kein einziges Tröpfchen Luft war da noch drin. Wie gut, dass ich einen Ersatzschlauch von Papa migekriegt hatte und Heiner ein verlässlicher Familienvater ist und sich mit sowas auskennt.
Als mein Rad wieder auf zwei voll funktionstüchtigen Reifen und Schläuchen stand, radelte er mit mir nach Bad Nauheim zum Bahnhof. Dass Friedberg keine Aufzüge hat, wusste ich ja nun, also versuchten wir unser Glück eben woanders. Es dürfte keine Überraschung sein, dass das natürlich keinesfalls genauso klappen kann wie geplant: Bei meinem Glück war ausgerechnet der Lift an meinem Gleis defekt. Aber wozu hat man denn einen starken Mann dabei…also alles halb so schlimm.
Mit der Bahn fuhr ich bis Wetzlar, wo der Lahntal-Radweg losgeht. Wetzlar war ganz nett, bis eine fiese Biene (oder war es eine Wespe?) beschloss, sich in meinen Zopf zu verfliegen und mich dafür büßen zu lassen. Gottseidank war ein paar Meter weiter eine Apotheke, wo mir schnell erste Hilfe geleistet wurde. Der Schmerz am Stich in der Schulter war trotzdem noch betäubend und ich bin froh, dass ich nicht umgekippt bin.
In Wetzlar ging es dann auf den Lahnradweg, der meine Erwartungen allerdings nicht erfüllte. Nach mehreren Beteuerungen, dass es von Wetzlar aus ja soo schön sein sollte, hatte ich einen hübschen
ebenen Radweg direkt am Wasser entlang erwartet, doch leider ging es eigentlich permanent an der Bundesstraße oder an Bahnschienen oder zwischen beiden entlang und außerdem dauernd hoch und
runter. An sich ist das ja kein großes ‚Problem, aber mit meinem schwer-bepackten Fahrrad und extremem Gegenwind war das nicht sonderlich angenehm.
Weil meine Schulter nach dem Stich tierisch wehtat und ich bei dem Wind eh nicht so wirkliche Lust hatte, radelte ich nur bis Weilburg, von wo aus ich den Rest des Weges bis Runkel mit der Bahn
fuhr. Aus dem Fenster sah ich bedrückt, dass der Radweg ab Weilburg wohl genauso wird, wie ich ihn mir vorher gewünscht hatte. Naja…
Vom Zielbahnhof waren es nochmal fünf Kilometer zu meinem eigentlichen Ziel: Couchsurfer Jannik, der mir freundlicherweise eine Bleibe für die Nacht angeboten hatte. Meine Blog-Fans wissen, dass ich das bereits bei Gery in Cooktown und bei Vatea in Tahiti gemacht habe und weil das beide Male so gut geklappt hatte und niemand meiner Facebook-Freunde wen an der Lahn kennt, habe ich eben auch Couch-Anfragen verschickt. Jannik war der einzige, der sich aus Limburg und Umgebung gemeldet hatte, also bin ich abends den Berg raufgeschnauft und durfte für eine Nacht seine Couch belegen. Allerdings gar nicht soo lang, denn weil wir uns richtig gut verstanden haben, haben wir bis um zwei Uhr morgens gequatscht.
Weil Mama und Papa von ihrer Lahntour erzählt hatten, dass Runkel eine kleine niedliche Burg hat, wollte ich am Sonntag da nochmal hin. Jannik kam auf den Skates mit, es ging einmal rauf zur Burg und nun kenne ich auch die Runkeler Eisdiele, die bis nach Kassel weltberühmt ist.
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