Eine Atlantiküberquerung ist für mich ja schon fast ein
alter Hut. Letztes Jahr waren es sechs Tage Ententeich aus der Karibik zurück
bis Madeira – dieses Jahr soll es mal ein bisschen schaukeliger werden und eine
weitere der besonderen Meerespassagen der Welt wartet auf mich: Es geht nach
New York!
Wer an Bord kommt, lernt ziemlich schnell mit allen
irgendwie klar zu kommen. Es gibt immer Leute, die man nicht so abkann, aber
man arrangiert sich, denn weg kann man ja eh nicht. Arbeit und Zeit und Freundschaft
bekommen eine ganz neue Bedeutung auf so einem Schiff.
Die Transreisen sind rum und wir sind zurück in Europa. Das
zweite Mal Kiel fühlte sich schon ganz ungewohnt an nach zweieinhalb Monaten
mit immer neuen Häfen. Trotzdem bleiben ein paar unbekannte Ziele, denn es geht
durch die Ostsee. Vier Häfen in sieben Tagen ist ja eigentlich ganz locker, vor
allem weil sie sich abwechseln mit vier Häfen in den nächsten sieben Tagen in
Norwegen. Schmetterlingsroute nennt sich sowas und unsere Gäste können das als
sieben- oder als vierzehn-Tages-Route buchen.
Die Überführungsfahrt von Mallorca zurück in heimatliche
Gefilde brachte viele altbekannte Häfen mit sich. Besonders auf Le Havre freute
ich mich, erwartete uns doch der gleiche Hafenagent auf der Pier, der uns schon
vor zwei Jahren mit der Prima jeden Dienstag empfangen hat. Und tatsächlich: es
ist schon zwei Jahre her, dass ich meine erste AIDA-Gangway betreten habe im
festen Glauben, dass ich nach einem halben Jahr doch wieder was besseres finden
würde.
Kurzreisen sind nichts neues für mich, aber wirklich viele
hab ich tatsächlich noch nicht mitgemacht. Mit Prima, Perla und Blu ging es für
mich immer nur die regelmäßigen Routen entlang, bei denen es üblicherweise
keine großartigen Katastrophen gibt. Wir wissen vorher, wie sich die
Gästeschaft zusammensetzt: je nach Saison sind mehr oder weniger Kinder an Bord
und je nach Fahrtgebiet sind es mehr oder weniger spendable Gäste.
Tag Vier der Werft. Nebenan in Nachbar-Dock liegt unsere
kleine Schwester aura trocken und wird für ihre Weltreise im Oktober schick
gemacht. Wir sind glücklich, denn während bei uns zwei, drei Mal am Tag für
zwanzig Minuten das Wasser aus ist oder man mal seine PCs neu starten muss,
weil zwischendurch der Strom weg war, hat die aura richtig zu kämpfen.
Unsere Gäste verlassen uns regelmäßig, nämlich immer am Ende
einer Reise. Manche Reisen dauern nur drei Tage, sogenannte Kurzreisen, bei
denen wir uns meist freuen, wenn die Kegelclubs, Junggesellen-Abschiede und Hausfrauen-Vereine
endlich wieder absteigen. Dann gibt es die üblichen Reisen von sieben bis
vierzehn Tagen, da kommt es sehr auf das Zielgebiet an, aus was für Menschen
sich unsere Gästeschar zusammensetzt. Manchmal gibt es noch Transreisen, also
Überführungsfahrten zwischen zwei Fahrtgebieten, die gerne mal bis zu 24 Tage
dauern. Und dann gibt es noch die größte Seltenheit der Kreuzfahrtbranche: wenn
plötzlich mal gar keine Gäste an Bord sind.
So eine halbe Weltumrundung ist schon was beeindruckendes.
Während man unterwegs ist, merkt man eigentlich gar nicht, wie viel Strecke man
zurücklegt, aber wenn man dann am Ziel ist und mal zum Reflektieren kommt, hat
sich doch ganz schön viel verändert seit dem Beginn der Reise. Und besonders
die letzte Woche unseres Weges hat viel Veränderung mit sich gebracht.