Alles im Lot aufm Boot

Es muss ja nicht immer gleich die Südsee oder die Karibik sein, hab ich mir gedacht. Also ging es dieses Mal in nicht ganz so weit entfernte Gewässer und das neueste Schiff der Flotte, AIDAperla, nahm mich glänzend und gigantisch im Hafen von Palma de Mallorca in Empfang.

Viele bekannte Gesichter erwarteten mich an Bord – das ist mit das Beste, wenn man zum wiederholten Male aufs Schiff geht: Irgendwen kennt man immer. Dreiviertel der Securitys und ein Drittel der Scout-Mannschaft begrüßten mich, als wäre ich grade erst ne Woche weg gewesen. Isabel wohnt in der gleichen Kabine wie damals auf der Prima und ich durfte ihr zweites Bett in Beschlafg nehmen. Die Hörbuch-Einschlaf-Sessions der nächsten Monate sind schon mal gerettet. Das Schiff ist baugleich mit der Prima, also fühlte sich gleich alles sehr vertraut an und die Wege zwischen A und B ließen sich so viel schneller und intuitiver zurücklegen als Anfang des Jahres auf der Luna.

 

Erster Blick auf Ma-llö
Erster Blick auf Ma-llö

Unsere Route nennt sich „Perlen des Mittelmeers“ und ist die typische Kreuzfahrt-Einsteigerroute, für Gäste genauso wie für Crew. Mittelmeer ist nah, einfach und bekannt. Die meisten von uns waren schon mal in mindestens einem unserer Zielländer und wissen, wie der Hase läuft. Sobald man Mallorca einen seiner Zielhäfen nennt, kann man davon ausgehen, dass die Hälfte der Gäste nicht zum ersten Mal dort ist. Entsprechend gibt es in unserem Zielgebiet natürlich auch viele deutsche Auswanderer und so gut wie 100% unserer Reiseleiter sind deutschsprachig. Es wird also voraussichtlich eine recht entspannte Route für mich was die Ausflüge angeht, wenn nicht sogar langweilig, so ganz ohne Übersetzen. Schade eigentlich, aber die nächste Karibik kommt bestimmt ;)

 

Liegt da etwa ein neues Zuhause für mich im Hafen?
Liegt da etwa ein neues Zuhause für mich im Hafen?

Wenn man in Palma aus dem Flieger steigt, ist das erste was man sieht, ein riesiges Plakat über den Kofferbändern: „Aldi. Nur fünf Minuten von hier.“ Na, das fängt ja schon gut an. Aber naja…nach dem Flug konnte mich das eigentlich auch nicht mehr schocken. Am Flughafen in Stuttgart schon der Blick durch die Schlange am Check-In-Schalter zeigte mir das Bild, das ich immer genauso erwartet hatte bei einem Urlaub in Malle. Ganz schlimm die Jungs mit Adidas-Badelatschen, die man jetzt offenbar nach dem neuesten Trend mit dicken Tennissocken bis über die Knöchel trägt. Gottseidank liegt die Perla nicht am Ballermann, sondern am Stadthafen. Ein Viertel der Fluggäste waren Abifahrten und Junggesellenabschiede und kaum in Sichtweite der Landebahn, fängt ein Kind an zu schreien „Ma-llö, Ma-llö, Maaaa-llöööö!!“ und gefühlt der ganze Flieger stimmt mit ein. Hilfe.

 

Und was für eine Schönheit!
Und was für eine Schönheit!

Palma ist aber nur einer unserer Häfen. Es geht durchs westliche Mittelmeer, sieben Tage lang und das nach aktuellem Plan siebzehn Mal. Sieben-Tages-Routen sind als Scout schon irgendwie nervig. Die wichtigen Ausflugstage kommen alle auf einen Schlag: montags Ajaccio auf Korsika, dienstags Civitavecchia mit den Ausflügen nach Rom, und mittwochs Livorno mit Florenz und Pisa. Freitags Barcelona ist der „kleine Wechseltag“, an dem üblicherweise um die 700 Gäste tauschen, und samstags Palma als „großer Wechseltag“, an dem alle restlichen Gäste von Bord gehen und gegen neue ausgetauscht werden. Als Zwillingsschwester der Prima hat die Perla natürlich auch wieder eine riesige Anzahl Kabinen und da im Moment Sommerferien sind, ist das Schiff nicht nur voll, sondern vollvoll. Wir nennen das „PaxMax“, also das Erreichen der absoluten Obergrenze. Mehr Leute dürfen nicht an Bord sein, denn dann könnten wir unsere Auflagen bezüglich Rettungsmitteln nicht mehr einhalten. Wenn das Schiff voll ist, haben wir 3.400 Gäste an Bord. Wenn es vollvoll ist, sind es 4.300. Das ist schon richtig voll. Vor allem auf einem Schiff, das verglichen mit den kleinen Schwestern nur minimale Außenbereiche hat, weil es eigentlich als „Schlechtwetterschiff“ konzipiert wurde.

 

ganz schön nette Nachbarschaft an der Pier in Ajaccio
ganz schön nette Nachbarschaft an der Pier in Ajaccio

Im Moment schwärmt also alles wieder vor Kindern und Jugendlichen. An denen erkennt man immer am besten, ob es sich bei der Familie um Erstfahrer oder Wiederholungstäter handelt. Erstfahrer-Kinder und besonders –Jugendliche haben überhaaaaupt keinen Bock auf Urlaub mit den Eltern oder Großeltern. Voll uncool und so. Genauso gucken die, wenn sie durch den Check-In laufen. Wiederholungstäter-Kinder wissen dagegen ganz genau, dass es an Bord ein grandioses Kids- und Teensprogramm gibt, dass immer was zu tun ist, dass zur Not immer noch irgendwo ein „Selfie-Spot“ ist, der noch nicht erkundet wurde. Es gibt einen Bereich für die Teens, der für Eltern absolut tabu ist. Wie geil ist das denn? Manchmal haben wir Väter am Schalter, die wollen was buchen und sagen ganz betrübt „Ich habe meinen Sohn seit sieben Stunden nicht gesehen“ und dann kommen die Mütter dazu „Mann, ist das herrlich hier!“

 

Ajaccio
Ajaccio

Auf den Sieben-Tages-Routen ist das Publikum bunt gemischt. Erstfahrer, Vielfahrer, Alte, Junge, Dicke, Dünne. Besonders einfach ist natürlich das Mittelmeer. Wer nirgends hin will, wo er die Sprache nicht kann, ist hier perfekt aufgehoben. Überall hört man Deutsch, das ist schon gruselig. Hat sich mir nie erschlossen, wieso man nur Länder sehen will, in denen man Deutsch versteht. Irgendwann will ich mal an den Flughafen gehen und in den nächsten Flieger steigen und schauen wo ich rauskomme. Und irgendwie kommt man doch immer zurecht, auch wenn es nur mit Hand-und-Fuß-Kommunikation ist.

 

Ajaccio
Ajaccio

Nach den 17 Tagen im Nordmeer mit der Luna ist das echt ganz lustig manchmal. Dort hatten wir nur die erfahrenen Kreuzfahrer, die schon Schiff gefahren sind, als ich noch mit Polly Pockets gespielt hab. Die wussten alles. Und natürlich auch alles besser. Hier läuft man abends zum Briefeverteilen durch die Kabinengänge und am Anreisetag abends kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass irgendeiner dich sehen wird und du nur hörst „Oh schau, die können wir fragen“ und dann kriegst du so niedliche Fragen wie „Kann ich eigentlich nur bei mir auf der Kabine auf Toilette gehen oder gibt es auch öffentliche Klos?“ oder „Das ist unsere erste Kreuzfahrt. Wie funktioniert das denn, wenn ich essen möchte? Geht das einfach so?“ Und die Rezeption bekommt Anfragen à la „Ich möchte mein Geld zurück“ – „Wofür denn?“ – „Ich hab siebenundreißig Euro für Seekrankheitsmittel ausgegeben und jetzt waren die ganze Woche keine Wellen.“

 

Das übliche Tohuwabohu vor der Brücke
Das übliche Tohuwabohu vor der Brücke

Ich gelte jetzt auch schon als Vielfahrer unter der Crew. Ab dem dritten Einsatz darf man sich einen erfahrenen Hasen schimpfen. Die alten Hasen sind dann die, die dir nach acht Jahren im Unternehmen erzählen „Eigentlich sollte das nur so eine Auszeit nach dem Studium werden.“

 

Naja, so ist es nun also mein dritter Einsatz an Bord, ich bin gespannt. Die Route macht mich nicht so wirklich an, aber vielleicht gibt es ja doch ein paar Überraschungen. Und wenn das Team stimmt, ist ja schonmal alles im Lot.

 

 

 

 


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Kommentare: 5
  • #1

    Melanie (Montag, 28 August 2017 17:25)

    Malleeeeeee ist nur einmal im Jaaaaahhr!!!!
    Haha, ich fands als Kind immer super mit meinen Eltern nach Mallorca zu fliegen, da war der Flug schon so lustig mit den ganzen Kegelclubs ;-)
    Aber die richtigen Ballermann-Urlauber kommen ja nicht aufs Schiff (hoffe ich.)...

  • #2

    Flo (Montag, 28 August 2017 17:45)

    Tanja, ich mach mir Sorgen. Bist du Seekrank? Das ist doch dein vierter Einsatz an Bord - Eurometropolen, Karibik, Nordmeer hab ich in deinem Blog mitverfolgt. Wenn ich dich rausholen soll, sag Bescheid :-)

  • #3

    Tanja (Montag, 28 August 2017 17:49)

    Einsatz wie in ein schiff - karibik und Nordmeer war das selbe schiff ;)

  • #4

    Anne (Donnerstag, 31 August 2017 19:06)

    das mit gleiches Schiff = 1 Einsatz macht keinen Sinn. Wenn man 5 Jahre auf der Aura arbeitet kann das doch nicht als 1 Einsatz zählen. Dann schon eher die Routen.

  • #5

    Tanja (Mittwoch, 06 September 2017 13:23)

    Na, aber dann hätte ich ja schon 9 Einsätze in anderthalb Jahren: Metropolenroute, Karibik, Transatlantikreise, drei verschiedene Kurzreisen, Südnorwegen, Nordmeer und Mittelmeer.
    An Bord zählen wir nach Schiffen. Bei den Europäern weiß man, dass ein Einsatz 4-6 Monate ist, bei den Asiaten 8-11. Wenn jemand fragt wie lange ich schon dabei bin, sage ich "dritter Einsatz" und jeder Kollege weiß automatisch, dass ich um die anderthalb Jahre bei AIDA arbeite.
    Wenn ich 5 Jahre nur Aura fahre, hatte ich zwischendurch auch Urlaub und bleibe nicht 5 Jahre am Stück. Also mehrere Einsätze nacheinander auf dem selben Schiff.