Jetzt bin ich schon so oft geflogen, habe so viele Flugzeuge und Flughäfen von innen gesehen, so viele Bordkarten von so vielen Menschen in verschiedenen Uniformen abreißen lassen – und trotzdem passiert ab und an doch noch mal was aufregendes auf einer Flugreise.
Kurz nach meinem Umzug nach Hamburg ging auch mein neuer Job los. Weg von der Ostsee und dem Yachtbau, hin in die Großstadt und zum Tee. Yogi Tea heißt meine neue Firma und ich mache an sich den gleichen Job wie früher auch, nur nicht mehr mit riesigen Exponaten auf Bootsmessen, sondern mit kleinen Kartons voll Teebeuteln. Wie schön, dass man ausnahmsweise auch mal eins der angebotenen Produkte runterwerfen kann beim Aufbau in der Messehalle und nichts geht kaputt. Oder wenn doch, dann ist es ein Verlust von maximal ein paar Euro und nicht gleich mehreren hunderttausend. Damit ich direkt verstehe, worum es bei Yogi geht, hat mich mein neuer Teamkollege gleich am ersten Arbeitstag mitgenommen. Zwei Stunden im Büro und dann ging es direkt mit gepackten Koffern wieder los Richtung Flughafen, wo ich ihn zum Fischbrötchen und Radler traf in Vorbereitung auf acht Tage in Paris.
Ich muss sagen, es gibt schlimmeres, als zum Kennenlernen meines neuen Event-Teams direkt eine Woche in Paris rumzuhängen. Gearbeitet haben wir auch, zusammen mit meinem zweiten Kollegen aus der Brétagne, aber es war auch ganz viel Zeit für Teambuilding. Dafür ging es mit dem Aufzug in über 270 Meter Höhe für einen spektakulären Blick über Paris von der oberen Plattform des Eiffelturms aus, in ein Café, das aussah wie eine alte Wohnung und man saß statt auf Stühlen im Bett oder in der Badewanne oder auf dem Klo, in ein Restaurant, wo alles voller Lampenschirme hing, und bei traumhaftem Wetter ist einfach rumbummeln durch Paris doch auch ganz schön. Messestress gab es dann aber natürlich auch – endlich! Irgendwo außerhalb von Paris-Céntre stehen superhässliche Messehallen, wo jedes Jahr eine von Europas größten und wichtigsten Organic Products trade fairs stattfindet, also eine Handelsmesse mit Schwerpunkt auf Bio- und Naturprodukten. Da passen wir gut hin mit unseren 50+ Teesorten, die alle aus Bio-Zutaten hergestellt werden.
Ich wurde also gleich so richtig reingeworfen in den Messealltag und hab’s absolut genossen. Endlich wieder Messe, endlich wieder Arbeiten im Ausland und endlich wieder neue internationale Leute,
mit denen man zusammenarbeiten darf.
Weil das so gut geklappt hat, ging es anderthalb Wochen drauf direkt wieder los, diesmal ohne Kollegen und nicht nach Frankreich, sondern nach London. Vier Tage für eine Verbrauchermesse, die
ganz im Zeichen von Weihnachten stand, wie aufregend! Und nebenbei gab es so auch noch drei Abende, die ich Freizeit im weihnachtlich geschmückten London hatte. Aus Touri-Sicht hat sich das
richtig gelohnt, es gibt ja so viele hübsch beleuchtete Ecken: die Oxford Street ist kilometerweit von Lämpchen und Leucht-Engeln überspannt, diverse Designerläden haben ganz beeindruckende
weihnachtliche Schaufenster und Gebäudefronten, und in der Carnaby Street haben sie ein ganzes leuchtendes Universum zwischen die Häuser gebaumelt.
Kaum wieder zu Hause und meine erste volle Woche im Büro war gleich vollgestopft mit Organisatorischem für eine Reihe wichtiger Meetings und Workshops für die europäischen und amerikanischen Kollegen, die zu Besuch in Hamburg waren. Eine erfolgreiche Weihnachtsfeier später ging es dann gleich nochmal los nach London, diesmal nicht für eine Messe, sondern für die Auflösung eines unser Equipment-Lager. Meine ersten beiden Monate im neuen Job waren also ganz schön voll und aufregend, aber ich fühle mich wohl und denke doch, dass der neue Lebensabschnitt damit ganz gut angefangen hat. Und um damit zurückzukommen zum Titel: nicht nur am Boden durfte ich durchstarten, sondern auch im Flugzeug. Beim zweiten Flug nach London lief alles wie am Schnürchen, der Kapitän hatte schon durchgesagt, dass wir gleich landen würden, wir waren schon ganz nah am Boden, da kreischt ein kleiner Junge auf, verbreitet damit eine kleine Panikwelle in den umliegenden Sitzreihen, nur um dann auszurufen „Mama, ich hab‘ einen Doppeldeckerbus gesehen!“
Damit waren alle Passagiere ganz erleichtert und keiner schien panisch zu werden, als uns etwa einen Meter über dem Boden eine Windbö leicht zum Schwanken brachte und der Pilot kurzerhand
entschloss, lieber doch nicht zu landen und stattdessen nochmal Gas zu geben, die Schnauze nach oben zu ziehen und uns einfach nochmal eine Runde London von oben sehen zu lassen. So bin ich nun
also auch mal im Flieger durchgestartet und es war eigentlich ganz spannend. Weil man schnell aus der Anflugzone raus muss, geht es ganz schnell ganz steil nach oben und man weiß gar nicht
gleich, wie einem geschieht. Aber wieder einmal war Kommunikation alles, denn die Erklärung vom Cockpit kam innerhalb einer Minute und so hatte niemand überhaupt Zeit, sich Sorgen zu
machen.
Und bei der Gelegenheit hab ich direkt gelernt, dass es kein richtiges Nomen gibt zum durchstarten, also keinen „Durchstart“, sondern nur „das Durchstarten“ und seltsamerweise auch keine
gescheite englische Entsprechung, sondern nur „go-around“, wie komisch.
Und weil mehr nicht passiert ist (jedenfalls noch nicht: Events in Nürnberg, Amsterdam, Sylt, Fehmarn, Österreich und vielleicht Helsinki stehen schon im Kalender für die nächsten Monate), war es das auch schon wieder.
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Sonja (Dienstag, 23 Januar 2024 19:16)
Einfach herrlich und du bist für ein supertolles Produkt tätig. Toi toi toi.