Sogar an Halloween und am Valentinstag werden unsere Schiffe richtig schön geschmückt und an Fasching rennt die halbe Crew verkleidet rum. Deswegen hatte ich mich sehr auf Weihnachten an Bord gefreut, das erste Mal für mich, denn bisher habe ich es doch immer vor den Feiertagen nach Hause geschafft.
Der letzte Anlauf von Réunion zwei Wochen vor Weihnachten wurde von allen sehr herbeigesehnt und auch ein bisschen gefürchtet. Bei der aktuellen politischen Situation in Frankreich war es alle
vierzehn Tage abends eine Zitterpartie im Büro, wenn die Email von der Brücke kam mit der Info, ob wir Réunion am nächsten Tag wirklich anlaufen würden. Dieser letzte Anlauf vor den Feiertagen
war besonders wichtig, denn in Réunion bekamen wir unsere Proviantlieferungen und neben dem Weihnachtsbraten waren auch 39 Nordmann-Tannen in einem unserer Container – und damit die
Weihnachtsstimmung von Crew und Gästen. Die Erleichterung war unserem Proviantmeister ins Gesicht geschrieben, als ich ihn morgens auf der Pier stehen sah wie er den Lieferschein
unterschrieb.
Und so wurde es jeden Tag ein kleines bisschen weihnachtlicher an Bord, bis eine Woche vor Weihnachten endlich, endlich die Bäume aufgestellt wurden. Wir froren uns unsere Allerwertesten ab am
Schalter auf Deck 9 und auf die Nachfrage beim Klimaanlagen-Beauftragten gab es zur Antwort „Es ist Weihnachten“. Die Verständnislosigkeit löste sich in große Glühbirnen auf, die in unseren
Köpfen aufleuchteten, als die Chefs uns erklärten, dass die Weihnachtsbäume schuld seien, denn damit die so lange wie möglich ihre Nadeln behielten, wurden alle bebaumten Bereiche des Schiffs um
drei Grad runtergekühlt.
Und so wurde es jeden Tag ein kleines bisschen weihnachtlicher an Bord, bis eine Woche vor Weihnachten endlich, endlich die Bäume aufgestellt wurden. Wir froren uns unsere Allerwertesten ab am
Schalter auf Deck 9 und auf die Nachfrage beim Klimaanlagen-Beauftragten gab es zur Antwort „Es ist Weihnachten“. Die Verständnislosigkeit löste sich in große Glühbirnen auf, die in unseren
Köpfen aufleuchteten, als die Chefs uns erklärten, dass die Weihnachtsbäume schuld seien, denn damit die so lange wie möglich ihre Nadeln behielten, wurden alle bebaumten Bereiche des Schiffs um
drei Grad runtergekühlt.
Sogar in unserer Crewmesse stand ein Baum, sodass wir auch beim Essen ein bisschen in Weihnachtsstimmung versetzt wurden, auch wenn die bei solchen Temperaturen, strahlendem Sonnenschein und
keinem Fitzelchen Schnee (außer der aus der Sprühdose, auf den die Mauritier so stehen) nicht wirklich aufkommen wollte. Vier Tage vor Weihnachten gewann Kollegin Jasmin endgültig die Diskussion
mit Chef Ingo und durfte endlich unseren Schalter weihnachtlich schmücken, was sie am liebsten schon Mitte November gemacht hätte. Und Weihnachtsmuffel Ingo ließ sich tatsächlich dazu
breitschlagen, auf dem Weihnachts-Teamfoto eine Nikolausmütze zu tragen.
Und dann war es endlich soweit: die letzte Adventskalender-Schokolade war gegessen und Weihnachten war da! Für uns Crew hieß das an allen drei Weihnachtstagen Tischdecken und Stoffservietten in
der Messe, dazu zum Mittag- und Abendessen große Kanister mit Wein und Bier, eine besonders große Auswahl an Essen und für unser gesamtes Team Feierabend um 17 Uhr. Nicht alle unserer Kollegen
hatten dieses Glück natürlich. Die Bar- und Restaurant-Crew schuftete auf Hochtouren, damit alle Gäste versorgt wurden, und natürlich gibt es auch hinter den Kulissen immer jemanden, der sich
drum kümmern muss, dass unsere blu fahrtüchtig bleibt, egal was auf dem Kalender steht.
Am frühen Abend war die Weihnachtsgala angesetzt, auf die ich mich sehr gefreut hatte. Meine Kollegen, die schon früher zu den Feiertagen an Bord gewesen waren, erzählten mir von höchst
emotionalen Momenten, wenn die Crew auf der Bühne steht während der Kapitän seine Weihnachtsrede hält und jede Nationalität eine Strophe „Stille Nacht, heilige Nacht“ in der eigenen Landessprache
singt. Stunden vorher wurden Verabredungen getroffen, wer wann mit wem wo seine Haare macht, schon Wochen im Voraus gab es kaum ein wichtigeres Thema unter den Mädels, welches Kleid man denn zur
Weihnachtsgala tragen würde.
Die ganze Aufregung hätten wir uns aber eigentlich sparen können. Es muss die wohl langweiligste Weihnachtsgala aller Zeiten gewesen sein, jedenfalls für die Crew. Nach acht Minuten war der ganze
Spuk vorbei, aber wenigstens hatten wir danach praktisch das ganze Schiff für uns, da alle Gäste noch im Theatrium saßen und der Show zuguckten. Also gab es ein schönes Fotoshooting mit den
Kollegen auf dem Pooldeck, ohne dass irgendwo auch nur ein weiß-gelb-gestreiftes Poolhandtuch zu sehen gewesen wäre. Und dann gab es natürlich noch die Bescherung. Eine Kleinigkeit wird immer von
unserem Speakers Committee (das ist sowas wie unser Schulsprecher) vorbereitet als kleiner Dank dafür, dass wir diese doch so schönen Tage mehr oder weniger freiwillig an Bord verbringen. Auf
mein persönliches Weihnachtsgeschenk war das ganze Team unglaublich neidisch, denn ich bekam das, wovon ein sehr großer Teil der Crew an Weihnachten träumt: Elternbesuch!
Zwei ganze Wochen lang durfte ich also regelmäßig im Gästebereich zu Abend essen, alle meine Wunschausflüge zusammen mit meinen Eltern begleiten und dauernd Cocktailgutscheine von den Chefs
abstauben. Schön, so ein Besuch an Bord, aber das schönste ist tatsächlich fast, dass sich alle Kollegen so unglaublich für einen freuen. Jeder von uns weiß, wie unglaublich befreiend es ist, mal
Besuch zu bekommen, denn egal wie viel man in der Zeit arbeitet, fühlt es sich doch irgendwie an wie ein kleiner Urlaub an Bord.
Kaum war Weihnachten rum begannen auch schon die Vorbereitungen für das nächste große Fest: Silvester! Wir freuten uns sehr, dass wir nicht auf See sein würden, sondern Silvester und Neujahr auf
den Seychellen verbringen würden. Große Pläne wurden wieder geschmiedet und wir schafften es doch tatsächlich, das gesamte Shore-Operations-Team zu mobilisieren und zu zwanzigst loszuziehen zum
großen Open-Air-Konzert in der Hauptstadt Victoria. Die Biker brachten Radflaschen für alle mit, in denen „natürlich nur Wasser“ war (ähäm…), sodass wir draußen den ganzen Abend ganz entspannt an
unseren Flaschen nuckeln konnten und keine Seycheller Preise für Bier to go ausgeben mussten. So richtig geil war die Musik nicht dort in der Innenstadt, aber die Stimmung war ganz okay und mit
dem ganzen Team unterwegs zu sein, war auch mal ganz nett. Um fünf Minuten nach Mitternacht machten wir uns allerdings schon wieder auf den Heimweg – ist halt doch auch irgendwie nur ein Abend
wie jeder andere.
Ab dem Neujahrsmorgen war an Bord alles wieder back to normal, die Weihnachtsdeko verschwand nach und nach wieder in den Lagern und die letzten Silvesterräusche waren am Abend auch wieder
ausgeschlafen. Und plötzlich ist das Leben halt wieder wie es immer ist an Bord. Verrückt irgendwie, aber eigentlich auch ganz nett, mal eine kleine Ablenkung vom normalen Alltag zu haben.
Es ging also weiter auf unserer Route durch den Indischen Ozean und es gibt tatsächlich immer noch ein paar kleine Sachen zu entdecken, die man in den Wochen hier noch nicht gesehen hat. Direkt
an Neujahr ging es für mich zum beliebtesten Ausflug auf den Seychellen, nämlich auf die Nachbarinseln Praslin und La Digue, die auch bewohnt, aber weniger städtisch sind als Mahé. Praslin hat
neben den Traumstränden eine Hauptsehenswürdigkeit, nämlich das sogenannte Vallé de Mai, einen Naturpark unter UNESCO-Schutz, wo man ganz viele coole Sachen sehen kann. Die Coco de Mer hatte ich
schon mal erwähnt, die größte Kokosnuss und gleichzeitig der größte Samen der Welt, der aussieht wie ein menschliches Hinterteil. Hier von Praslin kommt die Coco de Mer ursprünglich her. Das
wusste ja keiner ganz früher. Man hat diese riesigen Kokosnüsse in diversen Ecken des Indiks gefunden, immer an den Stränden angespült. Weil man nie eine am Baum hat hängen sehen, hat man in der
damaligen Zeit ganz haarscharf geschlussfolgert, dass die Bäume wohl unter Wasser wachsen müssen, und immer wenn eine Nuss runterfällt, wir die weggespült von der Meeresströmung. Daher also der
Name Coco de Mer („Kokosnuss des Meeres“). Sogar den großen braunen Gecko haben wir gesehen, der so wichtig ist bei der Bestäubung der Palme, damit so eine Nuss überhaupt wachsen kann. Riesig war
der, auch wenn er so weit oben war, dass man ihn kaum erkennen konnte.
La Digue hat Strände, die selbst bei nicht ganz perfektem Wetter wunderschön sind, nämlich solche Postkartenstrände mit den blank geschliffenen Granitfelsen, die in der Gegend rumliegen als
gehörten sie zu einem Filmset. In der Sonne durfte ich die später auch nochmal sehen und zwar auf die einzige richtig einheimische Art und Weise, wie man La Digue erkundet: mit dem Fahrrad! Nicht
etwa mit unseren schicken AIDA-Rädern, nein, mit einheimischen Rädern, die von Mountainbike bis Hollandrad alles sein konnten, mit einem bis 27 Gängen, mit Ständer oder ohne, aber eine Bremse und
einen Korb haben sie alle. Die ganze Insel kann man so erkunden, denn Fahrräder haben immer Vorrang vor den wenigen Lieferwagen und Planwagen, die sonst da so rumflitzen. Mit dem Fahrrad tut man
alles auf La Digue. Die Einkäufe kommen in den Fahrradkorb, genauso auch das Werkzeug der Bauarbeiter, riesige Bambusstangen werden drauf balanciert (je nach Breite der Straße quer oder längs),
die Müllabfuhr kommt für kleinere Arbeiten mit dem Rad, die Polizei ist nicht beritten sondern beradelt, und sogar für den Transport der Kinder eignen sich die Körbe ganz hervorragend.
Die Strände haben echt nochmal was besondereres wenn keine Straße direkt am Ufer entlangläuft, auf der Busse und Laster und Schrottkarren durch die Gegend dröhnen.
Auch wenn ich kein Fan der reinen Strandausflüge bin, so ist der ein oder andere Strand schon sehr sehenswert auf den Seychellen. Eine weitere Insel war noch drin für mich bevor dann endlich
Urlaub angesagt ist. Silhouette heißt sie und ist eigentlich eine private Insel, auf die man nur kommt, wenn man Gast des Hilton-Hotels ist, dem die ganze Insel gehört. Oder wenn man AIDA-Gast
ist, denn mit 25 Gästen und einem Scout durften wir mit der privaten Hilton-Fähre übersetzen um die Insel zu erkunden. Auch hier gibt es einen tollen Wanderweg durch die Natur, wo diverse Gewürze
und Heilpflanzen einfach wild wachsen. Da rankt die Vanille neben der wilden Paprikabohne, Zimtsträucher stehen neben den Pfefferbäumen. Man muss immer ein bisschen drauf aufpassen, welche
Blätter man anfasst, denn alle können irgendwas, jedenfalls laut den Einheimischen, die Alltagskrankheiten und kleinere Wehwehchen immer erst mit dem versuchen zu heilen, was die Natur ihnen
bietet.
Am Ende der Wanderung wartet ein traumhafter weißer Sandstrand auf den Besucher von Silhouette. Die Hilton-Gäste haben sich vor allem am Pool aufgehalten, was ich ja absolut nicht verstehe, wenn
so ein krasser Strand direkt davor liegt, aber so waren wir praktisch allein, als Chefin Leo und ich ganz gemütlich den Strand lang spaziert sind und über die Zukunft geredet haben (dazu
irgendwann demnächst mal mehr).
Statt mit dem Boot kann man auch mit dem Helikopter nach Silhouette kommen, aber das ist natürlich nur denen vorbehalten, die richtig viel Geld dafür hinblättern. Leo hatte ihren Papa zu Besuch und ihm den Flug zum Geburtstag geschenkt, und als wir ihn und seinen Mitflieger auf der Insel zur Wanderung trafen, sagte er „Mensch Leo, die anderen beiden sind gar nicht aufgetaucht!“ Einer der anderen Gäste bekam das mit und fragte mich, ob er mit zurück fliegen kann und was er dafür zahlen müsste. Ging natürlich nicht, weil er seinen Pass nicht mithatte, aber ich fragte Leo trotzdem – wenn man die Chefin schon mal mit auf Ausflug hat… Und Leos Antwort „Ach Tanja, das würde mir aber auch ganz und gar nicht in den Kram passen, wenn der jetzt seinen Pass mithätte. Dann könnten wir beide ja nicht mit heim fliegen!“ Und so kam es, dass ich zum zweiten Mal in meiner AIDA-Karriere mit dem Heli fliegen durfte. Die Flugdauer beträgt nur vierzehn Minuten um von Silhouette zurück nach Mahé zu kommen, aber die Ausblicke sind richtig beeindruckend. Übers Riff ging es kurz und über Victoria und über unsere blu im Hafen. Und als dann auch noch ein perfekter ganzer Regenbogen über der Insel schwebte, war der Ausflug eigentlich nicht mehr zu toppen und ich seitdem unwiderruflich verliebt in die Seychellen.
Egal ob die Finanzen fürs Heli-Fliegen reichen, auch per Boot und Bus gibt es so viel zu sehen hier. Richtig schön, die Strände und die Natur und die unglaublich freundlichen Einheimischen – als Urlaubsziel absolut zu empfehlen. Vor allem die zehn Stunden Flug von Deutschland sind den fünfundzwanzig Stunden in die Südsee absolut vorzuziehen und die Strände sind eigentlich genauso schön. Also kann ich es euch allen nur ans Herz legen: Fahrt gefälligst mal dahin, wo der Pfeffer wächst!
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