Nordirlands Städte haben uns alles in allem eher deprimiert als erheitert und so ging es doch möglichst schnell wieder raus in die Natur. Ein großes Highlight unserer Irlandreise fehlte noch auf der Straßenkarte: der Giant’s Causeway an der Nordküste Irlands, von wo der Legende nach ein Riese bis nach Schottland laufen wollte.
Auf dem Weg gab es wieder allerhand zu sehen und ich muss schon sagen, nach zwei Wochen oder so hatte ich den Dreh mit den superengen Straßen und fiesen Kurven doch ein bisschen raus. Besonderer als an der Westküste wurden die Straßen eigentlich nicht, aber ein witziges Erlebnis gab es doch noch. In richtig üblem Nebel fuhren wir durch die Mamore Gap, eine Schlucht, durch die eine steile Straße führt. Bestimmt ist die auch ziemlich spektakulär, leider sahen wir nur nicht wirklich etwas davon bei einer Sicht von unter 50 Metern. Aber der Nebel lichtete sich gerade genug, damit wir den magischen Moment sehen konnten, den man hier erleben kann. Ein weißer Stein am Straßenrand bereitet den unvorbereiteten Touristen darauf vor, dass hier etwas besonderes passiert: „Magic Road“ steht drauf und wenn man direkt daneben zum Stehen kommt, den Gang raus nimmt und von der Bremse steigt, rollt der Wagen bergauf. Bergauf! Irgendeine Art optischer Täuschung findet hier statt, aber ganz genau verstehen will ich es auch eigentlich nicht, denn das Leben ist doch so viel bunter wenn man an Magie glaubt.
Am Giant’s Causeway angekommen, stiegen wir in einem kleinen ranzigen Hostel ab, von dem aus man ohne Parkgebühren zu zahlen direkt zum Causeway laufen konnte. Zugegeben, die Hundertschaften an anderen Touristen sind schon irgendwie zum Abgewöhnen, aber wir blieben schließlich die Nacht und konnten abends nochmal losziehen, wo bei weitem nicht mehr so viel los war. 60 Millionen Jahre soll der „Damm der Riesen“ alt sein und sieht aus, als hätte jemand Puzzle gespielt mit teilweise fast perfekt mehreckigen Steinsäulen. Der Legende nach gab es auf beiden Seiten des Meeres einen Riesen, Finn in Irland und Benandonner in Schottland. Benandonner bedrohte Finn, also überlegte sich Finn, sich zu rächen. Er riss Stücke aus seiner Küste heraus und baute daraus den Damm, der ihn bis nach Schottland tragen sollte. Als er drüben ankam, sah er, wie gigantisch groß Benandonner war, bekam Angst und rannte zurück nach Irland. Wieder zu Hause verkleidete Finn sich als Baby und als Benandonner für den Vergeltungsschlag in Irland ankam, sah er ein riesiges Baby, dachte sich „Wenn das Baby schon so groß ist, wie riesig muss dann erst der Vater sein?“, bekam Angst und blieb daraufhin auf seiner schottischen Seite.
Schöne Geschichte und tatsächlich eigentlich genauso sinnvoll wie jede wissenschaftliche Erklärung. Mehrere zehntausend dieser Säulen aus Basaltgestein ragen da gestapelt ins Meer hinein und das schon seit so vielen Millionen Jahren. Es heißt, es hat irgendwas mit einem uralten Vulkan zu tun, aber wie die Natur so perfekte sechseckige Steine hauen kann, ist mir ein absolutes Rätsel. Schön aussehen tut es jedenfalls und wenn abends erstmal die Horden an Touristen weg sind, sitzt man da plötzlich ganz alleine auf der bunten Picknickdecke und hört nur die Schreie der Möwen und das Rauschen der Wellen. Herrlich! Und weil es mir am Meer so gut gefällt, wird es damit auch definitiv wieder Zeit, zur See zu fahren.
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Michael aus Fulda (Mittwoch, 26 September 2018 18:17)
Basaltsäulen gibt es auch bei uns in der Rhön. Falls Du etwas zur Entstehung lesen möchtest, habe ich für Dich folgenden Link ausgewählt:
https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Geologisches%20Portrait/Basalts%C3%A4ulen?lang=de