Unter den Weihrauchbäumen

Ein letzter Hafen und damit ein letztes Land stand noch auf dem Segelplan der AIDAstella bevor es zurück in den Winter ging. Ich muss schon sagen, ein kürzerer Winter und ein paar Wochen mehr mit 20+ Grad versüßen mir mein Jahr immer gewaltig.

Einlaufen zum Sonnenaufgang
Einlaufen zum Sonnenaufgang

Pünktlich zum Sonnenaufgang steuerten wir auf die Küste des Oman zu und die Hauptstadt Muscat empfing uns mit dem schönsten Hafen der Reise. Die Kreuzfahrt-Pier liegt direkt an der Altstadt und somit direkt am großen Souq. Damit wir aber nicht wieder so ein kulturbanausiges Debakel wie in Bahrain erlebten, schlossen wir uns tatsächlich einem AIDA-Ausflug an. Das, was ich sonst als Arbeit mache, durfte ich mir also zum ersten Mal von der anderen Seite anschauen, einfach genießen und schauen, keine Gäste zählen und dumme Fragen beantworten müssen. Schön! Mit einem tollen Reiseleiter mit tollem indischen Deutsch ging es zu den Highlights, die an einem Tag im Oman so sein müssen.

Riesenkronleuchter in der Sultan Qaboos Moschee
Riesenkronleuchter in der Sultan Qaboos Moschee

Inzwischen sind wir ja richtige Profis im Kopftuchbinden, also musste noch mal eine Moschee sein. Die Sultan Qaboos Grand Mosque ist die größte Moschee des Landes (mal wieder) und wie die in Bahrain und Abu Dhabi auch nach dem Staatschef benannt, der sie hat bauen lassen. Die dritte Moschee und der dritte Baustil, doch nicht weniger beeindruckend als die anderen. Wo in Abu Dhabi alles hell und mit großen Blumen ist, ist im Oman alles voller Mosaike und bunt. Der Kronleuchter ist weniger kitschig als in Abu Dhabi und war mal der größte der Welt mit 14 Metern Durchmesser und natürlich nur aus besten Swarovski-Kristallen – man sagt es sind mehr als 500.000. Auch der Teppich war mal der größte der Welt, aber die Qataris wollten den Titel und machten einen noch größeren Teppich, wie das eben so ist in einer Welt, wo alles größer und toller sein muss als beim Nachbarn. Schade, dass man mit geführtem Ausflug nur so kurz Zeit hat; wir hätten locker noch ein-zwei Stunden auf dieser tollen Anlage verbringen können. Allein der Garten sieht total beeindruckend aus mit hunderten von knubbeligen blühenden Büschen.

Aussicht über Muscats Regierungsviertel
Aussicht über Muscats Regierungsviertel

Im Oman ist der Sultan der Chef und was der Sultan sagt, ist Gesetz. So hat der Sultan zum Beispiel verfügt, dass Autos im Oman nicht schmutzig zu sein haben und jetzt kassiert jeder eine Strafe, wenn er mit einem schmutzigen Auto auf den Straßen erwischt wird. Das fällt richtig auf, man sieht ab und an mal ein bisschen Wüstenstaub auf der Windschutzscheibe, aber ansonsten glänzt alles was Räder hat. Wenn man Omani ist, zahlt man keine Steuern auf Autos und entsprechend lieben es die Einheimischen, Autos zu shoppen. Es gibt ganze Einkaufszentren mit Autohäusern, wenn man noch schwankt zwischen mehreren Marken, aber nicht zwischen den Autohäusern in die Hitze will.
Entlang der großen Straßen ging es weiter zum Sultanspalast, ein wunderschönes modernes Gebäude, das so gar nicht nach arabischer Architektur aussieht, sondern ein bisschen wie eine Zukunftsversion aus einem 80er-Jahre-Film. Ganz viel Grün und ganz viele Blumen, das ist richtig schön. Und wenn man Glück hat, läuft grade eine Horde Minister vorbei – die erkennt man daran, dass sie keine Tücher auf dem Kopf tragen, sondern einen Turban. Ansonsten sieht man aber auch hier die weißen Kaftane mit schwarzen Sandalen drunter und mehr weiße Tücher auf Köpfen als andere. In Bahrain sind die rot-weiß-karierten sehr weit verbreitet, was vermutlich an der rot-weißen Nationalflagge liegt.

Unser indischer Reiseleiter wurde von meiner Bekannten an Bord der Stella darüber informiert, dass wir cool sind, also nahm er uns mit über den Souq und bequatschte die Händler. Meine Postkarten bekam ich umsonst und wir bekamen einen riesigen Preisnachlass auf kleine Fläschchen Amouage, das ist das teuerste Parfüm der Welt. In den 80ern hat der Prinz einen Parfümeur engagiert, der ihm aus den teuersten Düften der Welt das teuerste Parfüm der Welt kreieren sollte. Heute gehen vom „normalen“ Duft 50ml für um die 250€ wenn man den Namen und die schicke Flasche dabei hat.
Was ganz besonderes hatte unser Reiseleiter dann auch noch für uns in petto: Weihrauch. Oman ist einer der größten Exporteure von Weihrauch außerhalb von Afrika. Ich weiß nicht, ob ihrs wusstet, aber für mich war das ziemlich neu, dass Weihrauch eigentlich getrocknetes Baumharz ist. Die Rinde vom Weihrauchbaum wird angeschnitten und das Harz tritt in kleinen Tropfen aus, die dann zu so etwas wie Bernstein trocknen, nur nicht ganz so hart. Eher wie hartes Gummi ist das und die Omanis stehen total auf den Duft. Fast jede einheimische Familie hat einen Weihrauchbrenner in der Wohnung stehen und wenn man über den Souq geht, riecht es an jeder Ecke danach. Und essen kann man das auch. Soll gut sein gegen Asthma wenn man das kaut, also haben wir das mal probiert. Den Geschmack hatten wir noch zwei Stunden später im Mund, denn das klebt sich in jede Unebenheit der Backenzähne und da bleibt es dann bis man was ähnlich klebriges hinterher isst.

 

Außer der kulinarischen Genüsse hat mir der Oman richtig gut gefallen und es war noch einmal ein tolles letztes Bild der Kreuzfahrt, wenn man am riesigen Weihrauchbrenner auf den Hügeln am Hafen vorbeischippert.

 

 

 


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