Es grünt so grün

Das Karibische Meer ist nicht gleich der Atlantische Ozean. Aber sie sind enge Nachbarn, und einige der Länder hier (wenn nicht sogar die meisten) haben Küsten an beiden Meeren. Wo die Karibik türkis und hellblau ist, ist der Atlantik tief dunkelblau. Wo die karibischen Wellen meist nicht mehr als zwei bis drei Meter über Nacht haben, können die atlantischen schon ein bisschen heftiger werden. Das Wasser im Atlantik hat zu dieser Jahreszeit etwa 25 Grad, während wir in der Karibik bis 28 Grad warmes Wasser haben. Der Atlantik hat die Hurricanes, die Karibik kriegt nur die Folgen zu spüren.

Mini-Wäldchen auf dem Moosbett
Mini-Wäldchen auf dem Moosbett

Besonders die Dominikanische Republik und Jamaika haben im letzten Herbst einiges an Hurricane-Aktivität mitbekommen, denn beide haben die Nordküsten direkt zum Atlantik hin. Im Süden merkt man davon wenig, aber teilweise sieht man auf den Landausflügen doch noch einige beschädigte oder ganz zerstörte Häuser und Felder. Unsere Taucher mussten ein paar ihrer Ausflüge absagen und neue Tauch- und Schnorchelgründe finden, weil das Wasser teils noch so aufgewühlt ist, dass man kaum was sieht unter der Oberfläche. Das kann immer Wochen und Monate dauern, bis sich so ein Unterwassersystem erstmal wieder eingependelt hat. Ein bisschen spüren wir also auch die Auswirkungen solcher Naturkatastrophen, aber in die extrem betroffenen Gebiete kommen wir gar nicht. Haiti wird ja zum Beispiel regelmäßig richtig hart getroffen – wieso dann die Dom. Rep., die sich schließlich mit Haiti eine Insel teilt, weniger abbekommt, weiß ich nicht. Vielleicht einfach bessere Frühwarnsysteme und nicht ganz so arme Bevölkerungsschichten.

 

Blüte mit Blüte
Blüte mit Blüte

Ein gutes haben die extremen Wetterbedingungen der „anderen“ Seite aber doch, denn so sind unsere Inseln auch im Süden unglaublich gut gewässert worden im Herbst und Winter. Und das sieht man! Jamaika ist so unglaublich grün, das ist beeindruckend. Und überall die knalligen Riesen-Blüten, die jetzt natürlich ganz besonders schön sind, wenn so viel überschüssiges Wasser verwertet werden konnte. Eine knallrote Blume, die man an jeder Ecke sieht, hab ich die Tage in St Kitts gesehen mit einer Blüte dran. Also eine Pflanze mit einer Blüte und noch eine Blüte obendrauf. Offensichtlich hatten die nie geblüht, die ich immer gesehen hatte!

 

Bananenstaude mit Blüte
Bananenstaude mit Blüte

In Jamaika hats letztens morgens geschüttet und bis wir auf unserer ehemaligen Plantage ankamen, hat alles getropft und dieser frische Geruch von Regen im Regenwald hing in der Luft. Mit der deutschen Auswanderin Heike aus Köln ging es dann ins Grüne. Jetzt weiß ich auch, dass man beim Betrachten eines Bananenbaums feststellen kann, wie lang die Bananen werden – je größer der Baum, desto kleiner die Frucht. Aber die Blüten sehen immer toll aus in lila mit gelbem Bart. Eine neue Frucht hab ich in der Dom. Rep. probiert: einen Wasserapfel. Nie gehört, aber richtig lecker – wenn man im Regenwald verloren geht, muss man erstmal einen Wasserapfelbaum finden und die Früchte sind so voll mit Wasser, dass man ohne weiteres erstmal überleben kann. Die werden hier gesammelt wie Fallobst bei uns.

 

Bambuszaun - stabilisiert mit dünnen Lianen
Bambuszaun - stabilisiert mit dünnen Lianen

Gigantische Bambuswälder findet man hier neben riesigen Farnen und wildem Kakao. Da der Bambus so wahnsinnig schnell und hoch wächst, eignet er sich perfekt zum Bau von Bänken, Flößen, Häusern, Brücken und Geländern. Ansonsten gibt es ja immer auch die Hurricanes, die helfen, mehr Baumaterial heranzuschaffen. Wenn ein Haus erstmal kaputt ist und so vor sich hin verfällt, ist es viel zu teuer, es komplett abzureißen. Stattdessen wird es geplündert für alles, was sich verbauen lässt. Es gab in Jamaika mal eine große Hotelanlage und als die Pacht auslief und die ausländischen Betreiber das Land verließen, hat der Sprint-Olympiasieger Usain Bolt die Hotelanlage gekauft. Er kommt aus der Gegend, wusste, wie arm die Menschen dort waren und hat das Hotel freigegeben zur Plünderung. Inzwischen stehen nur noch ein paar der Außenmauern. Alle Möbel, Dachplatten, Fensterscheiben, Fliesen, etc. wurden weiterverarbeitet anstatt einfach verfallen gelassen.

 

wenn die Schote reift, wird sie ganz braun und trocken und dann ist sie das, was wir als Vanilleschote kaufen
wenn die Schote reift, wird sie ganz braun und trocken und dann ist sie das, was wir als Vanilleschote kaufen

 

Die Fahrten über unsere grünen Inseln mag ich besonders, da sieht man einfach soo viel! In St Maarten zum Beispiel ist es immer so trocken, dass man so besondere Sachen gar nicht sieht. Da gibt es die riesigen Kakteen und so Gummibaum-artige Gewächse, aber arg viel mehr Abwechslung ist nicht. Lieber also die Touren mit Regenwald. Die Plantagentour auf Jamaika war richtig cool. Wir haben frische Vanille gesehen und weil die hier nicht heimisch ist, gibt es auch nicht die Sorte Insekten, die die Schoten bestäubt. Deswegen werden zu jeder Saison Arbeiter eingestellt, die mit Zahnstochern über die Plantage laufen und alle Vanilleblüten von Hand bestäuben, damit die Schoten sich ausbilden. Es gibt wilde Zitronen, die sind groß wie Honigmelonen. Kaffee – dessen Bohnen übrigens ganz eklig glibberig sind, bevor sie dazu werden, was wir in die Kaffeemühle tun.

 

Kolibri im Anflug
Kolibri im Anflug

Und die Kolibris! Ich hatte noch nie Kolibris gesehen, und jetzt schon ganz viele. Es gibt da so viele Arten: die ganz winzigen, die kleiner sind als eine Maus, die mit den suuperlangen Schwanzfedern, die immer wippen, die wunderschön schillernden…aber alle mit dem langen dünnen Schnabel und den flinken Flügeln. Bis man die Kamera gezückt hat, sind sie meist wieder weg. Aber ab und an setzen sie sich auch mal hin und posieren ganz schön. Oben in den Bergen geht es denen gut, da haben sie keine wirklichen Feinde wenn sie so flott unterwegs sind und haben bei so viel Obst auf den Plantagen eine schöne Auswahl.

 

ich roll' mir mal eben 'ne Zigarre
ich roll' mir mal eben 'ne Zigarre

Zuckerrohr wird nicht mehr im großen Stil angebaut in der Karibik. In St Kitts zum Beispiel wurde die Produktion von Zucker 2005 eingestellt, weil die Ausfuhr teurer war als die Einnahmen. Jetzt verfallen die alten Zuckerrohrfabriken vor sich hin und die Plantagen sind lang brachgelegen. Inzwischen werden die aber wieder bestellt, und zwar mit Obst und Gemüse und vor allem viel Tabak. Eine dominikanische Zigarrenmanufaktur hab ich mir angeschaut, das war interessant. Hier werden die Zigarren von Hand gedreht und schön sehen die aus! Der Fabrikbetreiber ist Europäer und zahlt seine Angestellten nach Stunden und nicht nach fertigen Zigarren, sodass die Qualität einwandfrei bleibt. Eine fleißige Arbeiterin schafft bis zu 250 Zigarren an einem Arbeitstag. Weil die Dom. Rep. nicht genug Tabak selbst anbauen kann, wird oft mit kubanischem Tabak gestreckt und das ist wohl eine bei Kennern beliebte Mischung. Die teuersten dominikanischen Zigarren haben ein einzelnes Blatt kubanischen Tabak außenrum und kosten bis zu mehrere hundert Dollar pro Stück. Eine der allerteuersten der Welt war auch dominikanisch und kostete 1.200 Dollar!

 

auf dem Land, Jamaika
auf dem Land, Jamaika

Scout-Kollegin Melli war mit bei der Tour und sie war so nett, mir eine Mango-Zigarre anzupaffen, damit ich auch mal probieren durfte. Faszinierend, so ganz ohne künstliche Zusatzstoffe, da riecht der Rauch auch ganz anders. Zigarren kann man beliebig oft an und aus machen, nur muss man immer mit einem Zigarrenschneider (schon wieder was gelernt) die Asche abknipsen, damit man nicht die Asche raucht, weil das dann eklig ist. Gute Zigarren erkennt man daran, dass die Asche extrem lang hängen bleibt und nicht sofort abfällt. Einen Gast hatten wir dabei, dessen Probier-Zigarre bestand zum Schluss aus einem ebenso langen Stück Asche hintendran, wie noch von der Zigarre übrig war.

 

Jetzt fehlt mir noch, den Blue Mountains Kaffee zu probieren, eine der teuersten Kaffeesorten der Welt (übertroffen soweit ich weiß nur noch von den Bohnen, die von Katzen gefressen und ausgeschieden werden müssen), dann kann ich wirklich behaupten, die Karibik erlebt zu haben.

 

 

 

 


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Kommentare: 3
  • #1

    Tepita (Mittwoch, 01 März 2017 08:16)

    Boah, Tanja,
    Was ist das ein Landschafts- und Farbenspektakel! Grandios! Ich beneide Dich wirklich glühend! Vor allem wenn man weiß, dass es hier seit ner Woche regnet und stürmt- alles grau in grau. � Hab weiter eine tolle Zeit und Grüße an die Großen. Wann steigen die denn auf?

  • #2

    Flo (Donnerstag, 02 März 2017 23:08)

    Wunderschöne Bilder, wie immer!
    Der Blue Mountain ist nicht der teuerste, aber vielleicht der beste Kaffee der Welt? Ich bin auf dein Urteil gespannt.

  • #3

    Pzibi (Sonntag, 05 März 2017 09:14)

    wow... einfach nur wow !