Einen wunderschönen guten Morgen meine liebe Fangemeinde! Da ich mich seit einer ganzen Weile nicht mehr gemeldet habe (aber sich auch niemand drüber beschwert hat…), gibt es heute mal einen ausführlichen Bericht darüber, was hier eigentlich die ganze Zeit so abgeht.
Den größten Teil meiner Freizeit verbringe ich alleine mit meinen Geckos oder in Gedanken an meine Geckos. Die Tage war ich grade kurz vor dem Einschlafen als es plötzlich einen erstickten Schreckensruf tut – ich als Profi habe natürlich gleich die Geckosprache erkannt. Mache also das Licht an, denke mir nichts weiter und dann hockt da einer der mächtig fetten Geckos von meiner Klimaanlage 20cm vor meiner Nase auf meiner Matratze und zwinkert mich überrascht an. Offenbar war er im Schlaf gefallen, denn er sah nicht aus, als würde er richtig verstehen, was abgeht. Er ist dann auch sitzen geblieben bis ich ihn weggewedelt hab und er schnell wieder nach Hause gewackelt ist.
Den Tag davor saß ich nichtsahnend auf meinem Bett und schaute einen Film, da seh ich einen Schatten unter meiner Tür zum Flur, der sich dann irgendwann nicht mehr bewegt. Eine Stunde später mache ich die Tür auf, der Schatten immer noch da, und dann sitzt da einer meiner Geckos in die Ecke gekauert und bewegt sich nicht. Aber gar nicht. Ich habe ihn nicht mal atmen sehen. Zu doof, dachte ich, hat er sich aber einen ungeschickten Platz zum Löffel-Abgeben gesucht. Bin also raus ein Stöckchen holen, damit ich ihn draußen begraben kann, und grade als ich ihn mit dem Stöckchen berühre, springt er förmlich auf und flitzt davon – sowas hab ich noch nie gesehn. Ich natürlich den Schock meines Lebens, Herzrasen und sonstwas. Das war was. Wahrscheinlich wurde er daheim von seinen Mitgeckos gefeiert weil er so perfekt tot gespielt hat :D
Einer meiner kleinen Geckos chillt jetzt tagsüber öfters unter meinem Spüllappen. Wenn ich den Lappen wegtu, setzt er sich aufs Spülhandtuch. Also hab ich den Lappen wieder hin. Will ja nicht so
sein…
Ich scheine das perfekte Timing gefunden zu haben, um zwischen Durchlüften und Klimaanlage zu variieren und dabei die meisten Moskitos draußen zu lassen. Das passt auch ganz gut mit dem
Speiseplan der hübschen bunten Echse unter meinem Fenster, auf die ich sonst immer aufpassen musste. Aber zu der Zeit wo ich jetzt zumache, ist sie meist auf der Jagd. Ich dachte ja, ich habe
meine mächtig fetten Geckos von der Klimaanlage einigermaßen erzogen, nicht mehr da oben rumzugammeln, das klappt auch ganz gut. Aber ich glaube, jetzt werden sie aufmüpfig – denn immer wenn ich
hinschaue, ist keiner da, aber sie pupsen mir dauernd aufs Bett. Blödmänner!
Da mich das tierisch aufgeregt hat, weil ich grade meine Bett frisch bezogen hatte (und Laken waschen ist gar nicht so einfach in einem einfachen Spülbecken per Hand und kochendem Wasser), musste eine Lösung her! Am Dienstag habe ich mir aus dem Büro einen leeren Kopierpapierkarton mitgenommen, den ich dann im Bunker zerschnippelt habe und in mühevoller Kleinarbeit wieder zusammenklebt hab. Das Ergebnis: meine privatpersönliche an Matratzenmaße angepasste APV – eine Anti-Poop-Vorrichtung!
Auf dem Oberteil steht in schwarz „Poop Here!“ und ich bin mittlerweile überzeugt, dass die mächtig fetten Geckos das lesen konnten. Immerhin sind die Freiräume in den O’s ja auch kleine
Poop-Häufchen, deutlicher geht’s ja wohl nicht. Beim ersten Poop gleich am Mittwoch habe ich mich total gefreut, dass er mitten aufs H gefallen ist. Leider glaube ich inzwischen, die sehen das
jetzt eher als Zielscheibe und poopen um die Wette. Ihr wisst ja, wie Jugendliche sind…
Ihr seht schon, mein Aufenthalt hier lebt mit meinen Geckos. Ohne wäre es hier einfach voll öde immer nach Feierabend. Aber dafür ist die Arbeit ja cool.
Ich habe die perfekte Zeit ausgesucht zu haben, um hier zu sein. Denn immer wenn einer das Team verlässt, wird groß Abschied gefeiert mit einem „Feed“, auf gut deutsch „Vollgestopfe“.
Irgendjemand bringt immer Kuchen mit, dafür werden vorher von jedem drei Dollar eingesammelt. Außer von mir, denn ich werde ja auch nicht bezahlt. Hihi…hat also doch seine Vorteile ;)
Ich habe den ersten Kuchen gleich in der zweiten Woche hier miterlebt, der zweite Kuchen war dann ein unglaublich toller Schokokuchen von Sandee und weil alle den so toll fanden, gibt’s den jetzt
immer. Beim ersten Schokokuchen gab es dazu Vanille-Custard, das ist flüssiger Pudding oder dickflüssige Vanillesoße…aber wird warm gegessen und ist eigentlich nicht wirklich zu vergleichen…naja.
Beim zweiten Kuchen gabs Custard und Vanilleeis. Als Swedelia ihren letzten Tag vor dem Semesterferienschluss hatte, gab es Schokokuchen mit flüssiger Schokoglasur, frischen Custard,
Hokey-Pokey-Eis und Obstsalat aus der Dose! Wenn die so weitermachen, werd ich wirklich kugelrund bis ich heimkomme.
Hokey-Pokey-Eis ist übrigens was typisch neuseeländisches. Ich glaube, nicht mal die Aussies kennen das. Im Prinzip ist das Vanilleeis, aber versetzt mit kleinen runden Bollern aus festem Toffee. Das nennt man im Englischen Honeycomb, und in Neuseeland eben Hokey Pokey. Im Eis sind dann diese goldbrauen Bobbel, die sind ganz hart, und außenrum ist aber sowas wie Honig, nur eine dünne Schicht, das macht das Ganze richtig lecker. Man kann es eigentlich nicht wirklich erklären und ich glaube nicht, dass irgendwer von euch etwas vergleichbares schon jemals gegessen hat. Ihr müsst mir nur versprechen, dass ihr es probiert, wenn ihr mal nach Kiwiland kommt.
Noch was, was es scheinbar nur hier gibt: Minties, kleine weiche Minzbonbons. Die sind einzeln verpackt und man kann sie im 2kg-Sack kaufen. Weil ich keine anderen gefunden habe, wollte ich schon so nen großen mitnehmen (hab ja noch ein paar Monate zum Niedermachen), aber da kam einer der Tankstellenleute zu meiner Rettung und hat mir einen 200g-Beutel stattdessen gegeben. Und obwohl die an sehr prominenter Stelle in meinem Kühlschrank liegen, habe ich sie jetzt schon seit knapp zwei Wochen und trotzdem ist noch die Hälfte da. Erstaunlich. Zu allen großen und kleinen Festlichkeiten bekommen Kinder hier Minties, die sind klein und nicht zu zuckrig und haben lustige Bildchen auf dem Papier. Tahei hat die Tage eine Zwei-Meter-Lametta-Schlange mitgebracht, an die im 3cm-Abstand Minties gebunden waren. Das war ein Spaß und das ganze Büro sah bei Feierabend aus wie frisch vom Weihnachtsbaum vergewaltigt.
Weil die Woche in den mir zugewiesenen Märkten nicht viel los war und ich kaum zu tun hatte, bin ich am Montag spontan mit zum 7Uhr-Flug. Für jeden Flug, auf dem wir Kunden von uns haben, wird
jemand zum Flughafen geschickt, der die dann in Empfang nimmt, ihnen Gutscheinheftchen in die Hand drückt und kurz den Reiseplan mit ihnen durchgeht.
Ausnahmsweise bin ich also nicht erst um halb 8 aufgestanden, sondern schon um 6 und bin pünktlich zum Sonnenaufgang rüber zu Raro Tours, wo mich Jane in Empfang genommen hat (Chefin dort) und
mit mir zum Flughafen gedüst ist. Doof nur, dass der Flieger dann eine halbe Stunde Verspätung hatte, was aber niemand wusste. Denn weil alle Flieger hier IMMER zur gleichen Zeit kommen, checkt
niemand irgendwelche Zeiten im Internet. Ich bezweifle, dass die überhaupt auf der Air Raro-Homepage zu finden sind… Ankunftstafeln gibt es am Terminal auch keine.
Also ging es wieder zurück ins Raro Tours-Büro auf eine „cuppa“ – eine „cup of“, also eine Tasse von was auch immer. In der Arbeit werde ich um 11 immer gefragt: „did you have your cuppa?“, was
so viel heißt wie „Wenn du immer noch keine Frühstückspause gemacht hast, geh jetzt mal!“ Also gab es eine Tasse Tee beim Sonnenaufgang und als wir das erste Dröhnen der Air New Zealand-Maschine
über der Startbahn hörten, war das unser Startschuss zum Aufbrechen, denn der Flughafen ist ja nur zwei Autominuten entfernt.
Dort war Jeri schon in Position in unserem Mini-Büro vor Ort und hat mich kurz eingewiesen und dann durfte ich selbst mit drei unserer Kunden deren Urlaubsplan durchgehen. Mensch, war das
aufregend. Aber die wussten, dass es mein erstes Mal war und haben sich dann mit Jeri und mir gefreut und mir auch High-Five gegeben, als ich alles richtig gemacht hab. Yeay!
Hier ist halt alles ein bisschen mehr laid-back als daheim – oder könntet ihr euch vorstellen am Frankfurter Flughafen als ausländischer Tourist mit High-Five begrüßt zu werden? Das war jedenfalls eine lustige Erfahrung. Blöd nur, dass wir um Punkt acht am Flughafen fertig waren und dann sogar pünktlich zur Arbeit kamen…Mist, wenn man nicht bezahlt wird und freiwillig mehr arbeitet als man soll. Aber wenn ich schonmal hier bin und mir so bereitwillig alles gezeigt wird…
Die Tage habe ich zweimal hin- und hergemailt mit dem Betreiber der Atiu Villas, einer der wenigen Touristenunterkünfte auf der Insel Atiu (drittbekannteste nach Raro und Aitutaki). Es hat alles angefangen damit, dass ich ein zu netter Mensch bin. Ich hatte ihm eine Stornierung geschickt und dann hatte er zurückgeschrieben „Schade. Weißt du wieso?“ Jede meiner Kolleginnen hätte das wohl einfach ignoriert und abgeheftet. Aber ich hab dann eben zurückgeschrieben, dass die Kunden die komplette Buchung und nicht nur Atiu stornieren wollten, also lag es wohl nicht an ihm. Dann hab ich noch dazu geschrieben, dass er der erste ist, der mir von den ganzen Hotel etc hier untergekommen ist, der nach einer Stornierung wirklich nochmal nachfragt und ja offenbar Feedback will, damit nächstes Mal niemand mehr storniert. Fand ich voll super. Dann kam von ihm „Freut mich. Sag mal Robert [Chef], er soll dir Urlaub auf Atiu geben, dann kannst du hier wohnen.“ Hahah! Voll gut!
Von den Kolleginnen werde ich inzwischen auch so angesprochen, wie alle anderen auch. Das ist manchmal leicht verwirrend, denn als Mama fühle ich mich nur beim besten Willen nicht. Aber „Mumma“ scheint hier die übliche Anrede zu sein. So ganz blicke ich da noch nicht durch, denn in einer Rundmail an alle weiblichen Kollegen stand letztens „Hello Ladies and Mummas!“ Das wird übrigens fast genauso ausgesprochen wie im Deutschen. Also nicht so wie die Afroamerikaner, die das so schreiben, aber „Maaahma“ sagen. Bei uns in der Abteilung war meiner Meinung nach Mousie die einzige Mama („Mumma Mousie“ oder kurz „MM“ und von allen nur „Mumma“ genannt), weil sie halt die Frau von Robert ist und der ist „Papa Robert“ weil er die Firma mitaufgebaut hat. Dachte ich. Aber dann kam die Tage Jeri, wollte was von mir und bedankt sich mit „Thanks, Mumma!“. Was zur Hölle?!
Dann gibt es neben „Mummas“ noch „Aunties“, also „Tantchen“. So nennen die Aussies und Kiwis ja alle Tanten, die sie haben. Aber dass hier irgendwie jeder so genannt wird, war mir auch nicht bewusst. In unserer Abteilung war bisher nur Mii (als Chef der Reservations) eine Auntie. Heute hat Tahei erzählt, sie ist mit Mos (die schwangere) und Jeri verwandt über mehrere Ecken. Die wussten das ewig nicht, und dann war Familientreffen auf einer der Outer Islands und alle drei waren verwirrt, sich dort zu sehen :D. Familientreffen haben hier lange Tradition. Das ist oft die einzige Gelegenheit, wo die Familien zusammenkommen können, denn die jungen Leute gehen nach Neuseeland oder Aussie und die älteren ziehen sich auf die kleineren Inseln zurück. Bei der letzten Reunion in Taheis Familie waren 8 Generationen anwesend! Das muss man sich mal vorstellen!
Solche neu entdeckten Familienbande können auch ziemlich lukrativ sein. Tahei und ihre Geschwister wurden letztens auf der eine der nördlichen Inseln eingeladen zum Unterschreiben, denn erst kürzlich wurde bekannt, dass sie zur Familie gehören und ihnen offiziell ganz viel Land dort zusteht, das aber nie beansprucht wurde weil niemand davon wusste. Weil das Land so lange brach lag, wurde vor Jahren der Flughafen dort gebaut und jetzt bekommen Tahei und ihre Verwandten Pacht gezahlt für Land, von dem sie bis vor kurzem nicht mal wussten, dass sie es besitzen. Krasse Sache…
Ich glaube irgendwie, Mumma darf man zu allem sagen was weiblich und älter als man selbst ist. Das würde erklären, wieso Jeri noch nie Mumma war. Noch was, was man nur hier sagt: „Ra“. Ich
bekomme das öfters in Mails oder höre es bei den andern am Telefon, jetzt habe ich mal recherchiert (habe ja abends nix andres zu tun und kann mal eben nen ganzen Abend nach einem winzigen Wort
suchen) und es heißt wohl so was wie „du dort drüben“ oder „du da“, sagt man also nur zu jemandem, der nicht direkt neben einem steht. Macht Sinn.
Ein bisschen gewöhnen muss ich mich an die Rechtschreibung in internen e-Mails, da stand letztens „there“ als „dea“ und „thanks“ als „dangs“, eben so wie mans schbricht.
Diese Woche waren wir in der Arbeit schwer beschäftigt. Im wöchentlichen Mitarbeitermeeting habe ich mich nämlich mal beschwert. Wenn man mir schon kurzfristig Märkte überträgt, dann muss man mir auch sagen, wenn ich ein extra Meet&Greet buchen muss, damit alles stimmt. Sonst mach ich das natürlich nicht und ein Haufen Zeit geht verloren, weil jemand anderes das dann noch nachträglich machen muss.
Und Mensch, habe ich einen Einfluss! Jetzt wurde die gesammelte Reservations-Mannschaft dazu verdonnert, ein „Reservations Manual“ zu schreiben, jede der Mitarbeiterinnen schreibt also jetzt in insgesamt fünf Wochen eine Anleitung für das, wo drin sie am besten ist. Ich war dann für Qantas zuständig – das wollte niemand sonst machen und da kenne ich mich aus. Und Victor (Cheffe) war voll begeistert, hihi :)
Dann ist ihm auch gleich wieder eingefallen, dass er und seine schweizerische Frau Judith mich ja eigentlich mal zum Essen einladen wollten. Und das haben sie dann auch gleich für Mittwoch gemacht. Judith ist eine begabte Köchin und hat unglaublich leckere Pizza gemacht. Ihr Neffe, der hier zur Zeit arbeitet, war auch da und es war ein echt gemütlicher netter Abend. Was ganz neues war für mich, dass ich Wein mitbringe und Judith dann sofort spontan eine Platte mit leckerem Brie rausbringt, „denn man kann Wein ja nicht ohne Käse…“ Mann, war das lecker! Vor allem nach Wochen, in denen ich mich nur von Nudeln, Toast und Obst ernährt habe. Victor habe ich das auch gleich gesagt und ich glaube er hat den Zaunpfahl winken sehen und da Judith sich wohl sehr gefreut hat mich kennenzulernen, hoffe ich auf eine baldige Wiederholung des Abends.
Das hat sich so richtig inselig angefühlt, ganz gechillt auf der großen Terrasse Pizza essen mit gutem neuseeländischen Wein und Kerzen und Moskitospray.
Insgesamt fühle ich mich hier also schon echt wohl. Länger als ein Jahr oder so würde ich es hier trotzdem nicht aushalten, außer vielleicht wenn ich alt und reich bin, denn auf Dauer ist hier
alles einfach echt teuer. Frische Milch und ein Nicht-Gas-Herd fehlen mir sehr – beides hier Mangelware. Man ist sehr darauf angewiesen, dass Verwandte und Freunde Sachen von Neuseeland schicken
oder mitbringen.
Die Leute hier sind insgesamt sehr freundlich, aber leider muss ich sagen, nicht so offen und aufgeschlossen wie die Tahitianer. Obwohl dort der finanzielle Unterschied zwischen Arm, Reich und
Tourist deutlich stärker zu sehen war, haben alle in Tahiti einen lieb gegrüßt, wenn man an ihnen vorbeigegangen ist. Hier bin ich zweimal im Bus gefahren und ich habe mich sehr gewundert, dass
mich keiner der Leute im Bus angesprochen hat. In Australien und Neuseeland, besonders in kleineren Städtchen, wo die Leute sich untereinander kennen, hat immer jemand angefangen, mit mir zu
quatschen und mich auszufragen. Judith hat gesagt, sie fühlt sich nach 26 Jahren immer noch teilweise als Touristin. Als sie den zweiten Monat hier war und zum wiederholten Mal einkaufen war,
wurde sie von der Kassiererin komisch angeschaut und gefragt „Sie sind ja immer noch hier?!“
Wenn ich zur Tankstelle gehe, sind die Mädels dort immer sehr nett, die wissen inzwischen, dass ich hier wohne und für einzelne Sachen, die ich brauche, eben hinlaufe. Aber alle, die mir auf dem
Weg begegnen, gehen an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Das ist echt schade.
Etwas anders als in Tahiti (zumindest kam es mir dort so vor) sind hier Frauen der Mittelpunkt der Gesellschaft. Von Kleinauf werden Mädchen gut ausgebildet und aufs Leben als Mutter und Hausfrau
mit „richtigem“ Job vorbereitet, während die Männer einfach machen gelassen werden. So kommt es, dass zwar Bauarbeiter und Fischer und so alles Männer sind, aber auf den Märkten, in Hotels und
Geschäften sieht man fast nur Frauen. Unsere Firma hat einen Frauenanteil von über 90%!
Insgesamt fühle ich mich also eher den Frauen hier verbunden, die sind allgegenwärtig, und den Männern geht man lieber aus dem Weg. Sie sehen total freundlich aus und die meisten sind es bestimmt
auch, aber es ist ein komisches Gefühl, dass so gar nichts von ihnen aus kommt, wenn man das von überall gewohnt ist, wo man dieses Jahr war.
Die Tage war ich leicht geschockt, als ich von der Arbeit zum Bunker geschlappt bin. Ein Mann in zerrissenen Khaki-Hosen und mit Hut kam über den Parkplatz geschlurft und hat mich gegrüßt. Ich hab zurückgegrüßt und bin zu meiner Haustür, hatte gerade den Schlüssel in der Tür, da kommt der um die Ecke, in der Hand eine riesige angerostete Machete. Hilfe, dachte ich, es ist mitten am Tag und der will dich direkt vor den Augen der Airport-Security-Patrouille abstechen! Dann hat er gewunken – mit der Machete in der Hand – und ich dachte, gleich bleibt mein Herz stehen und ich kippe schon tot um bevor die Schneide mich überhaupt berührt.
Dann grinst er mich an mit zahngelücktem Gebiss und sagt freudestrahlend „wir sind gekommen, um deinen Garten zu richten!“ Dann kam auch gleich sein Kollege mit einem winzigen Rasenmäher und als sich mein Herz langsam beruhigte, fingen sie ganz gemütlich an vor sich hinsummend meinen „Garten“ zu richten – also Nachbars Gestrüpp aus dem Zaun zu hauen. Mit ner Machete! Aber wenn man drüber nachdenkt: Cookinseln = Pazifikinsel = Paradies = wilde Schönheit = Wildnis = Machete. Irgendwie ja doch alles ganz einleuchtend…
Für das Wochenende ist viel geplant. Samstag früh steh ich zeitig auf und versuche, irgendwie in die Stadt zu kommen, aber das ist meist kein Problem, denn irgendwer bleibt immer stehen und nimmt einen mit – ich hoffe, dass ich irgendwann mal hinten auf nem Pickup-Truck mitfahren kann, das sieht spaßig (und leicht schmerzhaft) aus. In Avarua miete ich mir für das ganze Wochenende ein Fahrrad und dann geht’s morgen den ganzen Tag lang einmal um die Insel – endlich mal Sonnenuntergang anschauen! Und Sonntag früh vielleicht zum Sonnenaufgang, je nachdem wie kaputt ich Samstag bin ;)
Sonntagabend habe ich noch was cooles vor, aber das kann ich euch leider nicht sagen, denn der Feind liest mit…
Meine Eltern kommen mich in drei Wochen besuchen und alle hier sind schon super aufgeregt deswegen. Ich bekomme in der Woche, wo sie hier sind, einen ganzen Tag und ein paar halbe Tage frei und es ist ja schon volles Programm geplant. Da gibt es dann also endlich mal wieder Touri-Kram zu berichten, der ja in diesem Blog ein bisschen gefehlt hat.
Übrigens werde ich vielleicht bald berühmt…aber mehr dazu wann anders.
Allerliebste Grüße ins, wie ich höre, immer noch nicht wirklich frühlingshafte Deutschland!
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