Halbzeit in Dubai ist schon rum und irgendwie gewöhnt man sich ja doch an alles. Wahrscheinlich kann ich zu Hause dann gar nicht mehr schlafen, weil es nachts so vergleichsweise leise draußen ist…
In Sharjah ist eigentlich echt nicht viel los und obwohl ich viel durch die Gegend gewandert bin, kann ich nicht ganz verstehen, wie es Sharjah zum Arab Capital of Tourism 2015 geschafft hat. Die Kultur-Tour kann man vermutlich in einem Tag abarbeiten, bei mir hat es sich ein bisschen gezogen, weil ich ja immer nur den halben Tag für Unternehmungen habe. Mit Zeina war ich gleich zu Beginn meines Aufenthaltes hier beim blauen Souq und in Al Qasra, dem hübschen Viertel mit den Kunstgallerien. Diese Woche hab ich mich dann aufgemacht, auch den Rest von Sharjah zu sehen und bin bis in die Altstadt und zum Strand gelaufen (Mama Leena hält mich jetzt endgültig für verrückt, seit sie gehört hat dass ich drei Stunden lang gelaufen bin - GELAUFEN!)
Sehr stolz ist Sharjah auf seinen Ripe Market, das ist eigentlich ein Markt für frisches Obst und Gemüse und Handwerkskunst, aber als der am Dienstag im Al Majaz Park stattfand, war ich doch sehr enttäuscht. Es gab einen Stand mit frischem Obst und die Bananen sahen echt nicht gut aus, und zwei Stände mit Babyklamotten, der Rest war nur Eis und Pancakes und Pralinen und anderes Essen. Schade, aber immerhin war ich dann schonmal da und konnte endlich mal die Sharjah Fountain in ihrer vollen Pracht miterleben. Allerdings gibt es dauernd unterschiedliche Wasser-Shows, und ich hab ausgerechnet eine gesehen, wo nicht wirklich viel Wasser hübsch in die Luft gepupst wird, sondern wo nur ein feiner Nebel versprüht wird und dann eine Lasershow dadrauf Sachen hinprojiziert. Nicht so cool, aber zwei Tage drauf habe ich auch noch eine andere Show gesehen, das war dann ganz nett.
Die Veranstalter des Marktes in Sharjah organisieren auch Märkte in den anderen Emiraten und am Freitag war er in Dubai. Zeina und eine Freundin haben mich mit hingenommen und da gab es dann auch wirklich schöne Sachen zu kaufen, aber leider alles unglaublich teuer. In Dubai muss ja alles immer exklusiv sein (außer auf dem Ramsch-Souq), deswegen gibt es keine Sonnenbrillen für 5€, sondern eben für 150€. Schade, aber immerhin habe ich recht günstig mein erstes Accessoire für meine geile Schlabberhose gefunden, die ich wohl oder übel zu Fasching in der Firma anziehen muss, damit mich niemand der Kollegen hasst, weil ich Fasching ruiniere.
Die Altstadt von Sharjah wird liebevoll „Heart of Sharjah“ genannt. Scheinbar ist die aber grade mitten in der Herz-OP, denn eigentlich ist das gesamte Zentrum eine einzige Baustelle. Hier werden altehrwürdige Gebäude wieder aufgebaut und zwar so, wie man das beim Original-Bau gemacht hat: per Hand, ohne Maschinen, ohne Kräne und mit seeehr viel Staub und Lärm.
Sharjah ist bekannt für seine vielen vielen Museen, wovon aber im Moment genau die wegen Renovierung geschlossen sind, die ich gerne gesehen hätte (ein Museum über arabische Kalligraphie, das alte Fort und ein traditionelles altes Wohnhaus eines Scheichs). So ging es für mich nur ins Al Eslah Schulmuseum, ein kleines Gebäude, in dem vier Räume wiederhergerichtet wurden, wie die Schule damals aussah. Sehr niedlich, kostenlos und mit etwa 8 Minuten Zeitaufwand ganz nett. An der großen Straße namens Corniche Road, die sich durch halb Sharjah zieht (nur mit unterschiedlichen Namen je nach Abschnitt), stieß ich eher durch Zufall auf ein fantastisches Gebäude mit einer riesigen Goldkuppel und siehe da, es war auch ein Museum.
Das Sharjah Museum of Islamic Civilisation war früher mal der Fleischmarkt, dann später der Fisch- und Gemüsemarkt, dann ein normaler Souq und jetzt dann das Museumsgebäude. Hier kostet es ungewöhnlicherweise auch Eintritt, aber nicht viel, und es gibt ja auch soo viel zu sehen. Man könnte wahrscheinlich den ganzen Tag hier verbringen, denn es gibt im Erdgeschoss feste Ausstellungen zur islamischen Wissenschaft mit ganz vielen Geräten und so, zum Design und der Architektur von Moscheen in der ganzen Welt, und noch andere. Im Obergeschoss gibt es nochmal vier Gallerien, wo temporäre Ausstellungen drin sind. Weil draußen aber das Wetter so nett war, habe ich mir nicht alles angetan und nur schnell durchgeschaut. Fazit: das interessanteste am Museum war das Museumsgebäude selbst – suuuperschön!
Weiter ging es an der Corniche Road entlang und erstaunlicherweise wird man weniger von den vorbeifahrenden Taxis angehupt, wenn man auf der linken Straßenseite (also entgegen der Fahrtrichtung)
läuft. Muss ich mir merken…
Ich kam an einem großen abgezäunten Gelände vorbei, was aussah wie eine Art Palast oder wichtiges Gebäude. Es ist in Dubai nicht erlaubt, Fotos von Regierungs- oder Armeeanlagen zu machen,
deswegen hab ich’s lieber mal gelassen. Später hab ich Zeina gefragt und sie hatte keine Ahnung, was ich da gesehen habe.
Nebenan nochmal ein tolles Gebäude mit schönem Park: der Sharjah Ladies Club. Mit wunderschönem Park, Privatstrand, Pool mit Rutsche, coolen Events und Kinderbetreuung können hier die Damen der Stadt, die was auf sich halten (Wortlaut auf der Homepage: „the priviledged women and children“), mit ihren Kindern herkommen um einfach mal von ihren Männern wegzukommen. Damit dort alles richtig toll und exklusiv ist, ist die Chefin die Frau von Sharjahs Herrscher, ihr offizieller Titel ist „Her Highness Sheikha Jawaher bint Mohammed al Qasimi, Chairperson of the Supreme Council of Family Affairs, and Chairperson of Sharjah Ladies Club“. Und ja, so wird sie überall geschrieben, wo sie erwähnt wird. Ihr Mann hat auch so einen hübschen Namen „His Highness Sheikh Dr. Sultan III bin Mohammed al Qasimi, Supreme Council Member, Ruler of Sharjah and President of the American University of Sharjah“.
Wenn man ihn anspricht, müsste man somit “Your Highness” sagen, Sultan ist sein Name, “bin Mohammed” heißt “Sohn von Mohammed” und al Qasimi ist sein Nachname. Bei seiner Frau ist Jawaher der Name und „bint“ heißt „Tochter“. Der Mohammed ist also vermutlich bei beiden ein unterschiedlicher, wobei es auch nichts ungewöhnliches ist, den eigenen Cousin zu heiraten. Aber Mohammed heißt halt eh jeder zweite hier. Dazu später noch ein paar Geschichten aus meiner Gastfamilie.
Stuuunden später kam ich endlich zum Strand. Der ist hier sehr sauber und mit ganz vielen Palmen bewachsen, die Schatten über die Picknicktische werfen. Sehr hübsch, aber nach 20 Minuten musste ich mich in ein klimatisiertes Taxi flüchten, weil es mir in langer Jeans und beärmeltem T-Shirt doch zu warm wurde. Ausziehen hätte ich nichts dürfen, denn es ist in Sharjah nur an den Privatstränden der Hotels erlaubt, Schultern und Knie (und auch mehr) zu zeigen. Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn ich mich am Al Mamzar Strand im Bikini hinlegen würde; aber vermutlich wären sie freundlich weil ich Tourist bin, und ich müsste nur eine horrende Summe an Bußgeld zahlen.
Deswegen ist auch der Jumeirah Beach in Dubai so cool – hier darf man in aller Öffentlichkeit Bein und Bauch zeigen. Und offensichtlich stört es ja auch niemanden, denn selbst die extremst verschleierten Frauen in komplett Schwarz und nur einem Loch für die Augen (manche sogar dann noch einen langen schwarzen Schleier drüber), kommen zum Jumeirah Beach zum…äh…weiß auch nicht, warum eigentlich. Vielleicht sind das durchbräunende Abayas?
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