Eisbrecher

Die Woche ging ganz gemütlich für mich los. Nachdem wir Samstag keine Arabischstunde hatten, ging Sonntag abend voll die Post ab und ich durfte endlich mal beweisen, dass ich meine Vokabeln auch wiederhole, wenn ich das soll (sonst glaubt Mama Leena mir das nie).

Dau-Flotte am Dubai Creek
Dau-Flotte am Dubai Creek

Weil Zeina am Sonntag und Montag für ihre letzten Klausuren des Semesters in ihr altes Wohnheim gezogen ist zum Lernen, hatte ich beide Tage sturmfrei. Und obwohl Leena versprochen hatte, dass sie Hausmädchen Sofi sagt, dass sie mir kein Frühstück machen muss, weil ich mit Farouk in Dubai verabredet war, stand Sonntag früh natürlich doch ein gigantisches Omelette bereit. Grr…

 

Burj al Arab und Jumeirah Beach Hotel wie sie gedacht waren (Segel gebläht vor Welle)
Burj al Arab und Jumeirah Beach Hotel wie sie gedacht waren (Segel gebläht vor Welle)

Mit Farouk ging es durch diverse Souqs von Alt-Dubai; erst zum alten Souq in Bur Dubai, wo ich schonmal war, aber dieses Mal wirklich was gekauft habe. Mit Farouks Hilfe konnten wir den wuuunderschönen Schal sogar auf weniger als die Hälfte runterhandeln und wir gingen sehr stolz weiter und konnten außerdem jedem Inder, der uns hinterherbrüllte, zeigen, dass wir schon versorgt waren.

 

Dubai Creek im Abra
Dubai Creek im Abra

Endlich bin ich jetzt auch mal mit dem Abra ans andere Creek-Ufer übergesetzt, das sind die kleinen Holzboote, die nur leider mit wahnsinnslauten und stinkigen Dieselmotoren lostuckern, also ist es gar nicht so gemütlich wie gedacht. Aber hey, für 1 Dirham (ca. 20ct) pro Person und Fahrt kann man ja wohl nicht meckern.

 

im Abra über den Creek
im Abra über den Creek

Auf der anderen Seite vom Dubai Creek liegt der Stadtteil Deira, da merkt man auch plötzlich gar nicht mehr, dass man in Dubai ist. Alle, die denken Dubai besteht nur aus Luxus und Blingbling, muss sich nur dort umschauen und es wird klar, dass auch Dubai nur eine Stadt ist wie jede andere auch. Komisch fühlen tut man sich zwischen den ganzen kleinen Ramschlädchen und heruntergekommenen Häusern aber gar nicht, denn alle sind sehr nett und helfen gern beim Weg-Finden.

 

Deira Spice Souq
Deira Spice Souq

In Deira fanden wir auch gleich zum Gewürz-Souq, der aber sehr enttäuschend war nach den Hochpreisungen im Reiseführer und diversen Internetseiten. Wir waren schon halb durch, bis wir überhaupt gemerkt haben, dass das wohl der Gewürz-Souq sein muss, denn bei nicht mal der Hälfte der Läden standen Gewürze draußen und die meisten wollten einem auch nur den gleichen Kram andrehen, wie auf der anderen Creek-Seite. In einem süßen kleinen Lädchen hab ich aber dann doch Zimtstangen für Mama gefunden (sie wird mich vermutlich killen, weil es viel zu viel ist…) und Farouk hat auch ordentlich zugeschlagen. Er ist ja auch erst seit ein paar Monaten in Dubai und freut sich, mit mir durch die Gegend zu schlappen, weil ich mich in den Touristenvierteln inzwischen besser auskenne als er.

Schaufenster im Deira Gold Souq
Schaufenster im Deira Gold Souq

Ein paar Straßen weiter ist auch der berühmte Gold-Souq und der hat mich wirklich umgehauen. Es sind zwar richtige Lädchen und nicht Verkäufer mit ihren mobilen Ständen, die hier verkaufen, aber nichts desto trotz: die Schaufenster vollgestopft mit Gold ist schon was besonderes. Hier steht unter anderem auch schwer bewacht der schwerste Goldring der Welt: allein die Edelsteine obendrauf wiegen über 5 Kilo und das gesamte Ding bringt ganze 64 Kilo auf die Waage. Was genau man mit so einem Ring will, ist mir ein Rätsel, er war auch nicht mal hübsch. Aber in dreihundert Nummern kleiner hätte er mir evtl. ganz gut gefallen…

richtig, dieses Ungetüm soll ein Ring sein...
richtig, dieses Ungetüm soll ein Ring sein...

Weil ich in meiner Tagesplanung ja immer etwas eingeschränkt bin, weil ich um 5 zum Essen und danach zum Unterricht daheim sein soll, ist es etwas schwierig, spontan einfach noch was anzuschauen. So musste ich Farouk für einen Ausflug auf die Palm Jumeirah absagen weil das zu lange gedauert hätte und stattdessen sind wir in die Mall of the Emirates, die war das größte Einkaufszentrum der Welt, bis 2008 die Dubai Mall den Titel gewann. An der Mall of Emirates gibt es einen seltsamen silbernen Aufbau, der in die Luft ragt: die weltberühmte Skihalle, in der man ganzjährig auf fünf Abfahrten (!) rodeln, skifahren und snowboarden kann. Googled mal nach Bildern, das ist einfach nur krank.

Fast noch faszinierender in der MoE fand ich allerdings den gigantischen Carrefour-Supermarkt, ach nein…Hypermarkt heißt der sogar. Es ist der größte im Mittleren Osten und hat 66 Kassen!

wenn man einen Tag pro Einkaufszentrum hätte, würde man zweieinhalb Monate in Dubai verbringen
wenn man einen Tag pro Einkaufszentrum hätte, würde man zweieinhalb Monate in Dubai verbringen

Am Abend hab ich in (fast) perfektem Arabisch Hammoudi (Mohammad wird eigentlich nie Mohammad genannt, sondern immer Hammoudi oder Maamaa – nicht zu verwechseln mit Maamaa, das ist Mama Leena, aber nur wenn es von Hammoudi kommt….äh?) von seinem Nachmittagsschläfchen wecken, denn er hatte versprochen, mit mir weg zu gehen. Wohin wusste ich nicht, aber ich war gehörig überrascht, als wir in einem Stadtteil namens Garhoud rauskamen, wo es laut ihm nichts besonderes gibt, außer unserem Ziel für den Abend: das Irish Village! Hab mich schon sehr gefühlt wie zu Hause dort im Biergarten bei Radler und Live-Musik im Irish Pub :D

 

Al Majaz Waterfont mit Al Noor Mosque
Al Majaz Waterfont mit Al Noor Mosque

Ich hab es leider immer noch nicht geschafft, die Dubai Fountain anzuschauen – ich muss mal die Zeiten checken und Hammoudi überreden, mich hinzufahren nach meiner Stunde irgendwann, weil die Wasserspiel-Show findet immer nur abends statt. Allerdings gibt es ja auch in Sharjah die etwas kleinere Fountain, von der ich in der ganzen Woche, die ich jetzt schon hier bin, auch nur etwa 10 Sekunden lang gesehen hab. Seit Mittwoch habe ich es wirklich jeden Abend versucht, aber am Samstag stand da dann ein Security-Mensch und erklärte, dass aus Respekt vor den Saudis die drei Tage nach dem Tod des Königs keine lustige Wassershow gemacht wird. Also versuche ich heute abend einfach nochmal mein Glück. Aber eigentlich ist die Al Majaz Seepromenade auch sehr hübsch anzusehen wenn nicht brüllend laut Musik spielt und bunte Farben überall sind…

typisches Bild in der Chiller-Stunde vor dem Arabisch-Unterricht: Mama Leena und Sofi beim Schläfchen
typisches Bild in der Chiller-Stunde vor dem Arabisch-Unterricht: Mama Leena und Sofi beim Schläfchen

Weil Zeina heute auch noch in der Uni war, dachte ich, ich geh mal den schicken Jogging-Weg an der Khaled Lagoon ausprobieren. Dachte, ich bin schlau und schreibe den Hausmädchen einen Zettel, dass sie mir auch wirklich kein Frühstück machen. Weil soo fit bin ich dann auch nicht, dass ich mit Riesenomelette im Bauch joggen gehen kann. Heute abend kam Mama Leena heim und fragte mich „Wie kommst du drauf, dass die Mädels Englisch lesen können?“ – heute früh kam Sofi wohl zu ihr mit meinem Zettel und fragte, ob der für sie wäre und was denn draufstehen würde. Sie können also nicht mal lesen, aber sollen für ihre Arbeitgeber einkaufen gehen…keine Ahnung, wie das auf Dauer funktioniert. Naja…Frühstück hatte ich jedenfalls heute nicht auf mich warten ;)

Prozente!!
Prozente!!

Auch in Sharjah habe ich ein Einkaufszentrum in der Nachbarschaft entdeckt und das habe ich heute gleich mal unsicher gemacht. Der erste Laden, auf den mein Blick fiel: Tchibo. Da musste ich natürlich rein und tatsächlich alles die originalen Verpackungen mit den deutschen Namen drauf und ein Angebot, was ich so groß noch in keinem deutschen Tchibo-Laden gesehen habe. Sachen gibt’s…und es stehen alle total drauf. Mama Leena hat gesagt, sie kauft da immer Hammoudis Hemden und das Hemd was er gestern anhatte sei schon drei Jahre alt! Gute deutsche Qualität eben.

 

Khaled Lagoon
Khaled Lagoon

So langsam gewöhne ich mich übrigens an die arabische Musik, die hier permanent irgendwo dudelt und Zeina hat mir mal ein paar hübsche Liedchen gezeigt, die hier im Radio so laufen und eigentlich ganz cool sind (aber teilweise auch sehr europäisch angehaucht). Wer mal Lust hat: http://youtu.be/oXRxlRQWH8g (haltet ein bisschen durch, da gibt’s mittendrin ab 2:30 ein sehr geiles Dudelsack-artiges Solo); http://youtu.be/H7rhMqTQ4WI (richtig cool und gutelaunig, ich glaub das bleibt auf meiner Playlist – übrigens der Original-Sänger von Aicha, der da so doll grinst); http://youtu.be/vKmKABlgprM (arabischer Pitbull, auch mal ganz nett); http://youtu.be/TyZEwpDPCCw („Habibi“ heißt sowas wie Liebling und das ist so wie im spanischen „Corazon“: so gut wie in jedem Lied zu hören).

Übrigens zurück zum Titel: das Eis mit Mama Leena scheint gebrochen! Sie hat mich gestern aus heiterem Himmel im Sommer zu ihrer Familie in Syrien eingeladen zum kostenlos wohnen und weiter bei ihr Arabisch lernen – ihre Worte: „if war over, you come“. Ist doch mal ein Wort. Aber ob ich wirklich unbedingt diesen Sommer nach Syrien will…?

 


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