Stille am Golf

Am Freitag ist in den Emiraten Wochenende, denn an dem Tag wird gebetet. Allgemein ist in muslimischen Gesellschaften Donnerstag und Freitag Wochenende, dann entspricht der Freitag unserem Sonntag, der ja auch religiös begründet ist. Damit Dubai näher an den westlichen Märkten ist, wurde das Wochenende 2006 verlegt, sonst hätte man ja nur noch drei gemeinsame Arbeitstage.

Jumeirah Beach mit Burj al Arab
Jumeirah Beach mit Burj al Arab

Freitag war also ein ganz gemütlicher Tag und Zeina wollte mich mitnehmen zum Joggen mit anschließendem Frühstück in Dubai. Bis wir loskamen war es natürlich schon wieder halb 10 und immer noch eisig kalt (laut Zeina), nämlich nur etwa 23 Grad. Das ist so ziemlich die niedrigste Temperatur, die es hier je hat. Auf dem Weg sammelten wir noch vier Freundinnen auf und dann ging es gaaanz ans andere Ende von Dubai, an den Jumeirah Beach, das ist da wo auch der Burj Al Arab (das Hotel, was aussieht wie ein Segel) steht. Bis wir dort waren, war es fast 11. Gelaufen sind wir immerhin 7,1km auf dem tollen Jogging-Weg am Strand, davon gejoggt allerdings höchstens 700m. Ich bin trotzdem fast zergangen, vor allem weil Zeina vor lauter Kälte weder ihr langärmliges Shirt noch ihren schwarzen dicken Strickpullover ausgezogen hat. Hilfe…

superschickes Wohnviertel direkt am Jumeirah Beach
superschickes Wohnviertel direkt am Jumeirah Beach

Jumeirah Beach ist einer der öffentlichen Strände in Dubai, aber weil Freitag (=Gebetstag) war, waren wir vormittags fast allein unterwegs. Außerdem ist ja der saudische König gestorben, deswegen sind die ganzen Saudis hier vormittags extralang in die Moschee um für ihn zu beten.  
Es gibt ab und an mal einen Kiosk mit Sitzgelegenheiten und eben den schicken Laufweg, aber ansonsten sieht der Strand erstaunlich normal aus dafür, dass wir hier in Dubai sind. Trotzdem wird überall gebaut, also wer weiß, wie lange das hier noch so sein wird. Direkt am Strand kann man auch parken, also eigentlich auf dem Strand, in der Tat zwei Schritte vom Weg entfernt. Und hier stehen natürlich fast ausschließlich schicke neue wüstentaugliche Riesenautos, passend zu den Villen, die direkt am Strand stehen. Jumeirah ist Dubais teuerste und exklusivste Gegend, irgendwo hier wohnt auch der Sicherheitsbeauftrage des Scheichs.

natürlich...den Burj sieht man überall
natürlich...den Burj sieht man überall

Hier ist es ja irgendwie immer laut. Zu Hause bei Leena läuft permanent der Fernseher und nebenher syrische Musik (die ist ganz schön), was noch einigermaßen zusammen geht. Wenn dann aber Mohammad zu Hause ist, hat der noch Musik oder einen Film auf dem Laptop laufen, macht dann natürlich auch nichts anderes aus, auch wenn keiner im Raum ist außer ihm. Und wenn er unter die Dusche hüpft, lässt er alles an und singt lauthals unter der Dusche vor sich hin. Dann klingeln dauernd irgendwelche Leute, obwohl die Tür ja eh offen ist. Und draußen der permanente Lärm von der Straße und von den drei Moscheen in unmittelbarer Nähe (ja, ich hab jetzt auch eine dritte erspäht).

wohl eine der Zweit- oder Dritt-Jachten des Scheichs laut Gerüchten am Jumeirah Beach
wohl eine der Zweit- oder Dritt-Jachten des Scheichs laut Gerüchten am Jumeirah Beach

Als wir am Jumeirah Beach aus dem Auto ausgestiegen sind, ist mir das sofort so extrem aufgefallen: Ruhe! Absolut still, keine Straße in der Nähe, kein Flughafen, keine Moschee (!) und wir haben zwei wunderbare Stunden lang nur den Arabischen Golf plätschern und unsere Schuhe auf dem guten Joggingboden quietschen hören. Herrlich…

 

Jumeirah Beach
Jumeirah Beach

Frühstück gab es nach unseren 7km in einem schicken Café, wo es keine Speisekarten gibt, sondern iPads an jedem Tisch, auf denen man ganz interaktiv rumsuchen kann. Allerdings in meinen Augen total bescheuert, weil wenn ich erstmal mein Getränk gefunden hab, dann was zu essen suche, da hab ich ja mein Getränk schon wieder vergessen und kann nicht einfach einen Finger reinhalten zum erinnern. Um halb 3 waren wir mit Frühstücken fertig. Äh…

Flamingo-Habitat Ras al Khor von weitem
Flamingo-Habitat Ras al Khor von weitem

Auf dem Rückweg hab ich endlich auch mal ein bisschen was von der Gegend um Dubai gesehen. So z.B. Ras al Khor, ein Naturschutzgebiet, für das sich die Scheichsfamilie persönlich eingesetzt hat, jetzt ist der Zugang streng reguliert und man muss sich als Besucher namentlich registrieren, denn am Ende des Dubai Creek in den sogenannten Wetlands leben etwa 3.000 wilde Flamingos, die auf gar keinen Fall gestört werden dürfen. Keiner weiß, woher sie wirklich kommen, aber offenbar gefällt es ihnen und sie kommen immer wieder.

freitägliches Cricket der indischen Expats
freitägliches Cricket der indischen Expats

Am Rand von Sharjah haben mir die Mädels außerdem den Gebrauchtwagen-Markt gezeigt und so viele Autos auf einem Fleck hab ich bisher nur im Containerhafen gesehn. Wer sich die alle anschauen soll um das richtige zu finden, keine Ahnung…     
Und neben der riesigen Kolonie Flamingos gibt es hier ja bekanntermaßen auch eine riesige Kolonie an Indern und wie es aussieht, macht sich die gesamte indische Bürgerschaft am Freitag auf, um auf den sandigen Dreiecken zwischen Straßenabzweigungen Cricket zu spielen. Auch ein nettes Bild :D

Jumeirah Beach
Jumeirah Beach

Als wir um halb 4 zu Hause waren, hatte Mama Leena schon zwei Stunden vorher für uns Mittagessen gekocht und war dann ein bisschen böse. Naja, kann ich ja wohl am wenigsten was dafür (vor allem weil ich ja immer die bin, die sagt, Leena soll mal weniger kochen). Wenigstens gab es nicht um 8 schon wieder was zum Abendessen.

 

Obwohl Wochenende ist, wollte Leena natürlich trotzdem noch wenigstens eine Stunde Arabisch machen (uff…) und es lief sogar ganz gut und ich konnte abends Zeina die Geschichte vom Mond vorlesen, der aufwacht, wenn die Sonne schlafen geht und dann spielt er mit den Sternen und er spielt und er spielt bis er müde ist und dann weckt er die Sonne. Hihi, und Zeina hat sogar alles verstanden ;)

 


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