Weil Zeina im Lernstress ist und sich seit meiner Ankunft Arme und Beine ausreißt, um mich zu bespaßen, habe ich heute gesagt, sie soll einfach ihr Ding machen und ich mache meins: Shopping in Dubai!
Der Dusche muss man 20 Minuten Zeit geben, um das Wasser heiß zu machen, und Zeina lässt es sich nicht nehmen, mich schon morgens vollzustopfen und hat mir ein gigantisches Sandwich mit Ei gemacht, also war es doch schon 11 bis ich endlich loskam. Weil Sharjah keine Metro hat und die Busse nur von Expats benutzt werden und Zeina dann Angst um mich hätte, hab ich mir also zum allerersten Mal in meinem Leben ein Taxi gewunken, dass mich dann zur „first Metro station in Dubai“ bringen durfte.
Für die etwa 25-minütige Fahrt nach Dubai zahlt man etwa 15 Dirham (3€), allerdings kommen Grenzgebühren von 20 Dirham dazu, wenn man die Grenze nach Dubai überquert, und zusätzlich nochmal 5
Dirham an Mautgebühren. Aber 40 AED (9,50€) sind verglichen mit deutschen Taxipreisen schon okay.
Zeina hatte mir nochmal extra gesagt, dass ich nur das zahlen soll, was auf dem Taximeter steht und kein Trinkgeld dazu. In jedem Touristenführer liest man aber, wie wenig die Taxifahrer
verdienen, also habe ich großzügig 3 AED aufgerundet und mann, hat sich der Taxifahrer drüber gefreut.
Die Dubai Metro ist auch ein Thema für sich. Die ist ganz neu und wurde erst 2009 in Betrieb genommen. Bisher gibt es anderthalb Linien, aber mehr sind geplant. Die Metro wird auf der gesamten Strecke ohne Fahrer gefahren, funktioniert also voll automatisch mit diversem Sicherheits-Schnickschnack, dass auch ja nichts passieren kann. Es gibt an jeder Station nur zwei Bahnsteige und da wird dann immer durchgesagt „Attention please: the train to Etisalat will arrive at Etisalat platform“…ach.
Ich habe mir gleich am ersten Tag für etwa 80ct eine silberne Karte gekauft, die kann man prepaid mit Guthaben aufladen, was dann direkt beim Ein- und Ausgang durch ein Pieps-Tor abgebucht wird. Für die Fahrt von einem Ende der Linie zum anderen (etwa eine Stunde Fahrt) zahlt man 5 Dirhams, also 1€, ein Traum!
Damit Frauen sich nicht bedrängt fühlen, gibt es neben der Gold-Klasse mit sehr breiten Ledersesseln und Teppichboden auch eine Extra Ladies‘ Section für alleinreisende Frauen und Frauen mit
Kindern. Heute sind zwei Männer noch schnell in die Bahn gehüpft, da hat dann sofort eine der Damen neben mir gesagt, sie mögen doch bitte einen Wagon weitergehen, denn hier wäre nur für die
Frauen erlaubt. Die sind dann auch ohne Murren umgezogen, denn so gehört sich das hier einfach und jeder ist freundlich. Wenn ein Mann doch mal in dem Abteil bleibt, steht an der nächsten
Haltestelle schon ein Polizist bereit, der ihn seine Strafe bezahlen lässt, denn alles ist natürlich videoüberwacht.
Die gesamte Anlage der Metro ist riesig, ein Foto von den gigantischen Metro-Stationen gab es bereits in einem der früheren Einträge und Wikipedia hat hier http://de.wikipedia.org/wiki/Metro_Dubai noch ganz schöne von den Bahnen und den modernen Stationen.
Kurzfristig entschied ich mich wegen dem ersten richtig warmen Wetter seit ich hier bin gegen die Dubai Mall und stattdessen fuhr ich weiter bis nach Bur Dubai, das ist der historische Altstadt-Distrikt Dubais, wobei allerdings nichts wirklich alt ist, sondern nur im traditionellen Stil wieder aufgebaut. Hier gibt es ganz viele tolle lehmartige Häuser mit sogenannten Windtürmen, Aufbauten, die als Klimaanlagen dienten. Die viereckigen Türme mit Löchern und Querbalken fingen den Wind auf, der spiralförmig nach unten wehte, das Haus kühlte und die warme Luft aus dem Inneren auf der anderen Seite des Turmes wieder rauspustete. Oder so.
Ganz viele der Dubaier Museen sind hier untergebracht und ich hab ein süßes kleines gefunden, wo was über die Kunst der arabischen Kalligraphie erklärt wurde. Weil die arabische Schrift schon von allein so künstlerisch aussieht, gibt es viele Kalligraphisten (?), die aus den Buchstaben tolle Kompositionen malen, die mehr wie abstrakte Kunst als wie Schrift aussehen. Im Obergeschoss stand so ein Inder rum, der sah mich und meinte „come, come“ und dann hat er mich drinnen auf eine Couch gesetzt in einer Art Büro, wo zwei Männer in Kaftan und Turban arbeiteten, und hat mir arabischen Kaffee eingeschenkt. Erst dachte ich, es wär Tee, und ich mag ja eigentlich keinen Kaffee, aber der war sooo mild…
Dann saß da noch ein Chinese, auch im Kaftan, aber mit Schirmmütze statt Turban und plötzlich fängt er an, in einem Buch zu blättern und mir ganz viel zu zeigen und zu erklären. Das Buch war voll mit ein und demselben Vers aus dem Koran, der in jeder üblichen arabischen Schriftweise (Persisch ist z.B. anders als Tunesisch) geschrieben war und außerdem von diversen verschiedenen Kalligraphie-Künstlern „gemalt“ wurde und jedes Mal komplett anders aussah. Total interessant!
Danach besuchte ich das Heritage & Diving Village, wo eigentlich ganz viel gezeigt werden soll, wie früher alles in Dubai tickte, aber das ist wohl erst abends, weil heute war alles wie ausgestorben. Aber immerhin hab ich mein erstes arabisches Kamel gesehen! Leider hatte es eine Art Maulkorb, also sah es nicht so glücklich aus und grinste nicht so wie andere Kamele.
Also schlappte ich am Dubai Creek entlang, dem langen Fluss, der vom Arabischen Golf aus Dubai in zwei Seiten teilt. Dadrauf ist alles voll mit traditionellen Bötchen namens Abra, die Touristen von einem Ufer zum anderen bringen, weil die Brücken und Tunnel so weit auseinander sind. Außerdem gibt es rostige große Kähne, die sogenannten Daus, die mit ihrer Fracht den Creek entlangsausen, aber dazu mehr, wenn ich mal wieder dort bin.
Ganz wichtig in Bur Dubai ist der Alte Souq (Basar), der noch aussieht wie ein traditioneller, aber heute hauptsächlich von Indern betrieben wird, die Schuhe, Taschen, Sonnenbrillen, Souvenirs und Tonnen an Stoffen verkaufen wollen. Man wird also (besonders als Weiße ohne Begleitung) von so ziemlich jedem einzelnen Inder angequatscht. Teilweise ist es das übliche „Here, lady, come see“ und „no charge for looking“, aber einige sind ganz gerissen und sprechen dich mit einem Namen an, der ihrer Meinung nach schmeichelnd ist. „Maria“ hat es ihnen besonders angetan und alle Europäer werden so angesprochen. Männer mit Brille werden als „Hey, Professoooor“ gerufen und ich war sogar „Hey, lady with the pretty glasses“. Sehr verwirrt hat mich dann doch das „Here, Shakira“ von einem besonders aufdringlichen Inder, der mich gleich mit seinem tollen weichen Paschmina-Schal erwürgen wollte. Bei Gelegenheit geh ich nochmal hin und lass mich weiter bequatschen.
Der Kulturtag ging weiter mit dem Al Fahidi Fort, einer alten Festungsanlage, wo es oben Säbel, Messer und Kunstgegenstände anzuschauen gibt, aber im Keller eine gigantische Anlage mit einem kompletten traditionellen Souq in gedimmten Licht und wunderschön gemacht. Das war richtig nett und da hab ich wahrscheinlich mehr gelernt, als in den ganzen anderen Museen zusammen.
Ganz kurz habe ich auf dem Rückweg auch noch in eine Shopping-Mall geschaut, aber nicht um was zu kaufen, sondern um zu staunen: das Burjuman Center ist zwar nicht annähernd so groß wie die Dubai
Mall, aber hier gibt’s die ganzen Luxusmarken. U.a. hat auch Saks Fifth Avenue hier eine Filiale, aber das eigentlich coole ist das Design des Einkaufszentrums mit riiiesigen Treppenaufgängen,
toller Beleuchtung und einer wahnsinnigen Kuppel aus Glas über einem Palmengarten im Obergeschoss. Und weil ich mich einfach nicht zurückhalten konnte, bin ich sogar aufs Klo gegangen, damit ich
das auch mal anschauen kann – ein Kabäuschen war etwa so groß wie mein ganzes Bad daheim…
Das Burjuman Center wird noch erweitert, deswegen ist etwa die Hälfte grade nicht zugänglich, aber an jeder Absperrung, die man sieht, steht „This is a planned construction“, sodass auch ja
niemand auf die Idee kommen könnte, in Dubai ist ungeplant was kaputt und muss erneuert werden.
Mit dem Taxi sollte es auch wieder heimgehen, aber dann stand ich an der letzten Metrostation vor der Grenze und jeder Taxifahrer hat mir gesagt „oh no, no Sharjah possible in this taxi“, bis ich endlich einen gefunden habe, der mir vorgeschlagen hat, mich wenigstens bis zur Grenze zu bringen. Und dann war da auch wirklich eine Grenze, mit sandigem Grenzstreifen und hohem Zaun und allem (nur keine Gewehre und Hunde). Aber im Zaun war ein Loch und so konnte ich mit Horden weiterer allabendlicher „Auswanderer“ zu Fuß die Grenze überqueren, kam mir aber trotzdem fast ein bisschen illegal vor :D
„Drüben“ angekommen hab ich dann auch gleich ein Taxi gefunden. Der Fahrer wusste natürlich weder mit dem Namen des Parks noch dem der Moschee noch dem des Einkaufszentrums noch mit der Khaled Lagoon irgendwas anzufangen, musste dann erstmal drei andere Taxis anhalten um die Fahrer zu fragen, sodass hinter uns schon eine riesige Schlange hupender Autos war und ich immer weiter in meinem Sitz runterrutschte. Doch dann hat er mich doch heil heimgekriegt, und obwohl wir ein bisschen im Feierabendverkehr steckten, habe ich im Vergleich zur Hinfahrt 15 Dirhams gespart, weil die Grenze nicht drin war. Dubaier Taximeter laufen nämlich nur regulär pro Kilometer; für stehende Wartezeit berechnen sie 25 Fils, also 5ct pro Minute. Irgendwie mag ich die Taxis hier.
Als ich dann endlich anderthalb Stunden später als geplant zu Hause war, war Mohammad sehr stolz auf mich, weil zu Fuß die Grenze zu passieren, das sei schon „advanced taxi driving“ gewesen :D
Kommentar schreiben