Immer hingewollt, vor zwei Jahren nach den vier Stunden Stop-Over erstmal abgehakt, doch jetzt hat es doch endlich geklappt: Dubai! Und das nicht nur zum Urlaub - nein, gleich die volle Lotte und drei Wochen Arabisch-Lernen.
Furchtbar früh ging es zum Flughafen, nachdem ich so wenig vorbereitet war wie irgendwie noch nie vor einer Reise. Unterkunft und Unterricht in
einem war gebucht, alles andere würde sich zeigen. Aber so lange ich weiß, dass die Polizei Englisch versteht, wird schon alles gut
;)
Am Flughafen war ich noch nie so schnell durch, offenbar hatte ich eine gute Zeit erwischt. Beim Gepäck-Einchecken stand ich ganze anderthalb Minuten an und konnte
nur grade so in der Zeit meinen Kofferanhänger fertig beschriften. Security-Check ging komplett ohne Wartezeit einfach durch, Passkontrolle am Gate, bäm saß
ich schon im Wartebereich: zwei Stunden vor Boarding.
Die sechs Stunden Flug gingen fast genauso schnell rum (obwohl wir geschlagene zwei Stunden warten mussten, bis uns Getränke angeboten wurden) mit
einem super süßen Film namens „The Boxtrolls“, dessen Art Director über drei Ecken ein Bekannter von mir ist.
Ich glaube nicht, dass ich jemals zufriedener mit meinem Fensterplatz war. Keine Ahnung, wo wir drüber geflogen sind, aber die Aussicht war
grandios: Schnee auf zerklüfteten Bergketten soweit das Auge reicht, Wolken die zwischen den Gipfeln hängen…mann, das war echt mal was.
Angekommen in Dubai: Leere. Ein gigantisches Terminal mit dutzenden von indischen Angestellten, die darauf warteten, jemandem einen Kofferwagen anzudrehen, aber kein einziger Fluggast bevor unser Flieger eintraf. Später erfuhr ich, dass Terminal 3 nur für Emirates-Flüge offen ist, so kann die hauseigene Fluggesellschaft schneller nach dem Anflug landen und hat nicht so viele andere im Weg und die Emirates-Fluggäste kommen am schnellsten an ihr Gepäck und aus dem Flughafen raus. Wieso man für die paar Hansel so eine gigantische leere Halle braucht, bleibt mir allerdings ein Rätsel.
Für meine erste Nacht hatte ich über ein paar Ecken und Facebook eine Übernachtungsmöglichkeit bei Farouk in der Nachbarschaft Jumeirah Lakes, eine
halbe Metro-Stunde vom Flughafen entfernt. Leider war ich so müde, dass ich natürlich gerade die paar Minuten, in denen man unverbauten Blick auf Downtown-Dubai mit dem Burj hatte, verschlafen
hab…
Die Metro fährt etwas erhöht und meist entlang der Sheikh Zayed Road, der größten und meistbefahrenen Straße Dubais, die durch die gesamte Breite
des Emirats führt. Die Metrostationen liegen auf Brücken mitten über der Straße und man muss auf jede Seite erstmal hunderte Meter weit diese blöde bis zu siebenspurige Straße überqueren.
Laufen muss man offenbar viel, wenn man in Dubai von A nach B kommen will, außer man fährt Taxi. Selbst im Stadtteil Jumeirah Lakes Towers (laut Farouk „direkt an der Metro“) musste ich 20 Minuten lang entlang des tollen Innenhofes der JLT zwischen den Häusern schlappen, bis ich zum richtigen Haus kam. Farouk sagt, da stehen 114 Hochhäuser (nach einiger Recherche sind es doch „nur“ 79), die aufgeteilt sind in sogenannte „Cluster“ nummeriert von A bis Z. Innerhalb der Cluster gibt es drei oder mehr Häuser, die dann spezielle Namen haben und mit Ziffern nummeriert sind. 25 Hektar See bedecken das Areal zwischen den Häusern und soo viel Grün. Schade nur, dass man die riesige Straße dauernd hört…
Nachdem jedes große „Directory“-Schild nur eine weiße Fläche war, traf ich gottseidank einen netten Mann, der mir sagte wo ich hinmusste und
bestätigte „you can no lose; no lost for you!“ Na, das hört man doch gern.
Und tatsächlich fand ich dann auch irgendwie meinen Weg zu Cluster P, dort zu den Häusern „Armada“, dort zu „Armada 2“ und dort auch noch zum
richtigen Stockwerk und konnte endlich Farouk kennenlernen.
Von außen so ein geiles Gebäude, innendrin leider etwas ranzig, aber immerhin ein Bett und ein netter Gastgeber aus Tunesien, der mir viel über
Dubai und seine „Expats“ (Expatriates = Auswanderer) erzählen konnte, ohne die dieses Emirat nie so schnell so sehr wachsen hätte können. Nach 28 Stunden seit dem letzten ins-Bett-gehen war ich
dann aber doch so geschafft, dass ich nur noch einen arabischen Satz zustande brachte auf die Frage ob ich Hausschuhe bräuchte: „3andi shebsheb“ – „Ich habe einen Flipflop“.
Den Plural hatte ich nie gelernt.
Wie gut, dass Farouk Informatiker und ein kleines bisschen Nerd ist, so konnte ich meinen ersten Tag in Dubai mit ausgiebigem Ausschlafen und
richtig gutem Omelette beginnen. Dazu gab es „laban“, was wir als „Milch“ gelernt haben, was aber eigentlich so ist, als würde man alte Milch trinken, etwas sauer, etwas dickflüssig, ein bisschen
eklig, aber naja, wenn man das hier halt so trinkt…
Weil Farouk nach europäischen Standards bei Microsoft arbeitet, hat er Sonntag Wochenende und hatte Zeit, mir die erste große Attraktion Dubais zu
zeigen: die Dubai Mall – eins der weltgrößten Einkaufszentren auf über einer Millionen Quadratmetern! Das ist schon ein bisschen krank in meinen Augen, oder vielleicht auch nur ein bisschen
größenwahnsinnig.
Wenn man an der Dubai Mall aus der Metro steigt, muss man erstmal etwa einen Kilometer weit durch einen Glastunnel laufen, damit man überhaupt die
Mall erreicht. Draußen war dagegen alles leer, eigentlich läuft man hier nicht.
Die 1.200 Geschäfte, die es hier geben soll, habe ich bestimmt immer noch nicht alle gesehen, und das obwohl wir mehrere Stunden in der Mall
verbrachten. Geshoppt wurde nicht (erster Tag und so…), aber dafür gab es einen sehr stolzen Moment für mich, als Farouk auf seiner arabischen Karte der Mall
das Kino gesucht hat. Da habe ich über die Schulter geschaut und noch vor ihm „سينما“ (sinima)
gefunden! Ha, waren zwei Semester Arabisch in der Uni also doch zu was gut!
Die Dubai Mall ist ziemlich beeindruckend, vor allem weil so viele verschiedene Menschen hier zusammenkommen. In Dubai leben 80% Ausländer und so findet man in der Mall neben Muslimas mit Kopftuch, ohne Kopftuch, mit engem Käppi und lockerem Schal drüber, mit Umhang, mit Burka wo nur die Augen rausschauen und ganz in Schwarz, und diversen Abwandlungen dazwischen, auch Inderinnen im bunten Sari, Afrikanerinnen in engen Jeans und Asiatinnen im Minirock. Alles dabei und niemand wird schräg angeschaut, irgendwie cool. Wobei ich mich ja schon gefragt habe, wieso die komplett verhüllten Frauen Klamotten shoppen müssen, wenn man die eh nie zu sehen kriegt. Aber dann hab ich unter einer schwarzen Burka ohne Schnickschnack die 12cm-Absätze der Glitzerpumps mit berühmter roter Sohle gesehen…achso ;)
In der Dubai Mall gibt es also alles – auch einen drei Stockwerke hohen Wasserfall, ein 10-Millionen-Liter-Aquarium und eine Eisbahn. Direkt hinter der Mall ist ein riesiger Brunnen, wo abends die tolle Dubai Fountain zu bewundern ist, aber dazu später mehr wenn ich sie in Aktion erlebt habe. Und natürlich der Burj Khalifa – das höchste Gebäude (828m) mit den meisten Stockwerken (163) und dem höchsten nutzbaren Stockwerk der Welt. In meinem Reiseführer steht „Der Turm ist so riesig, dass die Besucher vor ihm in die Knie gehen, um ihn in ganzer Höhe auf ein Foto zu bannen.“
Ja, wenn man eins über Dubai sagen kann, dann das: In Dubai kann nichts zu groß, zu hoch, zu schön, zu toll sein.
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