Nach einem flotten Flug von Fira nach Athen waren wir von dem vielen Treppensteigen doch ganz kaputt und bevor wir um 11 bei 36 Grad ins Hotelbett fielen, schafften wir nur noch ein schön traditionelles Abendessen - traditionell armenisch.
In Athen muss man immer früh aufstehen, damit man eine ausgiebige Mittagspause machen und der größten Hitze entgehen kann. Das mit der wenigeren Hitze am Mittag kann ich allerdings nicht
bestätigen - obs dann 40 oder 42 Grad hat, ist dann auch wurscht.
Wir haben gleich am ersten Tag die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Athen abgeklappert. Als erstes gleich auf die Akropolis, die man auch eigenltich gar nicht verfehlen kann, denn alle paar
Straßen hat man einen perfekten Blick drauf und weiß genau in welche Richtung man abbiegen muss.
Die Akropolis ist sehr beeindruckend, aber vor allem wenn man sie von unten sieht. Wenn man erst mal oben ist, merkt man gar nicht mehr wie hoch und riesig das Gelände ist.
Am Eingang haben wir erstmal ein Ticket geholt. Camilla war zuversichtlich, dass wir umsonst reinkommen würden, denn sie ist Touristenführer auf Kreta, hat einen entsprechenden Ausweis und
meinte, wenn sie das als private Tour verkauft, klappt das schon. Antwort "ja, aber der Ausweis gilt ja nur auf Kreta". Dann kam ich mit meinem Studentenausweis, hab ihnen sehr deutlich
klargemacht, dass "valid until" in Wirklichkeit heißt "gültig ab" und so kam ich umsonst rein und Camilla musste den vollen Preis zahlen. Aber geteilt kamen wir dann doch nur auf 6€ pro Person
raus, und das für 8 verschiedene Museen und Sehenswürdigkeiten in Athen. Ich hatte eine Abzocke erwartet und war sehr begeistert von dieser Touristenfreundlichkeit. Wobei 12€ pro
nicht-schummelnde Person bei ungefähr 11.000 Besuchern am Tag auch ordentlich Gewinn abwerfen dürfte...
Das Eingangstor zur Akropolis ist schon die erste Baustelle. Allerdings darf es das sein, denn es wurde nie fertig gebaut, weil der Peloponnesische Krieg dazwischen kam. Das ganze war schon über
400 Jahre vor Christus - dafür sieht das schon ziemlich professionell aus, was die da gebaut haben.
Das eigentlich coole ist ja auch der Tempel der Athena, das Gebäude mitten auf diesem riesigen Areal auf dem Hügel. Athena war die Schutzgöttin der Stadt Athen und dafür wurde ihr zu Ehren der
Tempel gebaut. Die steinernen Damen, die zwischen Balustrade und Decke stehen, sind nicht mehr die Originale. Die krasse Hitze und die vielen Besucher haben die Statuen beschädigt und sie wurden
umgezogen, stehen nun im Akropolis Museum und an die Ursprungsplätze auf dem Akropolis-Berg sind Nachbauten gekommen.
Die Baustelle Akropolis wird wohl so schnell nicht abgebaut werden; viele Bereiche waren abgesperrt und überall lagen nummerierte Steinbrocken rum für die Archivare zum Sortieren.
Das Parthenon, das "Hauptgebäude" der Akropolis wurde im Juni endlich fertig restauriert. Aus eigener Kraft könnte das heute nicht mehr stehen, aber Titan-Dübel halten die Säulen am richtigen
Platz und stellen sicher, dass die Decke auch drauf liegen bleibt. Leider ist noch alles in Baugerüsten eingepackt, das ist sehr schade. Und vor allem beeindruckend, dass so viele Menschen jeden
Tag da hin pilgern, nur um die Nachbildung von etwas zu sehen, was mal cool war...
Allein für den Blick von oben lohnt sich der Akropolis-Besuch schon sehr. Athen sieht von oben eigentlich nur weitläufig und unübersichtlich aus, und so kam es mir dann auch am Boden vor. Sehr
schön ist Athen eigentlich nicht, nur einige Ecken sind gemütlich und wirken wie ein kleines Dorf. Wenn der Bäcker keine Kunden hat, schnappt er sich hier dann sein Kissen, was so ausgehüllt ist,
dass es perfekt auf einen der Pfeiler an der Straße passt, setzt sich und wartet, bis auch der Metzger von gegenüber keine Kunden hat und dann sitzt man und quatscht, also wäre man irgendwo auf
dem Land und nicht in einer 800.000-Einwohner-Stadt.
Von oben sieht man allerdings auch, wie viele grüne Fleckchen die Stadt hat. Wenn es irgendwo eine wichtige archäologische Entdeckung gab, wurde da nix gebaut, teilweise nicht mal was
ausgegraben, sondern ein toller Garten außenrum angelegt und man kann rumschlendern und an jeder Straßenecke entdeckt man irgendwas altes.
Nächster Halt nach der Akropolis war die "Agora", ursprünglich ein paar Göttinnen gewidmet, wo dann aber später in schicken 1.500qm-Villen die philosophischen Schulen untergebracht waren. Hier
wohnte u.a. auch Dionysos, der zum Christentum konvertierte und dann Athens erster Bischof wurde.
Der Garten außenrum ist wunderschön, und sobald es ein bisschen Grün gibt, ist es auch gleich nicht mehr ganz so heiß. Da ließen wir uns Zeit und weil so viele griechische Vasen und zerbrochene
Säulen und Statuen rumstehen, kann man viel anschauen. Und außerdem steht hier der Hephaistos-Tempel, der besterhaltene seiner Art in ganz Griechenland und das typische Bild, was man als kleines
Kind von einem Tempel malen würde.
Als unsere Füße zur Mittagszeit schon fast plattgelaufen waren, kamen wir zum Athener Flohmarkt, ein ganzes Stadtviertel, wo jeder Meter der Fußwege als Verkaufsfläche genutzt wird von sehr spezialisierten Lädchen und Privatleuten, die ihre Ware auf ihrem Auto-Anhänger präsentieren. Bei Feierabend kommt die Klappe hoch, die Plane drüber und ab gehts nach Hause, bevor es am nächsten Tag genauso wieder ans Verkaufen geht.
Camilla wollte unbedingt den Fleischmarkt besuchen, weil sie ein bestimmtes griechisches Gericht probieren wollte, wovon ich lieber Abstand lassen wollte: Leber, Herz, Magen und sonstiges von
einer Kuh auf einen Spieß gepiekst, dann den Darm außenrumgewickelt und das ganze auf den Grill. Nein danke...
Den Markt haben wir aber gefunden, Camilla war begeistert. Eine riesige Halle voll mit Verkäufern, die da Schweinezungen, Innereien, gerupfte Karnickel, Hühnerfüße, Darm am Stück und ganze
Kuhköpfe für einen Spottpreis verkaufen.
Direkt nebenan der Fischmarkt, wo man in Flipflops durch die Pfützen aus Wasser, Blut und Fisch-Abfällen läuft und den Verkäufern beim Zerteilen von Kalamari und Hummern zugucken kann.
Wir haben uns mal wieder ein bisschen verlaufen und siehe da - schon wieder kamen wir unverhofft bei einem hübschen Kloster raus ;)
Auf dem Weg gab es extrem viele kaputte Häuser. Schade, denn alles sieht aus als wären es mal tolle hochherrschaftliche Gebäude gewesen. Teilweise sind sie dann denkmalgeschützt, es steht nur
noch die Fassade, die aber mit riesigen schweren Gerüsten gestützt werden muss, was also dann auch nicht wirklich gut aussieht. Und wenn die Gerüste schon so alt sind, dass sie beim leichtesten
Windhauch umzufallen drohen, wäre es vielleicht doch mal Zeit, was zu unternehmen. Wir haben jedenfalls öfters mal trotz Windstille die Straßenseite gewechselt, weil uns diese Konstruktionen zu
wackelig schienen.
Der uralte Friedhof von Keramikos war fast noch schöner als die Agora, dann ging es noch vorbei am Agio Marina Square, wo eine tolle Kirche steht, die aussieht als wäre sie mit dem Lineal mit
Streifen bemalt worden.
Und direkt dahinter ging ein Weg aufwärts, der uns direkt zum Pnyx-Hügel brachte, von wo aus man einen ganz beeindruckenen Blick auf die Stadt und die Akropolis hat. Die Hitze war aber fast
unerträglich, also sind wir schnell wieder ins Dickicht abgetaucht und voilà: ein Kloster, winzig und niedlich mitten im Wald. Aber wie sich herausstellte von der anderen Seite aus direkt an
einem großen Touristen-Wanderweg. Um die Ecke haben wir gleich auch noch Sokrates' Gefängniszelle angeschaut, wobei aber niemand weiß ob Sokrates wirklich mal hier war. Nur war das halt so nah an
der Agora und Sokrates wurde wegen seiner Ansichten bestraft, also wurden diese perfekt in den Fels geschlagenen "Räume" eben als Gefängnis angesehen.
Der nette Wald-Wanderweg brachte uns direkt zurück und wir kamen auf der schicken Straße "Dionysiou Areopagitou", wo ganz viele schicke Restaurants und Boutiquen sind, wo wir uns nicht mal den
Blick auf das Sortiment wirklich leisten konnten.
Hier sind auch das Akropolis Museum mit den ganzen Akropolis-Originalen und gebaut auf einer Ausgrabungsstätte, wo man durch den gläsernen Fußboden runterschauen kann, und das Theater von
Dionysos, eins der ältesten Monumente der Stadt und so richtig schön typisch griechisch.
Laut unserem Stadtplan sind wir allein am ersten Tag in Athen 25 Kilometer gelaufen, also ging abends nichts mehr außer einem sündhaft teuren (und dafür nicht sonderlich leckeren) Cocktail in einer Rooftop-Bar mit Blick auf die beleuchtete Akropolis und dann nix wie ab ins Bett!
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