Heute nur kurz, bin nämlich viel beschäftigt. Aber endlich, endlich habe ich einige meiner Tauchbilder wieder, und die kann ich euch natürlich nicht vorenthalten. Alle Bilder wurden während meiner Tauchgänge gemacht, aber nicht von mir, sondern von Hayley bzw. Tom.
Hayley war mein Dive Master bei den ersten beiden Tauchgängen, ihr erinnert euch, die nette Britin. Wir verstehen uns super – sie ist immerhin auch ehemalige Tourismus-Studentin. Ich habe noch nicht alle Bilder vom Tauchen mit ihr, das war ja am Traders' Reef und in der Smurf City. Da hatte ich bei einem Tauchgang auch meine Einmal-Kamera mit, aber die blöde Frau im Fotoladen hat mir jetzt gesagt, weil seit Weihnachten von dem Einmal-Kamera-Drucker nix mehr gedruckt wurde, sind jetzt die ganzen Chemikalien hinüber. Also habe ich meine Kameras wieder abgeholt und werde jetzt versuchen, sie beim Zwischenstop in Sydney entwickeln zu lassen. So was blödes, echt.
Bei meinen letzten beiden Tauchgängen am Wochenende hatte Hayley zu tun, denn es waren zwei Mädels da, die einen Probetauchgang gemacht haben. Also ging es morgens mit Alex (der kalifornischen Bootsfrau) und Hayleys Verlobten Tom aufs Boot. Tom ist ein cooler Kerl, Aussie und zwar wirklich – also sehr breiter Aussie-Slang, kompletter Rücken tätowiert, Rasta-Kopf und redet immer ganz gelassen. Ganz gemütlich ging es also kurz durch die Grundlagen – die kennt zwar jeder mit Tauchschein, aber man muss bei einem neuen Dive Master natürlich wissen, wie er welche Handzeichen macht, damit man unter Wasser alles versteht. Mit Tom zu tauchen war genauso entspannt wie ihm zuzuhören. Er ließ mich vorschwimmen, und hat mir nur immer grob die Richtung angezeigt. Mit uns an Bord war noch Graham, ein etwa 60jähriger Einwanderer aus Neuseeland, der aber alleine getaucht ist und nur zum Fotografieren mitgekommen ist.
Am Sonntag ging es zuerst zum Mataora Wreck. Die Lady Mataora wurde vor etwa 20 Jahren vor der Nordküste Rarotongas versenkt, extra zu Tauchzwecken. Ursprünglich sollte es viel weiter draußen in knapp 30 Meter Tiefe liegen, aber irgendwie haben die Mist gebaut, sie zu nah am Land in nur etwa 14 Metern Tiefe versenkt und jetzt ist sie über den ganzen Meeresboden verteilt weil mehrere schwere Zyklone sie kaputtgemacht haben. Faszinierend aber trotzdem sehr! Ich bin vorher an Wracks getaucht, aber die sahen alle gar nicht mehr aus wie Schiffe, sondern waren so überwachsen, dass es auch einfach Korallenberge hätten sein können. In dem supersauberen Wasser hier gibt es aber ja kaum Algen, die das Metall angreifen, und so liegen die Schiffsteile noch richtig gut erkennbar da unten rum. Da findet man dann zum Beispiel Teile vom Motor, Ketten, Wände, Bullaugen, große Metallkanister oder Leitern und Stiege. Ziemlich toll.
Gleich zu Beginn des Tauchganges haben wir einen riesigen leopardengetupften Fisch am Boden schweben sehen, der sah fies aus, war aber eigentlich ganz freundlich, hat uns eben ein bisschen skeptisch beobachtet. Und er war sehr fotogen. Tom hat über 80 Bilder gemacht, also habe ich euch die schönsten rausgesucht ;)
So arg viele spektakuläre bunte Fische gab es direkt am Wrack nicht und leider haben wir auch keinen Oktopus gesehen, die da ja eigentlich ganz gerne leben. Aber allein diese Metallteile waren unter Wasser so cool anzuschauen, da wären mir die Fische wahrscheinlich gar nicht aufgefallen...
Hinter dem Wrack geht es in einen Wald aus Korallen über, sehr üppig und total schön. Auf den festen Korallen, also denjenigen, die eher aussehen und sich anfühlen wie Steine (die auch nicht kaputtgehen wenn man sich dran festhält), waren öfters kleine Löcher, aus denen seltsame Dinge gewachsen sind. Manchmal waren es nur sowas wie schwarze Haare, die rausgeschaut haben. Aber manchmal sah man knallgelbe und -pinke Spiraldinger, die aussahen wie sehr feine, sehr weit gefächterte Pfeifenputzer. Wenn man zu nah dran vorbeischwimmt, ziehen die sich superschnell wieder in ihr Loch zurück. Tom hat später auf dem Boot erzählt, dass er und seine Jungs öfters einen Wettbewerb draus machen: wer am meisten von den Dingern fangen kann. Es geht, man muss nur sehr eng an der Koralle von der Seite her kommen und sehr schnell sein.
In einer kleinen Höhle haben wir wieder einen Feuerfisch gesehen, diese großen flatterigen, und der war mal wirklich krass! Der war bestimmt einen Meter lang und knallrot-weiß-gestreift und war so freundlich, sich einmal komplett aufzufalten, sodass wir ihn in seiner gesamten Pracht bewundern konnten. Auf den Fotos kommen die Farben leider nicht so sehr raus, wegen Blitz und Schwebteilchen im Wasser. Aber ihr könnt es euch wenigstens vorstellen.
Weil wir für den zweiten Tauchgang die beiden Probetauch-Mädels vom Land holten, ging es zum Traders' Reef, wo es für Einsteiger besonders leichte Tauchmöglichkeiten gibt. Gemeinsam tauchten wir ab, aber Tom und ich machten uns sofort auf den Weg weiter raus. Also an der Smurf City vorbei zu Ednas Anchor. Der Tauchplatz ist nach einem riesigen Anker benannt, der in 22 Metern Tiefe zwischen zwei hohen Korallenbergen liegt. Hier sieht man wohl ab und an mal große Schildkröten und Haie, aber soviel Glück hatten wir leider nicht. Die Korallenwelt ist erstaunlich vielseitig um den Anker rum. Besonders faszinierend fand ich Korallen, die aussahen wie gigantische Kopfsalate in knalligem Neongelb – auf dem Foto siehts leider pink aus, stellt es euch einfach knallig leuchtend vor ;)
Hinter Ednas Anchor geht es bis in 28 Meter Tiefe stetig bergab. Als zertifizierter Open Water Diver darf man bis 30 Meter tauchen, und bei 28 war ich vorher noch nie. Das Wasser wurde nicht signifikant kälter und nur im Bikini mit der Tauchweste hab ich mich unendlich wohl gefühlt. Richtig spektakulär wurde der Tauchgang in meinen Augen auch erst, also ich einem besonders lieben Fisch folgte, bis ich plötzlich komplett hinter dem Riff war. Da wurden dann die Korallen plötzlich weniger, der Sandboden weiter und flacher. Mit 40 Metern klarer Sichtweite habe ich aufgeschaut und dann hört plötzlich vielleicht 10 Meter von mir der Sandboden auf und dahinter ist nichts. Nur blau. Aber so ein intensiven Blau wie ich es noch nie gesehen habe. Unglaublich!
Wo der Sand aufhört, fällt der Meeresboden etwa einen Kilometer weit mit ziemlich starken Gefälle ab. Dort befindet sich ein weiteres Sandplateau und ein paar Meter weiter ist wirklich nichts mehr. Der Sand bildet dort eine Steilkante, danach geht es praktisch senkrecht bis in die Tiefsee runter. Der Hammer, wenn man sich überlegt, dass nur ein paar hundert Meter weiter ganz weit unter dir diese Fische mit den Laternen vor dem Kopf rumwackeln. Das war was, boah! Tom hätte auch nie ein Foto davon gemacht, aber er hat mich gesehen, wie ich da total erfurchtsvoll mitten in der Gegend anhielt und ein-zwei Minuten einfach nur da hinaus starrte. Das war echt was besonderes.
Tom versuchte, das aber noch zu toppen – da die Tiefsee ja doch irgendwie unerreichbar bleiben wird, schnappte er mich und zeigte auf ein Loch in der Wand einer kleinen offenen Höhle und ich durfte zum ersten Mal Höhlentaucher spielen und mich da durchquetschen :)
Auf dem Weg zurück zum Boot machte Tom plötzlich Halt, nahm sich einen Stein und haute damit auf einen Fels am Boden. Das hören die Fische unter Wasser (oder spüren die Vibration...keine Ahnung) und kommen dann an, weil sie denken, hier gibt’s was zu fressen. Weil Toms Rastas durch durch die Luftblasen aus dem Atemschlauch nach oben „gepustet“ werden, sehen sie aus, wie Korallenarme, die in der Strömung wehen. Die Fische sehen den Unterschied nicht und so hatte Tom permanent eine Horde kleiner bunter Papageienfische um den Kopf schwirren. Das war niedlich.
Highlight des Tauchgangs war die kurze Pause kurz vor dem Auftauchen. Auf einem großen Stein am Boden lag eine große Ananas-Seegurke. Wenn ihr das Bild seht, werdet ihr denken „wäh, ist die groß!“ Aber glaubt mir: ich habe auch schon doppelt so große gesehen ;)
Tom zeigte mir, wo die Viecher gerne gekrault werden und dann saßen wir da auf dem Meeresboden und haben Seegurken glücklich gemacht. Dann hat Tom sie aufgesammelt und mir in die Hand gedrückt. Die sind gar nicht so glitschig wie man sich die vorstellt (oder wie die kleinen Verwandten in der Lagune sind), sondern fühlen sich an der Außenseite eher an wie eine Banane, etwas rau und trocken (soweit das unter Wasser geht). Die „Stacheln“ sind ganz weich und geben nach. An der Unterseite sind die Gurken offenbar kitzlig, da bestehen sie komplett aus kleinen Saugnäpfen. Die Gurke mochte mich ganz offensichtlich, denn sie hat sich gleich an meine Hände geklebt. Ich habe versucht, eine Vorderseite ausfindig zu machen, aber vorne und hinten unterscheiden sich da nicht. Auf dem Bild meine ich aber am oberen Ende die „Zungen“ (also diese Haardinger, mit denen sie ihr Fressen suchen) zu sehen...wer weiß.
Das war jedenfalls unglaublich niedlich. Ist nur blöd, wenn man lachen muss, weil man dann seinen Schlauch verliert und ihn nicht wieder einfangen kann wenn beide Hände an einer Gurke kleben.
Als wir wieder auftauchen wollten, legte ich die Gurke zurück an ihren Platz, was gar nicht so einfach war, denn so schnell lassen die einen dann nicht mehr los und Tom musste von oben ziehen und von unten kitzeln damit es klappte. Nach meinen wunderbar zärtlichen Händen war der harte Stein natürlich echt unbequem und wir mussten sie nochmal eine halbe Sekunde auf den Stein drücken, damit sie sich wieder festhalten konnte. Bei der starken Strömung wär sie uns sonst davongeschwommen. Das war echt cool, ich werde Hayley fragen, ob ich beim letzten Tauchgang am Sonntag nochmal eine haben darf...
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