The Path most Trodden

Wer in Rarotonga Urlaub macht, MUSS einfach eine Lagoon Cruise mitmachen durch die Lagune vor Muri im Südosten der Insel. Zwischen dem Ringriff, das die gesamte Insel umschließt, und dem Strand ist hier eine recht große Entfernung von teilweise bis zu einem Kilometer und hier liegen Rarotongas einzige Motu, kleine unbewohnte Laguneninselchen.

Muri Lagoon
Muri Lagoon

Muri ist laut Lonely Planet-Reiseführer der schönste Teil der Rarotongaer Lagune und hat nicht so viele Steine am Boden wie an anderen Orten und ist daher so ziemlich als einziger Ort gut geeignet für Bootsfahrten. Captain Tama's Lagoon Cruise ist die bekannteste und beliebteste der Lagoon Cruises, die angeboten werden, und da mir das im Büro alle bestätigt hatten, habe ich mich und meine Großen natürlich dafür gebucht und am Montag ging es dann zum ersten Mal raus aufs Wasser. Die Cruise ist außerdem die meistbesuchte Attraktion Rarotongas.

so fährt man hier Bötchen
so fährt man hier Bötchen

Captain Tama hat vor 21 Jahren seine Firma gegründet und aufgrund großer Ausgaben fürs Marketing eine tolle Kampagne mit Flyern und Plakaten auf der ganzen Insel am Laufen. Ein Großteil seiner Mitarbeiter sind irgendwie mit ihm verwandt und sind dem Unternehmen total verschrieben. Während wir warteten, aufs Boot zu dürfen, spielten die Captains Ukulele und Trommel. Wir wurden dann auf drei Boote aufgeteilt und schipperten gemächlich im Glasbodenboot raus in die Lagune. Unser Captain war Captain Awesome und war total lustig und hat die witzigsten Sachen erzählt während wir nach draußen getuckert sind. Das war echt super und nicht wie die typische gemütliche aber langweilige Nachmittagskaffeefahrt.

Riesenvenusmuschel
Riesenvenusmuschel

Zunächst ging es hinter eine der Motu zum Schnorcheln. Schon vom Boot aus hat man sooo viele bunte kleine Fische sehen können und dann war das Reinspringen noch so eine schöne Erfrischung, das war klasse und dringend nötig. Weil es dort Flossen auszuleihen gab, kam man dann auch ordentlich rum. Habe mich ein paar Mal fast verschnorchelt – wenn man einem hübschen Fisch folgt oder einfach so fasziniert durch die Korallengärten treibt, hat man bald gar keine Orientierung mehr.

Muri Lagoon
Muri Lagoon

Das Wetter war perfekt und unter Wasser war alles sehr farbenfroh und die Fische auch alle sehr neugierig und freundlich. Besonders cool sind so ganz schlanke etwa 25cm-lange silbrige Fische, die so dicht unter der Wasseroberfläche schwimmen, dass man sie kaum sehen kann. Mit ihren langen Mündern saugen sie dann aber ihr Futter rein wie ein Staubsauger, das war lustig. Ich habe auch ganz viele Fotos gemacht, allerdings mit einer Einmalkamera also weiß ich nicht wie gut sie werden. Weil wir hier mitten im Nichts sind, drucken die netten Leute vom Fotocenter Fotos auch nicht einfach wenn man danach fragt, sondern warten, bis sie eine bestimmte Anzahl von Kameras zum Entwickeln da haben.

Fütterungsaktion unterm Boot
Fütterungsaktion unterm Boot

Vom Boot aus haben die Captains angefangen, die Fische mit Brot zu füttern und wir konnten direkt durchschnorcheln. Das war megacool, wenn man dann zufällig einen Krümel vor der Brille hat und so ein Staubsauger (eigentlich Flötenfisch, was auch sehr gut passt) angeschossen kommt und grade noch vor dir bremsen kann und dich aus riesigen Augen anglubscht. Natürlich gab's nicht nur die, sondern auch die hier allgegenwärtigen Wimpelfische (solche wie der mit den vielen Narben bei Nemo im Aquarium), und Falterfische mit knallgelbem Schwanz und einem schwarzen Schönheitsfleck an der Flosse, und kleine gestreifte Doktorfische, große bunt gestreifte Imperator-Kaiserfische , knallbunt schimmernde und fast fluoreszierende Papageienfische und besonders schöne Leoparden-Drückerfische. Richtig schön, ich sag's euch!

Hier gibt’s Captain Tama's Übersicht von allem Getier, was einem da so begegnen kann. Leider habe ich Charlie, die riesige Muräne nicht gesehen und leider habe ich auch keine Schildkröte und keinen Muri Merman gesehen... http://captaintamas.com/captain-tamas-lagoon-cruizes/lagoon-fish-chart_idl=2_idt=326_id=1604_.html

Halbmeter-Fisch in der Muri Lagoon
Halbmeter-Fisch in der Muri Lagoon

Ein bisschen weiter war ich plötzlich ganz allein in einer Sackgasse zwischen hohen Korallenwänden, da hab ich sogar eine kleine Muräne gesehen, die war ganz neugierig. Sonst sind die ja immer eher schüchtern, aber die hat ganz groß geschaut und ich durfte sogar ein Foto machen. Dann kam aber eine andre Schnorchlerin und ich fuchtel noch und zeige unter Wasser zur Muräne und sie schaut mich nur verwirrt an und schwimmt direkt drüber. Dann war sie natürlich weg und kam auch nicht wieder raus.

Riesenvenusmuscheln klappen sich zu wenn sie an die Luft kommen - die hübsch gemusterten Kissen-Lippen sieht man also nur unter Wasser
Riesenvenusmuscheln klappen sich zu wenn sie an die Luft kommen - die hübsch gemusterten Kissen-Lippen sieht man also nur unter Wasser

Zurück an Bord zeigte uns  Captain Awesome eine der Giant Clams, der Riesenvenusmuscheln, die hier leben. Die sind nicht fest verankert dort wo sie liegen und man kann sie im Prinzip einfach aufheben und woanders wieder absetzen. Leider schließen die ihre Klappe komplett wenn sie an die Luft kommen und öffnen sich dann ganz lang nicht mehr, also haben wir da nicht viel gesehen. Man muss aber unter Wasser sehr vorsichtig sein. Wo man in Australien in die großen sogar seinen Arm reinstecken kann, eine halbe Stunde eingeklemmt und abgeschlabbert und dann wieder freigelassen wird, und sich dabei dank sehr weich gepolsterter Muschellippen nichts tut, sind die hier dünner belippt und können schon mal den ein oder anderen Finger abhacken wenn man nicht aufpasst. Aber es ist ja auch schon lustig wenn man einen Meter drüber mit dem Arm vorbeifuchtelt und sie sich komplett zusammenziehen :)

Captain Awesome ist dann runtergetaucht unters Boot und hat ein Stück Brot unter den Glasboden gelegt, dann kamen sooo viele kleine Fische und sind da rumgewuselt, das war cool. 
Dann ging es auch schon weiter mit dem Boot. Zeit zum Abtrocknen, Umziehen, o.ä. braucht man nicht – man sitzt eine Minute im warmen Fahrtwind und dann ist man eh wieder trocken und bereit, gleich wieder nass zu werden...

Insel-Küche
Insel-Küche

An der zweitkleinsten Motu Koromiri haben wir geankert und während Captain Awesome und ein Kollege den Grill  (eine angerostete Metallplatte über offenem Feuer) angeschmissen und unser Barbeque vorbereitet haben, fingen die restlichen Captains (wir waren ja mit drei Booten gekommen und hatten inzwischen sechs Captains auf der Insel) an, auf Trommeln und ausgehöhlten Baumstämmen zu trommeln, dass die Palmen wackelten. Der Hammer, was für tolle Musik man nur mit Trommeln machen kann.
Die Insel ist auch echt schön, hier werden öfters Hochzeiten gefeiert und es ist Tradition, dass jedes frisch getraute Paar eine Kokosnuss pflanzt, und so ist der ganze Strand voll mit jungen Palmsprösslingen.

 

Kokosernte - nichts leichter als das
Kokosernte - nichts leichter als das

Nach dem Essen zeigte uns Captain Trouble wie man eine Kokosnuss killt und was man mit einer Kokosnuss alles anfangen kann. Total faszinierend, denn die Kokospalme heißt hier im Pazifikraum auch „Baum des Lebens“. Die Palmblätter oder -wedel werden zum Decken von Dächern und zum Flechten von allem möglichen benutzt. Zum Beispiel haben sich die Captains während wir gegessen haben mal eben je einen coolen Kopfschmuck oder Sonnenhut geflochten. Um kahle Säulen zu verschönern werden ganze Palmwedel drumrumgebunden, das sieht echt schön aus, selbst wenn die Blätter trocken werden. Das Holz der Kokospalme eignet sich zum Bauen und Schnitzen von Häusern, Möbeln und Instrumenten.

Island Lunch
Island Lunch

 

Die Fasern, mit denen die Kokosnüsse am Baum festhängen, sind fast wie ein Jutegewebe, ganz grob, aber perfekt geeignet, um Kokosfleisch auszupressen um Kokosmilch zu machen, oder um traditionelle Kleidung zu machen.
Die äußere Schale der Kokosnuss um die feste dunkle Nuss lässt sich in einzelne Fasern trennen, die dann zusammengezwirbelt werden können für Seile und Taue oder um Netztaschen für die Perlmuschelzucht zu weben.
Die harte Schale der Kokosnuss kann zu Trinkgefäßen oder zu den typischen Kokosbikinis umfunktioniert werden.

Camp Motu Koromiri
Camp Motu Koromiri

Die Flüssigkeit in der Kokosnuss ist Kokoswasser, was man hier so trinkt und was besonders wichtig wird, wenn nach einem Zyklon oder so kein Trinkwasser verfügbar ist. Besonders in den abgelegenen Inselnationen der Tropen wird das Wasser auch direkt in die Venen gespritzt, wenn jemand stark dehydriert ist. Wenn die Kokosnuss nicht beschädigt ist, ist das Kokoswasser praktisch steril und kann im Blut kaum Schaden anrichten.
Das weiße Fleisch kann man direkt essen (wie bei uns auf der Kerwe manchmal) oder mit speziellen einfachen Geräten ausraspeln. Wenn man die Raspel in einem Stück des Kokosfaserstoffes auffängt und dann ganz fest durch das Gewebe presst, kommt Kokosmilch raus. Die, die man kaufen kann, ist allerdings meistens mit Wasser verdünnt. Die Kokosmilch kann man zum Kochen verwenden, als Dressing oder zum Einlegen von rohem Fisch, der dann direkt serviert wird. Außerdem ist Kokosmilch toll als Bodylotion und macht einem ganz weiche Haut. Diverse Shampoos, Öle, Cremes etc. werden damit hergestellt.

Motu von Muri Beach aus
Motu von Muri Beach aus

Und das war's – der komplette Baum kann komplett verarbeitet werden und die Bezeichnung „Baum des Lebens“ ist hier wirklich sehr passend.
Das Highlight der Kokosshow war Captain Smack Sparrow,  der sich aus den Kokosfasern eine Schlinge um seine Füße gedreht hat, die sah aus wie eine 8. Dann ist er auf eine Palme gehüpft und wie ein Affe hochgezockelt und hat eine Kokosnuss runtergeholt. Total faszinierend. Der Rekord liegt bei ein paar Sekunden für rauf und wieder runter. Es ist ungeschriebenes Gesetz, dass nur Männer auf Palmen klettern dürfen, denn der Job ist ziemlich gefährlich und Frauen ist es daher nicht erlaubt. Die Jungs fangen aber teilweise schon sehr früh damit an und der Rekordhalter ist auch grad erst 15 oder so.

Tangaroa
Tangaroa

Danach gab es von Captain Trouble noch die übliche Pareo-Demonstration und Mama war ganz begeistert. Weil die Crew ja insgesamt so lustig draut ist und Captain Trouble von Captain Tama zertifiziert wurde für's Blödsinnreden, wurden zwei Männer aus dem Publikum geholt für die männliche Variante des Pareos.
Der wichtigste Gott der Cook-Maori-Kultur ist Tangaroa, der Wächter des Tores zur Unterwelt. Wer ihn mal gesehen hat, weiß, dass er hier immer nackt und mit auffällig großer Männlichkeit dargestellt wird. Damit sich die Männer in unserer Gruppe wie Götter fühlen konnten, hat Captain Trouble ihnen dann Lendenschurze aus Pareos gebunden und ihnen Kokosnüsse in den Stoff zwischen den Beinen gelegt. Das war ein Spaß, den schwingenden Kriegstänzen zuzuschauen :D
Wer es sich nicht vorstellen kann: http://www.youtube.com/watch?v=5ooExftRfqQ


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