Als Nicht-Tourist im Paradies gibt es nicht sonderlich viel Alternative was Hobbies betrifft. Abends geht man als junger Mensch entweder in den einen Nachtclub im Ort oder ins Kino, das an einem Abend der Woche einen Film zeigt. Junge Frauen spielen Netball, junge Männer spielen Tennis, jedenfalls wenn es nicht grade mitten in der Fußballsaison ist. Wieso die eine Saison für alle ihre Sportarten hier haben, ist mir schleierhaft – Fußball spielt man offensichtlich nur wenn es zu matschig für Golf ist.
Dann gibt es noch die weniger verbreiteten Sportarten wie traditioneller Tanz, Boxen und alles was im Wasser stattfindet, aber da Rarotonga über eine schöne Lagune verfügt, ist das Beste, das man mit einem Surfboard anfangen kann, wohl, es als Paddleboard zu nutzen, draufzustehen und mit einem Paddel durch die Gegend zu floaten.
Golf ist großer Zeitvertreib für Jung und Alt und hat eine besondere Bedeutung für die ansässigen Unternehmen. Denn jedes Jahr findet über dreizehn Wochen hin das Event „Business Golf“ statt, bei dem teilnehmende Firmen 6er-Teams bilden, weder Alter noch Geschlecht noch Handicap spielen dabei eine Rolle. Es gibt 44 Teams, jedes Team zahlt einmalig 600 Dollar und nimmt dann 13 Wochen lang einen Abend die Woche auf dem Golfplatz an einem Turnier statt, bei dem Punkte gezählt werden. Die 22 besseren Teams spielen freitags, die weniger guten donnerstags.
Da freitags diejenigen Teams spielen, die teilweise Profispieler aus Neuseeland dabeihaben, ist da meistens mehr los. Ein Team muss zu mindestens einem Drittel (also zwei Spieler) aus Firmenangehörigen bestehen, doch der Rest ist egal. So spielen Verwandte, ehemalige Kollegen, Mitarbeiter des Nachbargeschäfts, … Hauptsache, alle haben Spaß und irgendwer gewinnt. Eigentlich eine ziemlich coole Sache. Um das Turnier finden verschiedene Events statt, die dann von Firmen gesponsert werden.
Letzten Donnerstag war der finale Spieltag des Donnerstagsturniers und weil Tahei spielte, hat sie mich eingeladen zum Zuschauen zu kommen. Mumma Mousie konnte diese Saison nicht spielen wegen Problemen am Knie, deswegen kam sie mich abholen und so saßen wir in der schönen Nachmittagssonne am Rand des Grüns und schauten den vielen Sechsergrüppchen in bunten T-Shirts zu, wie sie jubelten oder niedergeschlagen zum nächsten Loch schlurften. Ich habe den ganzen Abend über nur einen Golfcart gesehen – die meisten nehmen einfach ihren Motorroller mit auf den Platz und nehmen den um von Loch zu Loch zu kommen…ob das in Deutschland wohl erlaubt wäre?
Weil ich ja nicht wirklich ein großer Golffan bin – vor allem wenn ich zu weit weg sitze um irgendwas erkennen zu können – nutzte ich die Gelegenheit und entschuldigte mich um kurz vor sieben kurz und rannte über die Straße zum Strand. Der Golfclub liegt von Nikao aus westlich, also kann man wunderbar den Sonnenuntergang sehen. Und mann, ich sag’s euch, die lügen nicht wenn sie sagen, die Südsee hat die orangesten Sonnenuntergänge! Das war echt faszinierend und ein paar tolle Fotos sind bei rausgekommen. Blöd, dass ich nicht so oft kommen kann, es wird dann sehr schnell dunkel und ich muss mit dem Rad um eine blöde Straßenkurve, wo mich ohne Licht dann kein Schwein sehen würde.
Zurück am Golfplatz hatte die Band gerade angefangen zu spielen, fünf Männer mit Keyboard, E-Bass, E-Gitarre, Trommeln und Ukulele, hat sich echt gut angehört. Die Setlist bestand hauptsächlich aus inseltypischen Stücken, die jeder mitsingen konnte außer mir, aber sie spielten auch einige Schlagerhits, die ich wenigstens mitsummen konnte. „Sag‘ mir quando, sag‘ mir wann“ auf Englisch und Reggea-Style hatte was, muss ich schon sagen ;)
Als Tahei und die restliche Island Hopper-Truppe fertig geputtet hatten, kamen sie zu uns und weil niemand für das Essen dort zahlen wollte, hatte Tahei eine gigantische Menge Reis und Curry vorbereitet. Dann saßen wir da also in der Dunkelheit mit Lichterketten über den Köpfen, toller Inselmusik und zwei riesigen Töpfen vor uns auf der Picknickbank. „Es ist gar nicht so viel“ hat Tahei gesagt, „nur 3 Kilo Reis und 7 Kilo Fleisch im Curry.“ Na dann…wir aßen jedenfalls alle eine Menge, was ich dann nachts bereute. Weil ich ja nicht so ein Fleischfan bin, hatte ich meinen Reis mit Soße und Kartoffeln und die Soße bestand irgendwie hauptsächlich aus Butter. Das war nix und nachts gings mir dann gar nicht gut. Aber wenigstens hatte ich noch die tolle Musik im Ohr, also war es auszuhalten.
Weil am Donnerstag der letzte Spieltag war, wurden natürlich auch die Sieger geehrt. Die 11 besten Teams durften noch einmal spielen und zwar gegen die 11 besten Teams des Freitagsturniers. Leider wurden die Inselhüpfer nur 12., schade. Die Preise bestanden nicht aus Pokalen oder Medaillen oder Urkunden, wie das bei uns meist so üblich ist. Nein, jedes Gewinnerteam bekam Taschen oder Kisten voll mit irgendwelchem Krams oder Gutscheine. Es gab dann zum Beispiel Strandmatten, Gutscheine für die Team-Trikots der nächsten Saison, eine Tasche voll mit Wein, eine Kiste voll mit bunt zusammengewürftelten Lebensmitteln – eben alles, was die Sponsoren so hergeben wollten.
Das Team mit dem grellgelb-schwarzen Trikots, die praktisch im Dunkeln leuchteten, bekam eine extra Erwähnung als bestgekleidete Golfer der Saison. Jedes Preisträger-Team musste einen Spieler nach vorne schicken, der den Preis entgegennahm. Aber das durfte er nicht einfach so. Die Band, die spielte, hieß „the Boogie Brothers“ (auch wenn Boogie meiner Meinung nach nicht wirklich was mit Ukulelen und Inseltrommeln zu tun hat) und die weigerten sich, einen Tusch zu spielen, wenn der Preisträger nicht ein bisschen „Boogie machte“. Also rief der Moderator immer die Siegermannschaft auf mit „XY where is your Boogie?“ und einer der Mannschaft rannte nach vorne und tanzte übelst ab auf den kurzen Inselbeat, den die Band spielte. Der Hammer, echt! Und wie sogar die Männer mit den Hintern wackeln konnten! Echt bemerkenswert! Da freue ich mich schon richtig doll auf den Inselabend mit meinen Eltern, wo dann dutzende von hübschen Frauen in Kokosbikinis und sexy Männern im Bastrock durch die Gegend wackeln ;)
So, das war‘s für heute – mir wurde gezwitschert, dass ich lieber öfters kurz als selten lang bloggen soll… solange das gewürdigt wird ist’s mir Recht. Liebe Grüßle und keine Sorge – der nächste Blog kommt bestimmt!
Kommentar schreiben