Der Hügel, der ein Berg sein wollte

Hallo allerseits! Hoffe, euch geht’s allen gut und ihr habt noch keine Frostbeulen. Hier ist die Regenzeit jetzt wirklich da, heute früh hat’s zum ersten Mal geschüttet (allerdings nicht hier, sondern nur drei Ecken weiter) und es riecht jetzt draußen schon ganz anders als vorher.

als kostenloses Schwimmbad kann sich das definitv sehen lassen
als kostenloses Schwimmbad kann sich das definitv sehen lassen

Die Tage wurden auch die Stinger Nets ausgeworfen, die großen Netze, die vor dem Strand im Wasser sind, damit man getrost schwimmen kann ohne Angst vor Box Jellyfish haben zu müssen (das sind so fiese kleine fast unsichtbare Quallen mit tödlichen Tentakeln). Um den Stress gar nicht erst zu haben, gehe ich jetzt mehrmals die Woche ins öffentliche Schwimmbad hier umme Ecke. Das ist ne echt coole Sache. Die Aussies sind natürliche halb Land-, halb Wasser-Menschen, die von klein auf mit Meer vor der Tür aufwachsen. Um der Aussies willen, die einfach die Möglichkeit haben MÜSSEN, irgendwo schwimmen zu gehen, gibt es diese öffentlichen Schwimmbäder, Pools und „Lagoons“. Das ist eigentlich Sparmaßnahme. In der Stinger Season ist Schwimmen gefährlich, aber wenn es nirgends anders geht, gehen die Aussies eben ins Meer. Es ist also günstiger, öffentliche Pools zu betreiben, als dauernd irgendwelche Leute mit Verätzungen nach Quallenangriffen zu behandeln. Und wir armen Studis freuen uns!

Aussicht vom Castle Hill
Aussicht vom Castle Hill

Und es gibt ja so viel mehr zu tun hier. Gestern Nachmittag bin ich zur Rahel gefahren, von ihr aus kommt man ganz schnell zum Fuß des Castle Hills. Das ist laut Wikipedia der „Hausberg“ Townsvilles, aber eeeeigentlich ist es nur ein großer Stein, der ein bisschen aussieht wie der Ayers Rock, nur bewachsener und nicht so isoliert mitten in der Wüste. Offiziell handelt es sich also um einen roten Felsmonolithen (auf Englisch hört sich das an wie ne Rockband: Red Rock Monolith). Der Castle Hill ist zwar laut Definition ein Berg, denn es handelt sich um eine natürliche Erhebung in der Landschaft, die sich mehr oder weniger abrupt aus der Umgebung erhebt. Allerdings bedienen sich die Aussies des American Views on Things. Und die Amis sagen: „Ein Berg ist nur ein Berg, wenn er mindestens 300 Meter hoch ist.“ Ja, dumm geloffe, lieber Castle Hill – du bist leider nur 286m hoch. Tja, so kommts also, das Townsville eeeigentlich keinen Hausberg, sondern nur einen popligen Haushügel hat. (Den hat unser Haus übrigens auch, und er ist von Ameisen bewohnt.)

Weil der Castle Hill aber kein Berg ist, ist es gar kein Problem für normale Leute, einen Grund zu haben, nicht draufzuklettern. Und selbst ich habe es nun endlich einmal nach oben geschafft, nämlich gestern Abend mit Rahel. Der berühmte „Goat Track“ geht auf der anderen Seite rauf, da joggen oder BMX-en die Einheimischen regelmäßig rauf und runter um „diese überflüssigen Pfunde“ loszuwerden. Wir sind also den „Ironbark Track“ raufgeschnauft, der offenbar sogar anstrengender ist als der Goat Track – nämlich ein Class 3 Walking Track. Ich bin also dementsprechend stolz auf mich, dass ich es in einem Stück hochgeschafft hab, und das nach einer fiesen Fieber-Erkältung am Anfang der Woche. Oben angekommen, gabs einen suuuperschönen Sonnenuntergang und Panorama-Ausblicke über die ganze Stadt.

Aah sunset
Aah sunset

Später haben uns Andi und Tobi oben abgeholt in ihrem genialgigantischen Van. Das war was. Die haben ja nur zwei Sitze vorne und so hingen Rahel und ich hinten auf der Matratze mit einer Hand an der Decke um nicht bei jedem Bump auf der Straße durch die Gegend zu hoppeln. Unten angekommen (erstaunlicherweise immer noch in einem Stück) gabs Sandwiches von Subway und damit haben wir uns an den Strand gesetzt und gequatscht und die schöne Zeit gefeiert, die wir hier zusammen hatten. Denn die andern fliegen/fahren hier alle innerhalb der nächsten zwei Wochen weg, das ist echt voll schade.

 

Nächste Woche hab ich meine Klausuren, also alle schön Daumen drücken bitte, damit auch Anthropologie einigermaßen läuft. Ich bin immer noch froh, dass ich nur zwei Klausuren vor mir habe, das ist echt ne gute Sache.
Arbeiten geh ich auch noch, aber Stunden habe ich im Moment nicht viele. Hoffe, das wird noch besser. In drei Wochen ziehe ich auch endlich hier aus, wird auch Zeit. Mal schauen, wo ich dann unterkommen kann bis ich wegfliege Mitte Dezember. Buttercup will noch verkauft werden, obwohl wir zuletzt echt lustige Sachen erlebt haben. Gestern habe ich an der Tankstelle meinen Schlüssel stecken lassen und die Tür zugeschmissen. Also in der Tankstelle gefragt und die konnten mir aber nur so ein Plastikband geben, womit man normalerweise Pakete fest zu macht. Dann habe ich das oben durch den Spalt im Fenster durchgefriemelt und versucht, mit der Schlaufe den Pinökel an der Tür zu erwischen.

der "Weg" auf den Castle Hill
der "Weg" auf den Castle Hill

Das ging natürlich ordentlich in die Hose. Zurück in der Tanke, stand grad ein Mann (der aussah wie ein Bob – mal wieder…) an der Kasse und hat mein kleines Problemchen mitbekommen. Er meint dann gleich, ich solle doch kurz auf ihn warten, dann hilft er mir. Das Plastikband hat er dann zusammengefaltet und geknickt, durch die Tür geschoben und wenn man dann das eine Ende drückt, geht die Schlaufe nach links auf und andersrum. Total logisch eigentlich. Nach zehn Minuten, als Bob Junior schon mies drauf weil es nicht weiter ging, hat es dann endlich geklappt, dass das Plastikband den Pinökel erfasste und endlich, endlich war meine Tür wieder offen. Welche Aufregung am frühen Morgen, ich sags euch!

 

Übrigens habe ich für Aylin einen megapeinlichen Quest erfüllt und bin zu meiner Arbeitskollegin Emily, als so ziemlich alle Kollegen grade in Hörweite waren, und habe sie nach einem Autogramm gefragt. Wieso? Sie heißt McLeod mit Nachnamen und weil Aylin so ein Fan von McLeod’s Töchtern ist und ich eine sooo gute Freundin bin…naja.
Für Max habe ich (noch nicht im Museum, das kommt noch…) auf der Straße einige Male was lustiges gefunden. Den Sinn versteh ich nicht so ganz und finde es leicht unangebracht, aber lustig ist es trotzdem, wie viele Leute anderthalb Jahre nach dem verheerenden Zyklon Yasi, der hier an der Küste wütete, mit selbstgedruckten T-Shirts rumlaufen, auf denen in knallbunt steht „I survived Cyclone Yasi!

Und apropos Quests…ich hab heute auch einen für euch, liebe Freunde. Alle, die uuunbedingt von mir ne Postkarte wollten und teilweise auch schon bekommen haben, können sich ja mal Gedanken machen, ob es nicht nur fair wäre, mir auch mal was liebes zu schicken. Ich bin immer so kreativ, damit ihr auf dem Laufenden gehalten werdet und regelmäßig Fotos zu sehen bekommt, und ich bekomme von daheim gar kaum was mit. Jetzt habe ich schonmal ne feste Adresse und ein Postfach, damit auch ja keine Post verloren geht – und in den vier Monaten, die ich nun hier bin, habe ich erst neun Postkarten bekommen, sechs davon von meinen liebenden Eltern (ich schätze, hauptsächlich, weil ich mich immer über ein leeres Postfach beschwere). Die Karten von Cindy, Mel und Inka wurden mit großem Trara von mir gefeiert und wenn ihr weiterhin so ausführliche geistreiche Blogs von mir lesen wollt, nehmt euch gefälligst mal ein Herz und schickt mir nen Brief (Postkarten von Deutschland kosten übrigens nur 75 Cents! Die Ausrede „ich hab dafür kein Geld“ gilt also nicht. „Kommt sowieso nicht mehr rechtzeitig an“ fällt flach – ich bin noch bis Mitte Dezember hier und der normale Brief dauert höchstens eine Woche. Also aufauf Leute, und wenn ihr bald gar nix mehr von mir zu lesen bekommt, wisst ihr, wer Schuld ist! Pah! :P

 

 


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