Nach der Nacht in den Tiefen des Daintree ging es morgens früh wieder weiter. Ich holte Olga und Rahel am Cape Trib ab und fuhr mit ihnen ans Bluehole, dieses unerklärlicherweise atemberaubend knall-hellblau schimmernde Wasserloch, das nur Einheimische und „honorary Cow Bayer“ finden können.
Schwimmen waren wir allerdings nicht, nass wurden wir auch so – es regnete nämlich in Strömen. Aussteigen mussten wir aber trotzdem nochmal, um uns mit Daintree Schwarztee einzudecken und tropisch Eisessen zu gehen. Danach brachte ich die Mädels nach Port Douglas. Ich musste sowieso runter bis Mossman, also war das in Ordnung. Buttercup machte leicht Probleme (reagierte vier Mal einfach nicht auf das Gaspedal…) und ich überlegte kurz, ob ich den 5-Stunden-Trip nach Cooktown wirklich wagen sollte. Weil ich mich aber so auf meine erste Übernachtung als Couchsurfer freute und außerdem eine Aboriginal-Culture-Tour gebucht (und bezahlt) hatte, machte ich mich also auf den Weg.
Von Mossman nach Mareeba erinnert die Straße stark an Neuseeland: Links-Kurve, Rechts-Kurve, Links-Kurve, Aussichtspunkt, Links-Kurve, steil. Völlig aus der Puste schaffte es Buttercup bis oben, wo uns ein herrlicher Ausblick bis nach Alexandra Bay im Daintree erwartete. Nach Mareeba kommt nicht mehr viel. Ich dachte ja, ich würde nur um den Regenwald rumfahren (die Küstenstraße ist nur 4WD-geeignet), aber falsch gedacht. Da hinten ist das totale Outback. Zwar keine Wüste, aber sogenanntes Scrubland, also trockener Boden mit zähen Bäumen und höchstens kniehoher sonstiger Vegetation. Die Straße geht ziemlich viel gradeaus, wie man das so von hier gewöhnt ist, ist aber eine gute Straße, zweispurig und sogar mit Fahrbahnmarkierungen.
Mir ist gleich aufgefallen, dass einige der Bäume gemischtfarbige Blätter hatten – manchmal war es wie diese Bilder von einem Baum während mehreren Jahreszeiten, halb frühlingsgrün, halb herbstorange. Sah hübsch aus, aber erklären konnte ich es mir nicht. Als ich jedoch auch vermehrt schwarze Flecken Erde sah, dachte ich mir schon, dass es wohl vor kurzem gebrannt haben musste. Die niedrigeren Blätter waren „geräuchert“ worden, oben waren sie noch grün. Es war also echt schön, die Strecke zu fahren, zwischendurch durfte man sogar auf 110km/h beschleunigen! Welch Freude, wo doch sonst immer nur 100 erlaubt sind! Am Straßenrand sieht man öfters Autowracks, ich hab vier gesehen, zwei davon komplett ausgebrannt. Vielleicht haben denen die 110 nicht gereicht.
Als die Straße wieder anstieg und kurviger wurde, hatte ich plötzlich den Geruch von Verbranntem in der Nase. Bekomme schon tierische Panik – allein im Outback liegen bleiben bei soo wenig Gegenverkehr…oje. Wollte dann bei der nächsten Fahrbahnerweiterung (sowas gibt es, damit man die langsamen Trucks überholen kann) mal stehen bleiben. Hab ich auch getan, schaue nach vorne und die Wolken sehen ganz seltsam aus. Irgendwie neblig. Bin ausgestiegen, schaue nach rechts. Man hatte einen wunderbaren Blick über die riiiesige Ebene durch die ich gekommen war, weit hinten die Ranges und direkt unter mir (Luftlinie vielleicht 500m von mir weg) eine gigantische Rauchsäule. Grauer Rauch überall links von mir. Also doch kein Nebel. Und auch nicht Buttercup, der leise vor sich hin schmort…puh!
Ich stand da bestimmt ne halbe Stunde am Straßenrand, wie gebannt von diesem unglaublich faszinierenden Naturschauspiel. Dass im Outback was brennt oder schwelt ist nix besonderes, aber so live dabei zu sein, irgendwie schon. Flammen hat man immer nur kurz gesehen, wenn es einen neuen Baum erwischte, dann stieg eine Säule schwarzen Rauches auf und weiter ging es. Das Schwelen und Brennen war so nah unter mir (aber da waren Steine dazwischen, es hätte mich also kaum erreichen können, wie ich da oben auf der Anhöhe stand), dass ich es sogar zischen und fauchen hörte. Trotz der Hitze bekam ich da ne Gänsehaut. Unglaublich spannend, ich sags euch!
Nach weiteren Stunden bei 110km/h und lauter Musik und extremer Hitze durchs Outback wurde die Landschaft wieder etwas weniger trocken – teilweise aber linke Straßenseite grün und lebendig, rechte Straßenseite schwarz verkohlt und schwelend. Ich schätze nicht, dass es sich um gelegte Feuer handelte (manchmal macht die Regierung das ja, damit die natürliche Balance bestehen bleibt oder so), denn nirgends waren „Smoke Hazard“- oder ähnliche Schilder aufgestellt worden. Außerdem zeigten die „Fire Hazard“-Thermometer, die am Straßenrand oft zu finden sind, allesamt auf grün – „no risk“.
Völlig verschwitzt und fertig kam ich schließlich doch endlich in Cooktown an. Ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte, aber eine ganz süße kleine Stadt an einer Landzunge zwischen Endeavour
River und dem hier recht unruhigen Pazifik gelegen – Richtung Osten kommt gaaanz lang gar nix mehr und dann irgendwann Südamerika. Dank kostenloser handgemalter Straßenkarte fand ich auch ganz
schnell Gerys Haus, bei dem ich mich für zwei Nächte als Couchsurfer angemeldet hatte.
Wurde auch gleich ganz lieb mit Kaffee und home-made Anzac Biscuits (und wehe, einer sagt Cookies, dann gibt’s Ärger!) begrüßt und fühlte mich sehr willkommen.
Gery ist pensionierter Auswanderer aus Heidelberg (also gleich ein Stückchen Heimat down under gefunden) und hostet als einziger Couch-Anbieter der Stadt dauernd irgendwelche Leute aus
irgendwelchen Ländern. Es gibt also viel zu lernen und Gery hat mich auch gleich abends noch mitgenommen zum Sunset-Schauen auf dem Grassy Hill. Heute ging es in den Botanic Garden und über die
Range in die Finch Bay, eine abgelegene Bucht mit Sandstrand und riesigen grauen Boulders (Felsblöcken), die überall in der Gegend rumliegen. Zu essen bekomme ich hier auch gut, ich habe ein
eigenes Zimmer mit Bett, also geht es mir gut :)
Leider gibt es keinen Handyempfang hier oben, also ein großes Sorry an alle, die sich vernachlässigt gefühlt und sich Sorgen gemacht haben, wo ich doch versprochen hatte, ich melde mich wenn ich
angekommen bin.
Hoffe, euch geht’s allen gut und alle daheimgebliebenen Uni-Kollegen können die letzten freien Tage vor Semesterbeginn genießen! Allerliebste Grüße aus „just below Cape York“!
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