Shop 'til you drop

Ach mann…also damit hatte ich ja nun so gar nicht gerechnet – heißt doch, es ist Trockenzeit in den Tropen. Aber heute früh als ich aus dem Haus ging, tröpfelte es leicht und sobald ich aus der U-Bahn (deren Stationen übrigens aus unerfindlichen Gründen trotz tausenden dreckigen Füßen glänzend saubere Fußböden haben) stieg, um mir im Fort Canning Park Gedanken zu meiner Singapur-Planung zu machen, schüttete es wie aus Eimern. Ja Mama, ich hätte wohl doch meine Regenjacke einpacken sollen… Es war jedenfalls so krass warm, dass meine Kameralinse beschlagen ist als ich sie aus der Tasche geholt hab.

Hindu-Tempel in China-Town
Hindu-Tempel in China-Town

Planung wurde also zurück aufs Hostel verlegt, wo ich dann auch gleich in trockene und langbeinige Klamotten stieg. So wirklich traue ich mich noch nicht an das einheimische (also chinesisch-indisch-malayische) Essen und habe mir bisher nur einen Riesenpott getrocknete Mangos und kleine brotähnliche Kekse besorgt.
Grade als ich soweit regenfest gewandet und wieder mit dem wohl langsamsten Aufzug Singapurs unten auf der Straße angekommen war hatte es natürlich – wie sollte es anders sein – fast aufgehört zu regnen und ich schwitzte mich den Nachmittag lang halb zu Tode.

die Umgebung ist nicht immer so hübsch wie die Tempel
die Umgebung ist nicht immer so hübsch wie die Tempel

Mit der Bahn kommt man hier ziemlich schnell von A nach B. Man kauft sich für ein paar wenige Singapurdollars (für meine 4 Stationen heute €1,30) ein Ticket, das ist ein Kärtchen wie ne Kreditkarte, damit geht man wie in der London Tube durch so Sicherheitsschranken und dann in die Bahn. Wenn man seinen Zielbahnhof erreicht hat, geht man zum Automaten, steckt die Karte rein und bekommt einen Dollar (= €0,60) als Pfand zurück. Voll lustig, dann hat man am Ende des Tages immer ein paar Dollar mehr im Geldbeutel als man nach dem letzten Shoppinganfall dachte ;)

 

Großstadt halt
Großstadt halt

Einkaufen ist sowieso ein großes Thema bei den Singapurern. Ich glaube, das tun sie mit am liebsten. Es gibt in jedem Stadtteil Einkaufsstraßen oder die ganzen Viertel eignen sich zum Bummeln. Zum Beispiel in Chinatown wo ich ja wohne. Hier werden ab Mittag die Straßen für Autos gesperrt, sodass eine Art Fußgängerzone entsteht; auf der Straße stehen dann Marktstände und Futterbuden (sogar ein Brezelstand ist da…ich glaub da muss ich morgen mal ein bissl deutsch quatschen gehn) und in den meist 2stöckigen Häuschen sind untendrin Restaurants oder kleine Läden. Die sind immer vollgestopft bis oben hin mit Krams den keiner braucht. Jedenfalls kein Europäer – Singapur ist zwar sehr am Westen orientiert und dazu auch noch weit vorne was Elektronik und Technik angeht, aber wenn man an den Computerläden vorbeigeht, rollen sich einem die Fußnägel hoch wenn man die Spinnweben in den Ecken der Bildschirme und die Staubfäden zwischen den Tasten sieht.

Schuhabteilung in Mustafa's Warehouse
Schuhabteilung in Mustafa's Warehouse

Man bekommt zwar alles in den kleinen Lädchen, es gibt aber auch an jeder zweiten Straßenecke riesige Kaufhäuser. So war ich zum Beispiel vorhin in Mustafa’s Warehouse auf Empfehlung eines Singapur-Magazins, dass ich von der Messe mitgenommen hatte. Das preist Mustafa’s als das „wohl schrägste, voll gepackteste, kurioseste Kaufhaus der Welt“ an. Ich dachte erst, es ist einfach ein normales Kaufhaus, aber falsch gedacht. Das Ganze ist wirklich ein einziger Laden – verteilt auf vier einzelne Gebäude mit je mindestens 4 Stockwerken – und man bekommt dort einfach alles. Ich habe zum Beispiel noch nie sooo viele verschiedene Zahnbürsten an einem Fleck gesehen. Von den Hygieneartikeln geht es direkt weiter zu diversen Speiseölen, dann in die Schuhabteilung (war mir auch ein Foto wert weil das einfach zu toll aussah) und zum Kinderspielzeug.

Mustafa's Warehouse
Mustafa's Warehouse

Mohamed Mustafa hat vor vielen Jahren als kleiner Tante-Emma-Laden sein Geschäft eröffnet und ist seither stetig gewachsen und mittlerweile 24 Stunden am Tag geöffnet. Günstig ist alles und die Qualität scheint wenigstens bei Markenartikeln einigermaßen zu stimmen. Großartige Ahnung hat das Personal soweit sich das erkennen ließ zwar nicht, aber immerhin habe ich für umgerechnet 19 Euro neue Ohrstöpsel und Lautsprecher bekommen, weil bei mir ja wieder mal alles Schrott ist.

irgendwie bezweifle ich, dass dieses Gefährt in Deutschland auch für 25 Leute zulässig wäre
irgendwie bezweifle ich, dass dieses Gefährt in Deutschland auch für 25 Leute zulässig wäre

Wenn man so durch die Stadt schlappt, kommt man in fast ganz Asien vorbei. Chinatown war erst der Anfang – ich machte mich heute Mittag mit der Bahn auf nach Little India, was laut Guide vor Leben strotzen soll, aber leider war ich etwas enttäuscht. Die vielen Autos, die halt fahren wie sie wollen (aber immerhin kurz hupen bevor man ihnen vor die Räder läuft), und die Menschen, die nie aus dem Weg gehen, haben den gemütlichen Spaziergang doch leicht gestört. Gehwege werden grundsätzlich nicht als solche benutzt, sondern als Restaurant-Außenbereiche, Hotelrezeptionen, als Standort für Getränkeautomaten, Wäscheleinen, Kaffeetischchen oder – bei weitem am beliebtesten – als Platz für einen einzelnen Stuhl, auf dem der Geschäftsbetreiber in seiner Pause (also immer wenn grade kein Kunde da ist) ausruht und die Füße an die gegenüberliegende Säule stellt, sodass absolut kein Durchkommen ist.

Little India
Little India

In Little India ist ganz cool, dass es viele Grünflächen gibt und die Häuschen über den Geschäften total bunt und süß und ursprünglich sind und dass man dauernd irgendwo auf einen Tempel stößt. Gleich drei habe ich entdeckt mit den ausgefallenen Namen Sri Srinivasa Perumal, Shree Lakshminarayan und Sri Veeramakaliamman. In die meisten darf man nicht rein und der eine der offen war, war leider gerade in der Renovierungsphase und daher nur halb zugänglich. Ich fand’s sehr schade, dass die ganzen Tempel und Moscheen gar nicht so wirklich schön anzusehen sind von außen. Die meisten sind inmitten von hässlichen Hochhäusern und an Straßen gelegen. Aber trotzdem sind die Statuen und diese Art Haufen von buddhistischen Gottheiten ziemlich bunt und imposant.

Weiter ging es ins arabische Viertel. Die Arab Street hat mir persönlich auch nicht so sehr zugesagt, aber das mag auch daran gelegen haben, dass ich ziemlich kaputt war in meiner knielangen Jeans und festen Schuhen. Vielleicht tragen deshalb die Singapurer alle viel zu große Schuhe – damit mehr Luft reinkommt…

 


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