Das ist die Antwort in der ersten Zeile von Achim Reichels Lied Aloha Heja He (wozu u.a. auf fast jeder Aida-Brauhausparty geschunkelt wird). Er singt "Wenn du mich fragst, wo's am schönsten war, sag' ich Sansibar." Und dahin machten wir uns auf nach acht Tagen voller Natur und Aufregung und soo tollen Eindrücken in Kenia.
Sansibar ist eine Insel, falls ihr es nicht wusstet. Ich hatte mir nie drüber Gedanken gemacht, wusste dank Achim Reichel nur, dass es wohl am Meer liegen würde. Die Insel liegt vor der Küste Tansanias und gehört auch zum tansanischen Staatsgebiet, gilt aber als halbautonom (was auch immer das heißen mag). Weil die ganze Insel vom Tourismus lebt, ist der Lebensstandard etwas höher als am Festland, aber trotzdem ist die Armut extrem hoch. Generell ist es natürlich immer noch Afrika und natürlich finden sich viele Parallelen, wenn man grade aus Kenia kommt. Was uns aber direkt aufgefallen ist, waren die vielen Menschen in Kopftuch und Kaftan. Tansanias Küstengebiete und Inseln sind stark islamisch geprägt. Vor einigen Jahrhunderten kamen die Perser, dann die Omanis, die brachten ihre Sprache und Kultur mit und machten Sansibar zum großen Knotenpunkt im weltweiten Handel mit Gewürzen. Später kamen die Briten, brachten Englisch mit, und so ist heute wie in Kenia auch neben Swahili auch Englisch eine Amtssprache. Aber man sieht auf Sansibar doch noch erstaunlich viel arabische Schrift überall.
Das Einreisen nach Sansibar war auch gleich eine viel größere Sache als das nach Kenia. Wobei wir vor der Ankunft am Flughafen in Nairobi an einer Schranke aus dem Jeep aussteigen mussten, um durch einen Metalldetektor zu laufen, der bei fast allen piepste, weil wir Gürtel und Uhren anlassen sollten. Dann auf der anderen Seite wieder in den Jeep einsteigen, zu all unserem Gepäck, den Rucksäcken und Handtaschen, die nicht durchleuchtet wurden. Wie seltsam.
Naja, dafür dauert der Flug nach Sansibar nur anderthalb Stunden. Eigentlich.
So lief unsere Odyssee durch den Flughafen ZNZ ab:
21:30 Uhr. Wir landen pünktlich.
21:40 Uhr. Wir kommen als fast letzte Passagiere unseres Fliegers in der Ankunftshalle an und fummeln alle nötigen Dokumente aus unseren Rucksäcken. Wir waren vorher schon vom Reiseveranstalter informiert worden, dass wir pro Person zwei Passfotos und 50€ für die Beantragung des Visa-upon-arrival bei uns tragen sollen.
Im Flieger gab es wider Erwarten keine Einreisedokumente, die liegen alle in großen Kisten komplett durcheinander in der Eingangshalle. Nirgends gibt es eine Info, ob wir das große weiße, das kleine weiße oder das kleine rosa Formular ausfüllen müssen. Also nimmt sich jeder alle und füllte alle drei aus, mit den gleichen Daten, denn alle fragen das gleiche ab. Aber keins fragt uns nach unseren zwei Passfotos...
22:10 Uhr. Nach 40 Minuten warten und schwitzen kommen wir endlich an die Reihe und dürfen an einen Schalter ganz rechts vortreten. Dort roll der nette Officer mit den Augen und
erklärt uns, wir bräuchten doch nur das kleine weiße Formular, weil wir doch Touristen sind. Den rosa Zettel will er dann aber doch auch haben. Den großen weißen brauchen wir nicht.
Wir stopfen also alle den großen weißen in unsere Hosentaschen, damit er aus dem Weg ist und bei nächster Gelegenheit im Mülleimer landen kann.
Wir waren die letzten aus unserem Flieger und fragen uns, wieso hinter den Schaltern da noch so viele der anderen Passagiere an den Gepäckbändern rumstehen, wo wir doch schon vor einer
Dreiviertelstunde gelandet sind und der einzige Flieger auf dem Rollfeld waren.
22:20 Uhr. Der nette Officer von ganz rechts schickt uns zum mittleren Schalter, wo wir für unser Visum bezahlen sollen. Unsere Mitreisenden werden zum Schalter ganz links geschickt. Dort geht es noch langsamer. Am mittleren Schalter werden wir nach dem großen weißen Zettel gefragt. Wir kruschteln alle in unseren Hosentaschen und präsentieren mit beschämtem Blick unsere so-gut-es-geht-glattgestrichenen-weil-vorher-zusammengeknüllten großen weißen Zettel. Papa zahlt die 50€ Visumsgebühr für die ganze Familie und bekommt einen Beleg. Der mittlere Officer händigt ihm seinen großen weißen Zettel mit einer dran getackerten Quittung aus.
22:35 Uhr: Wir werden zurück geschickt zum Schalter ganz rechts. Der nette Officer von ganz rechts kontrolliert Papas Beleg. Dann kontrolliert er Papas Quittung und macht uns einen Stempel in den Pass.
22:40 Uhr. Papa wird weiter geschickt zur Gepäckausgabe. Wir fragen uns, wofür die anderen Passagiere hinter den Gepäckbändern denn nun noch anstehen und erwarten weitere sinnlose Durchleuchtungsaktionen. (Solche hatten wir auch schon auf dem Hinflugs-Zwischenstopp in Addis Ababa, wo wir beim Betreten der Transitzone und beim Boarding unseres Anschlussfluges durchleuchtet wurden - als hätten wir im Duty-Free-Shop mal eben eine Machete oder Handgranate gekauft.)
Der nette Officer hinter den Schaltern kontrolliert Papas Beleg, den er in den Zwischenzeit schon sicher in seinem Geldbeutel verstaut hatte. Er ist verwirrt, denn Papa ist ja nur einer, aber der Beleg nennt drei bezahlte Visa. Wir winken. Der Officer ist zufrieden und macht Feierabend.
22:42 Uhr. Mama und ich werden zur Gepäckausgabe geschickt. Der nette Ersatz-Officer fragt mich, ob ich Tanja bin. Ich bin verwirrt und nicke. Der nette Officer freut sich, gestikuliert zu Papa und seinem Beleg und lässt mich weitergehen. Er spielt das gleiche Spiel mit Mama und freut sich. Wir dürfen alle zum Gepäckband weitergehen.
22:43 Uhr. Wir stehen vor dem Gepäckband. Es fahren noch sieben Gepäckstücke auf dem Gepäckband und unsere Gruppe hat insgesamt sieben Gepäckstücke. Wir freuen uns. Dann sehen wir: das sind nicht
unsere sieben Gepäckstücke. Wir sind verwirrt.
Wir fragen einen neuen netten Officer. Er ist entspannt und erklärt, dass unser Flieger ein Transitflug war, der von Nairobi über Sansibar nach Dar-es-Salam geflogen ist. Sieben Personen waren
Transiter, die bis Dar-es-Salam an Bord geblieben sind. Ihr Gepäck läuft grade auf dem Gepäckband an uns vorbei. Alle anderen Passagiere sind in Sansibar ausgestiegen. All ihr Gepäck fliegt
gerade über den Indischen Ozean und wird bald am Festland landen.
Wir sollen uns beim Gepäckservice anstellen. Wir verstehen jetzt, worauf die ganzen anderen Passagiere warten.
23:10 Uhr. Die Schlange wird nur langsam kürzer. Ein neuer aufdringlich netter Officer merkt, dass wir besser Englisch sprechen als die Spanier vor uns in der Schlange. Er bietet seine Hilfe an beim Ausfüllen des Gepäck-Such-Zettels. Wir freuen uns, vielleicht geht es so schneller. Der Officer nimmt mich mit in das kleine Kabuff des Gepäck-Such-Teams. Ich werde von den Spaniern beschimpft, weil ich mich vordrängeln würde. Der Officer setzt mich an einen Schreibtisch und lässt mich das Formular ausfüllen. Das ist ausgelegt auf einen verlorenen Koffer. Wir haben sieben. "Nein", sagt er. "Ihr braucht nur ein Formular für alle zusammen." Er lässt mich nicht selbst Farbe, Größe und Marke unserer Koffer ausfüllen. Das macht er in unleserlicher Beamtenschrift lieber selbst mit Hilfe unserer in weiser Voraussicht geknipsten Koffer-Fotos.
23:25 Uhr. Unser Formular ist fertig ausgefüllt, nachdem unser aufdringlicher Officer mich noch drei Mal im Kabuff allein gelassen hat. Alle unsere Gepäck-Aufkleber, die man zur Nachverfolgung
von verlorenem Gepäck beim Einchecken bekommt, wurden uns abgenommen und übereinander auf unser Formular geklebt, sodass der oberste direkt wieder abfiel.
Man verspricht mir, innerhalb von 24 Stunden melde sich der Kundenservice per Email bezüglich unserer Wiedergutmachung (was übrigens heute, 29 Tage später immer noch nicht passiert ist; Anm. d.
Red.) und bis morgen früh sei unser Gepäck in unserem Hotel.
23:27 Uhr. Der aufdringlich nette Officer flüstert mir etwas ins Ohr. Ich verstehe nichts. Er flüstert nochmal. Ich verstehe immer noch nichts, nicke aber. Draußen sage ich dem Rest unserer kleinen Reisegruppe, dass er vermutlich Trinkgeld erwartet (oder nennt sich das Schmiergeld?), weil er uns so nett beim Ausfüllen geholfen und den Spaniern vorgezogen hat. Ich werde losgeschickt, um ihm 5 Dollar in die Hand zu drücken.
Wir machen uns vom Acker zu unserem Fahrer, der seit knappen zwei Stunden vor dem Flughafen auf uns wartet. Auf dem Weg ruft mir einer der Spanier auf Spanisch hinterher, dass ein aufdringlich netter Officer nochmal aus dem Kabuff kam und mich gesucht hätte. Wir gehen davon aus, ihm waren die 5 Dollar nicht schmierig genug, ignorieren die kurze Sorge, ob er aus Boshaftigkeit unseren Gepäck-Zettel verschwinden lassen könnte, bedanken uns hastig beim Spanier und machen, dass wir weg kommen. Vor dem Flughafen nicken wir dem großen Schild zu, das proklamiert: "This is a corruption-free zone."
1:00 Uhr. Dreieinhalb Stunden nach der Landung kommen wir im Hotel an. Der freundliche Rezeptionist schickt uns direkt in unsere Bungalows und verspricht, dass Check-In auch morgen noch reicht. Die vermutlich seit zwei Stunden bereitsehenden Kofferträger sind verwirrt, dass deutsche Touristen ohne Gepäck in Sansibar ankommen.
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Ändy (Donnerstag, 11 April 2024 20:45)
Na toll, ich freue mich auf die Einreise jetzt mehr. Aber wir haben Fotos dabei und auch schon das Visum.. Und die kennen Steffen nicht, bevor der Schmiergeld zahlt machen die Feierabend